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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 2.1908/​9

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Bibliographie zur Geschichte der Architektur
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Wackernagel, Martin: Italienisches Referat
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https://doi.org/10.11588/diglit.19219#0138

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Di'. Martin Wackernagel-Rom.

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Paolo Giordani. Baccio Pintelli a Ro-
ma (Arte 1908, Heft II).

Nach Vasari hätte P. als Architekt die ge-
samte große Bautätigkeit unter Sixtus IV. allein
in Händen gehabt. Der Verf. stellt dagegen ur-
kundlich fest, daß P. bis 1483 in Rom überhaupt
nicbt und dann zunächst ausschließlich als Fe-
stungsbaumeister beschäftigt war (Kastell von
Ostia und danach vielleicht auch Gaste] S. An gel o
in Rom, sodann verschiedene fortifikatorische
Bauten in den Marken). Bei S. Maria delle
Grazie in Sinigaglia ist ein Kreuzgang von ihm, wo
sich durch Vermiltelung des Lehrers Francesco
di Giorgio noch ein Nachwirken des Stils des
L. B. Alberti bemerkbar macht. Verwandt er-
scheint der Säulenportikus im Hofe von Crotta
ferrata. An den ihm in Rom fälschlich zuge-
schriebenen Werken werden einige durchgehende
Eigenheiten in der Gewölbebildung und Gestal-
tung der Kapitäle hervorgehoben, die der Art
des P. widersprechen.

Die Schrift von L. Goldhart über die «Hei-
ligen Berge» in Varallo, Orta und Va-
rese (die bekanntlich jeder eine interessante
Sammlung malerisch-zierlicher, phantasievoller
Kapellenbauten darstellen) erschienen in den
«Beiträgen zur Bauwissenschaft», bei Wasmuth,
Berlin, ist dem Schreiber nicht zugänglich ge-
worden.

Michelagniolo von H. Mackowsky. Berlin,
Marquardt, 1908.

Kapitel VI (p. 298—341): «Die architektoni-
schen Schöpfungen». Ohne wesentlich Neues
zu bringen, bietet das Kapitel eine eingehende
Darstellung und Würdigung der architektonischen
Tätigkeit des Meisters.

F. Burger. Über zwei Architekturzeich-
nungen Michel Angelos in der Casa Buo-
narroti in Florenz (Repert. f. Kunstwiss. 1908,
Heft II). Die beiden Zeichnungen werden als
erste Ideen für Raumgestaltungen, in denen das
Juliusgrab Aufnahme finden sollte, erklärt. Die
erste eine kleine an S. Peter angelehnte Kapelle
im griechischen Kreuz; die andere vielleicht das
dem Bramantischen Entwurf entgegengesetzte
Projekt des Choraufbaues über den alten Funda-
menten von Rossellino.

Italienisches Referat.

Von Dr. Martin Wackernagel - Rom.

I. DENKMALSCHUTZ.

Seitdem Corrado Ricci die wichtige Stellung
des «Direttore generale delle belle arti e scavi»
verwaltet, ist das Eingreifen des Ministeriums
zugunsten der Kunstdenkmäler ein merklich
rührigeres und systematischeres geworden.

Eine allgemeine Maßregel, die auch in diesem
Sinn gute Dienste leisten wird, ist die anfangs
dieses Jahres befohlene, und wie es heißt, schon
weit vorgeschrittene (s. Bollett. d'Arte, fasc. V)
Inventarisation aller künstlerisch und historisch
wertvollen Bauten sowie der in öffentlichem und
halböffentlichem Besitz befindlichen beweglichen
Kunstwerke.

Auf eine Interpellation im Parlament hin,
wegen der Gefährdung wertvoller Baudenkmäler
in Apulien hat Ricci in Person eine längere
Reise durch jene Provinzen unternommen und
Maßregeln zum Schutz der zahlreichen und
bedeutenden, aber in diesen abgelegenen, wenig
zivilisierten Gegenden allen Eventualitäten aus-
gesetzten Monumente getroffen.

Gegen die Absicht der Stadt Lucca, ihren
historischen Mauerring stellenweise niederzu-
legen, hat das Ministerium sein Veto eingelegt.
Dagegen konnte es aber geschehen, daß in der
Hauptstadt selbst, unter den Augen der dabei
geschickt umgangenen Aufsichtsbehörde, die viel
ehrwürdigere Umwallung der Aurelianischen
Mauer zwischen porta Salaria und Pinciana
durch Straßendurchbrüche von rein phrasen-
hafter Dringlichkeit geradezu zerstückelt wurde.

Und weiter wird es geschehen, daß man zu-
gunsten der «monumentalen» Platzanlage vor
dem Viktor-Emanueldenkmal den an den palazzo
Venezia rechtwinklig anstoßenden kleineren
«palazzetto Venezia» noch im Laufe dieses Jahres
niederreißt. Zwar soll er sofort in der Nähe
wieder aus den alten Materialien aufgebaut wer-
den ; jedoch die schöne historische Baugruppe
geht verloren und zugleich ist schon dafür
gesorgt, daß der monumentalen Wirkung des
Hauptpalastes durch die symmetrische Gegen-
überstellung eines «Pendants» — in welchem
Palast die «General-Direktion der schönen
 
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