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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 2.1908/​9

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Haupt, Richard: Die Kirche zu Gumlöse, ein Markstein der frühen Backsteinbaukunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.19219#0186

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172 Richard Haupt (Preetz).

veröffentlicht, der voll neuer und wichtiger Auf- ausgemacht, daß diese Strichelung nicht beim
klärungen ist.1 Es ist dadurch aufs erwünschteste Formen oder nachher an den Steinen, sondern
auch über die Geschichte der älteren Ziegelbau- erst nach der Vermauerung ausgeführt sei, und
kunst neues Licht gegeben, und das Gerüste eines man mag das auf sein Wort hin für Gumlöse
wichtigen Teiles unserer Kunstgeschichte erhält gelten lassen. Der sehr gewissenhafte Kornerup
eine festere Begründung. war in Bezug auf denselben Punkt ganz verschie-

Über die Technik steht es durchaus fest, daß dener Ansicht gewesen; später hat er sie wieder-
der Bau ohne inneres Füllwerk durchweg aus holt geändert. Es gibt wirklich mehrere, bald da
guten, großen Ziegeln errichtet worden ist. Die bald dort beobachtete Verfahren zur Herstellung
bekleidenden Steine zeigen im Innern des Baues der Riffelung, und das Ergebnis eingehendster Ver-
folgung dieses, wie sich schließlich herausstellt,
ganz unnötigerweise mit höchster Wichtigkeit und
Schneidigkeit verhandelten Punktes ist das, daß
das Verfahren der Herstellung gleichgültig, daß es
schwankend gewesen und bald so bald so, je
nach den Umständen, geübt worden ist.

Der ganze Bau ist einschließlich des Turmes
nach einem Plane gleichmäßig angelegt. Eine
Treppe war nicht vorgesehen ; man mußte stets
wie heute mittelst einerLeiter durch eine viereckige,
in starken Holzrahmen gefaßte Öffnung des Turm-
gewölbes eindringen.

Abbildung 3. Sockel der Kirche. (Th. Wählin.)

Der Sockel ist überall so gebildet gewesen,
wie er in zwei anderen sehr wichtigen und wohl-
bekannten dänischen Bauwerken des zwölften
Jahrhunderts vorkommt: zu Sorö auf Seeland und
zu Bergen auf Rügen. Er ist nämlich nicht bloß
profiliert, wie die Sockel an den meisten ver-
Abbildung 2. Ansicht des Portaljoches, Wiederher- wandten Bauwerken der Zeit sind, sondern auch

Stellung von Th. Wählin. dui.ch aufsteigende Rundstäbe geteilt. Die Familien-

verwandtschaft dieser drei Werke wird dadurch
innig bekräftigt. Mit Sorö besteht in wichtigen

an ganzen Flächen, im Äußern an den Fenster-
kanten, den Lisenen und ähnlichen bevorzugten

, ,. , ,, . n i ji j i Zügen ganz überraschende Gleichheit.
Gliedern die wohlbekannte Behandlung durch ° • „. , n i ,• ■ • «> n n
„.„ , i o i • n xt, in* c Das südliche Portal hegt in einer aullallend
Riffelung oder Scnamerung. Wohlin erklart für , . . _. , ,~ ..„ . TT ,
_ starken, mit einem Giebel schließenden Vorlage.

1 Aarb. 1905, 118 ff. Die Gliederung ist schlicht, ohne Säulen, über der

2 Vergl. Haupt, Vizelinskirchen 92. Es sei hier rechteckigen Durchgangsöffnung war durch einen
mitgeteilt, daß in den Bauten der guten Zeit die an der Kante gefasten, sonst ganz schlichten gra-
Striche der Riffelung auf den Flächen überall nicht -

von rechts nach links gehen, wie man sie zu zeich- am Paradies des Lübecker Domes nachgemacht hat,

nen beliebt und sie auch z. B. an neuen Steinen sondern von links nach rechts.
 
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