Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 2.1908/​9

DOI Artikel:
Haupt, Richard: Die Kirche zu Gumlöse, ein Markstein der frühen Backsteinbaukunst
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.19219#0185

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
171

Die Kirche zu Gumlöse, ein Markstein der frühen

Backsteinbaukunst.

Von Richard Haupt (Preetz).

Im Dorfe Gumlöse in Schonen steht eine
schmucke, aus Ziegeln erbaute Kirche von der
Form jener in den Ostseelanden rings zahlreich
zu findenden Gotteshäuser, die der Übergangsstil
hervorgebracht hat. Das rechteckige Schiff ist
in zwei quadratischen Jochen gewölbt, der etwas
schmalere Chor in einem. Im Westen ein niedriger
Turm. Die Fenster sind in Paaren angeordnet
eine Apsis fehlt, alle Bogen sind rund.

Diese Kirche, deren Maße recht bescheiden
sind (das Schiff mißt 12:5% m), hat durch Ver-
kettung der Umstände eine ganz ungemeine Wich-
tigkeit für die Beurteilung des zeitlichen Entwick-
lungsganges, den die Baukunst dieser Länder ge-
nommen hat, und deshalb ist ihr Name auch
wohlbekannt. Wir haben zwar in den alten däni-
schen Landen eine gute Zahl früher Ziegelbauten,
wie sie seit Waldemars des Großen Siege auf
Grathe Heide 1157 errichtet sind und die auf
seinen und seines Freundes, des großen Absalon,
Bischofs von Botschild, darauf (1181 bis 1201)
Erzbischofs von Lund, Einfluß und Einwirkung
zurückgehen. Aber ihre Datierung ist im ein-
zelnen nicht ganz bestimmt. Sie ist auch zum
Gegenstand starker Widersprüche gemacht worden.
Unbestritten und unbestreitbar steht, unsere Kirche
zum unverrückbaren Merkstein machend, das Da-
tum ihrer Einweihung.

Eine Holztafel in ihr, die Nachschrift eines bis
1669 unter Glas erhalten gewesenen Pergamentes
darbietend, berichtet, daß der Bau, angelegt von
Thrugotus Ketilson, vom Erzbischof Absalon im
Beisein der Bischöfe von Vexiö und von- Trond-
heim1 am 26. des Weinmondes 1191 geweiht
worden ist.

Der Zustand, in dem die Kirche auf unsere
Zeit gekommen ist, war nicht eben gut. Bei den
an ihr zu machenden Beobachtungen hat man
besonders mit dem Übelstande zu kämpfen ge-

1 Die Assistenz beider ergab sich wohl aus zu-
fälligen Umständen; wenigstens der Trondheimer hielt
sich als Landflüchtiger längere Zeit bei Absalon auf.

Zeitschrift für Geschichte der Architektur. II.

Abb. 1. Die Kirche zu Gumlöse in ihrer ursprünglichen
Erscheinung. Zeichnung von J. Kornerup 18. . .*

habt, daß die Sockel, Fenster und Portale arg
verändert oder ganz verdorben waren. Die Giebel,
wie auch der Oberteil des Turmes, gehören über-
haupt nicht mehr der ersten Zeit an. Wir haben
eine kundige, sehr sorgfältige Darstellung jenes Be-
standes von dem hochverdienten Prof. J. Kornerup.2
Unter den Deutschen hat sich Prof. Seesselberg
in dem bekannten großen Werke über die frühe
Kunst der germanischen Völker damit beschäftigt.

Ein betrübender und erfreulicher Schicksalsfall
hat bewirkt, daß unsere Kenntnis von dem wich-
tigen Bau auf neue Grundlage gestellt wird.

Vor drei Jahren ist die Kirche von einem
Brande betroffen und arg verheert worden. Bei
der Herstellung hat sich erwünschte und frucht-
bare Gelegenheit zu neuen eingehenden Unter-
suchungen ergeben. Der Architekt Prof. Wohlin
(Wählin) hat darüber einen ausführlichen Bericht

1 Dem Texte wird man zu entnehmen haben,
daß dies zweite Joch des Schiffes ein Paar Fenster
hatte, und aus den anderen Zeichnungen die Form
der Fenster und Anderes genauer erkennen.

2 Aarböger for nord. Oldkyndighed. Kopenhagen
1866, 172—188.

22
 
Annotationen