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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 2.1908/​9

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Burger, ...: Neue Rekonstruktionsentwürfe des Tempels in Präneste aus der Renaissance
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https://doi.org/10.11588/diglit.19219#0223
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noch nachweisbar. Nur ist natürlich die architektonische Dekoration rein problematisch.
Tritt hier das Architektonische bescheiden zurück, um den liekonstrukteur und
Forscher nicht zu behindern, so macht es sich desto augenfälliger in den folgenden
Zeichnungen breit (Abbildungen 5 und 6). Hier kommt die baukünstlerische Phantasie
frei zur Entfaltung. Palladio macht zunächst den Versuch, die links und rechts an
die Nebentreppen des Haupttraktes sich angliedernden Bauten zu rekonstruieren und
sie im Gesamtaspekt zu einer einheitlichen Baumasse zu verschmelzen, die nun in
einer verwirrenden Menge von Säulengängen und Blendarkaden vor unserm Auge
sich aufbaut. Die ampbitheatralischen Bauten, die Palladio hier den Seiten angliedert,
stehen in einem wenig glücklichen Verbände mit dem Mittelteil. Überhaupt merkt

Abbildung 7. Andrea Palladio. Phantasieentwurf nach der Tempelanlage von Präneste.
London Royal Academy of British Architects.

man dem ganzen Entwurf an, daß es Palladio mehr um die Entfaltung architek-
tonisch-dekorativer Pracht als auf feine proportionelle Differenzierung der Massen
ankommt. Besonders der Mittelteil steht etwas verloren in seiner Umgebung. Zu
einer phantastischen Höhe gesteigert, erscheint der Bau in Skizze Abbildung 5.
Die Amphitheater sind nach der eingezeichneten Grundrißskizze als gewaltige, in
mehreren Geschossen sich aufbauende dekorative Abschlüsse gedacht, die längs dem
mittleren Zugang am Bergrücken sich in säulengeschmückten Trakten hinaufziehen.
Das Ganze bekrönt der älteste Entwurf zu einer Rotunde.

Die letzte Metamorphose macht der Bau in Skizze Abbildung 6 durch. Hier denkt
sich Palladio den ganzen unteren Teil des Baues zu einem mächtigen Amphitheater um-
gestaltet, das nach außen durch eine dreigeschossige mit Säulen und Arkaden dekorierte
Fassade maskiert wird. Der über dem Theater sich über drei architektonisch teilweise
reichgeschmückten Terrassenmauern erhebende Tempelbau mit in den Flügeln sich
anschließenden Arkaden hat augenscheinlich in erster Linie einen dekorativen Zweck:
 
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