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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 3.1909/​10

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Pomtow, Hans: Die alte Tholos und das Schatzhaus der Sikyonier zu Delphi, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.22223#0134
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120 H. Pomtow-Beriin.

sind den Metopen des Rechteckbaues etwa gleichzeitig oder nur wenig alter). Auch
der Umstand, daß beidemal die Metopen eine ganz ungewöhnliche, noch an keinem andern
Bau nachgewiesene, fast doppelt so lange als breite Gestalt zeigten, sprach für die Zu-
sammengehörigkeit.

Aus diesen Gründen schien mir hervorzugehen, daß wir nur einen älteren Bau
annehmen dürfen, daß also an unserer Tholos ein rechteckiger Gebäudeteil vorhanden
gewesen sei, der, so modern es auch anmutet, in einer oblongen Vorhalle bestanden habe.
Daß wir sie im Altertum erst 6x/s Jahrhundert später am Pantheon finden, brauchte
kein unbedingter Gegenbeweis zu sein, hatte uns doch Delphi schon vieles Neue gelehrt,
und war doch die ganze Tholos um 580 v. Chr. bis dahin unerhört gewesen. Den An-
schluß de)- Vorhalle dachte ich mir in folgender Gestalt, Abbildung 22, und glaubte da-
bei, sowohl unsern Eckarchitrav passend unterzubringen, als auch die über 13 hinaus-
gehende Zahl der vorhandenen Säulen und Kapitelle ungezwungen zu erklären. Eine
weitere Stütze schien die Zahl der vorhandenen Metopenplatten (7), die zu den an-
genommenen 7 Interkolumnien der Vorhalle (3 vorn, 2X2 an den Seiten) gut stimmten.

Daß sich von dem Gegenstoßen oder Einbin-

\ !.........°_3_/ c'en c'er 8eraden Architrave gegen die Fugen

XL-tj^. y^(\l9 von je 2 runden keine Spuren finden, konnte

]\X^ jF>^7 s<^y< Zufall sein, da gerade bei 4 Rundarchitraven

<-[-r-l-i^S-V'' ) \ v'J-A^r1—t-i die Ecken nicht sichtbar sind (b, d, i, h). —
\y— j Ii—4| Endlich schien der Zweck oder die Ursache

Ll—'-]-■ '-■•---r-1 der Vorlagerung solches Prostylos topogra-

rh—4n i------q r.----^ phischer Natur zu sein. Die offene Tholos

\{ f'V] [Q )1 £ R ]fl^jl|||j3'! wäre an dieser Stelle von Süden (Hellenikö),

t----11 ^-"^—i 123 L--¥~—Westen (Berganstieg zum Siphnier-Thesauros),

Abbildung 22. Die sogenannte Vorballe. (1: 75.) Norden (vorbeisteigende heil. Straße) ziemlich

unzugänglich gewesen; es ist sogar fraglich,
ob an diesen Seiten die runden Krepidomastufen ringsumliefen. So hätte man die Ost-
seite als Eingangsseite augenfällig markieren wollen und sie als solche (vielleicht
etwas später) durch die Vorhalle gekennzeichnet.

Diesen Ausführungen stellt Fiechter folgende Gegengründe gegenüber, indem er wie
recht und billig von den technischen Beobachtungen ausgeht:

1) Der gerade Architrav ist ein Wandarchitrav, für Säulen wäre seine Spannweite
zu kurz. [Diese Frage ließe sich durch das Herausheben des Blockes lösen; ist die Unterseite
glatt, abgesehen von dem seitlichen Auflager, so lag er über Säulen, hat sie durch-
laufende Anathyrosis, gehört er in die Wand, und die Vorhalle wäre dann endgültig beseitigt.]

2) Die Höhendifferenz zwischen den geraden und runden Stücken beträgt 2—3 cm,
also können sie nicht gegeneinandergestoßen sein. Diese Differenz ist nicht später,
durch Abarbeitung, entstanden, sondern wiederholt sich in der Höhe des Epistylbandes
und der Regulae. [Vier von den Rundarchitraven (a—d) sind aber genau so hoch wie
die geraden; s. Teil III, Abschnitt 2.]

3) Die hintere Abarbeitung weist nicht auf «Gewichtserleichterung», sondern auf
einen Gegenstein, der von hinten übergriff: vergl. Abbildung 19. Er hätte, wenn er der Stärke
der Rundarchitrave (45,8 cm) gleichen sollte, in seinem unteren Teile nur 9 cm dick sein
dürfen, was ausgeschlossen ist. Daß die Lagerfläche der Hängeplatte dieselbe Dicke
 
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