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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 2.1908/​9

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Haupt, Albrecht: Die Aachener Bronze-Gitter und das Theoderich-Denkmal
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https://doi.org/10.11588/diglit.19219#0164

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Literatur.

150

Beweis dafür, daß man im 6. oder 7. Jahrhun-
dert in Ravenna wirklich Giller in Bronze goß,
der für Aachen fehlt. Außerdem steht historisch
fest, daß Theoderich der Große Bronzegießer für
seine künstlerischen Zwecke nach Ravenna zog. —

Wie und in welchen Formen aber diese
Künstler arbeiteten, dafür ist auch hier kein wei-
teres Zeugnis mehr vorhanden. Auch den raven-
natischen Bronzestil müssen wir uns rekon-
struieren. Daß er existiert haben muß, steht
jedoch außer allem Zweifel.

Wie dürften wir uns nun etwa Gitter gestaltet
denken, die ums 6. Jahrhundert in Ravenna ge-
gossen wären, da uns doch jedes andere Muster
fehlt als jenes Gitter? Dessen Formen lehnen
sich aber an die italienischer Marmorschranken
jener Zeit an.

Es sind uns dort einige gleichzeitige Marmor-
arbeiten erhalten, die uns einen bescheidenen
Anhalt geben können: Brüstungen und Schranken,
die demselben Zwecke dienten wie unsere Bronze-
gitter in Aachen.

Zunächst solche an Ambonen. Diese sind aber
ohne Ausnahme geschlossen, nicht durchbrochen,
und meist nicht reich an dekorativen Formen;
ähnlich den Wänden gleichzeitiger Sarkophage.

Wie diese pflegen sie an den Ecken mit
korinthischen kannelierten Pilastern verziert zu
sein, deren Kannelüren ohne Ausnahme unten
mit Rundstäben gefüllt sind. —

Durchbrochene Marmorschranken finden wir
noch in S. Vitale; ungemein fein gearbeitet, das
reine Filigran. — Das Prinzip ihrer Einteilung
ist folgendes: Ringsum Rahmen, deren Fläche
mit Blattwerk bedeckt ist, dann ein sich ver-
tiefendes Profil, das die durchbrochenen Füllungen
einfaßt. Diese Füllungen bestehen zum Teil in
übereckstehenden durcheinandergeflochtenen Qua-
draten mit Ornament dazwischen.

Wie dazugehörige Bronzeschranken sich dem
so verschiedenen Material gemäß gestaltet haben
würden, wissen wir natürlich nicht. Wir finden
aber in Aachen an einem Teile der Gitter an
den Ecken kannelierte korinthische Pilaster, deren
Kanäle unten mit Rundstäben gefüllt sind, —
andere sind mit Rahmen umgeben, deren Flächen
Blattwerk bedeckt, deren innere Profile sich ver-
tiefen, durchbrochene Füllungen einfassend. Und
unter diesen Füllungen auch solche mit übereck-

stehenden, an den Ecken verschlungenen Qua-
draten. Also in den Grundzügen doch völlig das-
selbe wie dort.

Es wird demnach richtig sein, sich den «ra-
vennatischen» Stil für Bronzegitter genau so vor-
zustellen, wie ihn die Aachener Gitter zeigen.
Es gibt nichts, was dagegen spricht.

Obendrein wäre nicht einmal zu verlangen,
daß jeder nach Bavenna gezogene fremde Bronze-
gießer rein «ravennatischen» Stil gebildet haben
müßte. Es genügt sicherlich, wenn wir über-
haupt feststellen, daß der Stil der Aachener
Gitter dem des 6. Jahrhunderts in Italien nicht
widerspricht.

Damit dürften auch die stilistischen Bedenken

beseitigt sein.

TT Albrecht Haupt.

Hannover. 1

Otto Schubert, Geschichte des Barock
in Spanien. Eßlingen, Max Schreiber, 1908.
XXIV, 424S. Mit 292Abb. geh.25ML, geb.28Mk.

Gewiß eine große und wertvolle Bereicherung
unserer Denkmäler- und Stilkunde. Die Spät-
renaissance nebst ihren Ausläufern bis zum klassi-
schen Zopf hat in den letzten Jahrzehnten erheb-
liches Interesse erregt und umfassende Würdigung
gefunden ; die Wirkung und die Verwertung „dieser
Studien macht sich in den neuesten Phasen
unserer modernen Architektur-Entwicklung überall
bemerkbar; durch sie ist wieder eine Brücke
zwischen modernsten und historischen Stilen ge-
schlagen. Deshalb haben sie einen aktuellen Wert
über das rein Architekturgeschichtliche hinaus.

Spanien ist in der kunstgeschichtlichen Be-
handlung im ganzen bisher stark vernachlässigt.
Systematische Darstellung ganzer Perioden man-
geln noch auf allen Gebieten. Die Kunstgeschichte
hat sich bisher fast nur mit einzelnen Werken
oder Künstlern beschäftigt, die das allgemeine
Interesse von jeher auf sich zogen. So sind z.B.
sowohl die Alhambra, als Persönlichkeiten wie
Velasquez und Murillo hinreichend gewürdigt; zu-
sammenhängende Arbeiten über bestimmte Zeit-
abschnitte fehlen. Auf dem Gebiete der Archi-
 
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