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Verein für Historische Waffenkunde [Editor]; Verein für Historische Waffenkunde [Contr.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 1.1897-1899

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3. Heft
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Fachliche Notizen
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https://doi.org/10.11588/diglit.37715#0085
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3. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

iS

für die Integrität spanischen Besitzes gewiss auf das erfolg-
reichste eintreten. Wir befinden uns doch nicht mehr in
der Zeit Napoleons I. unter der Devise: «Inter arma silent
leges», sondern unter jener des «Suum cuique». B.

Vom königlichen Zeughause in Berlin. Die
umfangreichen Sammlungen dieses Heeresmuseums er-
fuhren in letzter Zeit eine wesentliche Bereicherung, theils
durch Erinnerungsstücke an Personen des Kaiserhauses,
theils durch' die kostbare Jubiläumsgabe des Herrn
v. Dreyse. Zur ersten Gruppe gehören: eine Kaiser- und
Kaiserinstandarte weiland Kaiser Wilhelms I. und der
Kaiserin Auguste; zwei Kronprinzenstandarten und zwei
Schiffsflaggen, welche einst der kaiserliche Dulder Fried-
rich III. als Kronprinz geführt hatte. Das Andenken an
den Prinzen Alexander von Preussen hält ein schönes
Steinschlossgewehr wach. Was die Modellsammlung des
Herrn v. Dreyse anbelangt, so erhält diese Gabe dadurch
einen besonderen Werth, dass sie die vollständige Ent-
wicklungsgeschichte jenes Gewehrsystems vorführt, mit
welchem das deutsche Volk unter der Führung seines
siegreichen Heerkönigs auf den Schlachtfeldern von
Schleswig, Böhmen und Frankreich sich die Einheit er-
stritt. In dieser Sammlung verkörpert sich das Erfindungs-
talent von drei Geschlechtern einer Familie, welche mit
Preussens Kriegsgeschichte unzertrennlich verbunden ist.
1826 schrieb man, als der schlichte Schlosser Dreyse nach
langem Kämpfen das erste Zündnadelgewehr fertigstellte;
nur der thatkräftigen Unterstützung des Prinzen Wilhelm
dankte er es, wenn er seine Versuche in grösserem Um-
fange fortführen konnte und endlich seine Bemühungen
gekrönt sah. Von seinem rastlosen Suchen nach Ver-
besserungen im Waffenwesen zeugen 10 verschiedene
Pikenmodelle, welche als Ersatz für das Bajonett gedacht
waren, eine Zündnadellanze und etwa 25 verschiedene
Visireinrichtungen. Als 1869 der alte Dreyse die Augen
schloss, ging die Fabrik auf seinen Sohn über, unter
dessen Leitung das Concurrenzgewehr für das Modell 71
entstand, das jedoch wegen seines heiklen Mechanismus
nicht zur Einführung gelangte. 1894 trat f'er Enkel an des
Vaters Stelle; er strebt vor allem darnach, die Jagdwaffen
zu verbessern, und von seinen erfolgreichen Bemühungen
zeugen einige prächtige Jagdgewehre in dieser Sammlung.
Zugleich aber liefert uns diese Collection von Waffen
wieder neuerlich den Beweis, wie innig die schaffende
Industrie und der zerstörende Krieg miteinander ver-
schwistert sjpd, wie die eine von dem anderen neue An-
regungen empfängt und durch ihre Fortschritte den Kampf
selbst wieder nachhaltig beeinflusst. P.

Auction. Während der letzten Apriltage gelangten
in Wien durch den Kunsthändler H. O. Miethke die reich-
haltigen Sammlungen des verstorbenen Grafen Rudolf
Hoyos zur Versteigerung. Die Gruppe «Waffen» enthielt
neben einzelnen schönen Stücken auch vieles, von dem es
uns wundert, dass dieses Zeug ein Mann mit so geläuter-
tem Sinn und Verständniss für edle Formen, wie es eben
der Verblichene besessen hatte, zusammengebracht haben
sollte; in dieser Ansicht wurden wir auch sehr durch das
«alte», richtiger gesagt verstaubte und gesucht verwahr-
loste Aussehen mancher Objecte bestärkt. Was die Preise
anbelangt, so wurden, besonders anfänglich, einzelne
Stücke entschieden überzahlt. Die beiden bekannten mon-
golischen Helme aus dem XIV. Jahrhundertegingenum 580,

resp. 225 fl. ab. Ein hübscher Mandau (Koppensneller)
mit geschnitztem silberbeschlagenen Holzgriff, Eisen-
klinge und einer mit theihveise schadhaften Hornringen
belegten Scheide erzielte 50 fl., während eine damascirte
Lanzenspitze nur 6 fl. erreichte. Ein Paar schöner türki-
scher Pistolen, mit Silberfiligranarbeit ausgestattet, wurde
mit 50 fl., ein syrischer Dolch, gerade schmale Eisenklinge
und Griffschalen aus Narwal, mit 63 fl. bezahlt. Ein ma-
layischer Kris, dessen Scheide dünnes Goldblech bedeckte,
ging um 70 fl. weg; zwei gut erhaltene türkische Kugel-
stutzen, Tüfenk, Damastläufe, Schaft wie Kolben mit Bein-
einlagen und Ornamenten aus Messingstiftchen, mussten
um 70 fl. zugeschlagen werden; auch die bekannten langen
montenegrinischen Flinten fanden um 16 bis 20 fl. nur
schwer Liebhaber. P.

Schwertfund. Vor zwei Jahren wurde am rech-
ten Innufer, ein Kilometer oberhalb Braunau in der Ostern-
berger Innau, ein altes Schwert
aufgefunden, welches wir nach der
Skizze seines Besitzers, Herrn von
Preen in Osternberg, hier in einer
Abbildung bringen. Wie unsere Mit-
glieder auf den ersten Blick ersehen,
gehört das Schwert dem XIII. Jahr-
hundert an, ist, nach seinem in halbe
Klingenlänge laufenden Hohlschliff zu
urtheilen, steirischer Herkunft und mit
Rücksicht auf seine Erhaltung, unge-
achtet die Klingenspitze abgängig ist,
sehr werthvoll. Demungeachtet würde
das Schwert unser wissenschaftliches
Interesse kaum mehr in Anspruch
nehmen, wenn nicht die auf der Klinge
ersichtliche, ganz gut erhaltene Marke
unsere Aufmerksamkeit auf sich zöge.
Diese Klingenmarke, welche wir hier
abbilden, besteht in einem Wappen-
schilde mit einem gothisch stilisirten
Herz im Felde, in Silber eingelegt.
Die Form dieser Marke stimmt ge-
nau mit dem Alter des Schwertes
überein. Nicht das Vorkommen einer
Marke überrascht uns, denn wir finden
Marken in Goldtausia schon viel früher
an italienischen und siculo-arabischen
Klingen, aber eine mit Silber eingelegte
MarkeinjenerZeitzählt zu denhöchsten
Seltenheiten; wir hätten selbe selbst mit
Messing eingelegt nicht für so seltsam
gefunden. Die Erzeugftngsstätte muss
also in einer goldarmen Gegend gestan-
den sein, während der Arbeiter in der
Einlegetechnik wohl bewandert gewe-
sen sein muss, denn Silbereinlage ist immerbedeutend schwie-
riger als jene in Gold. B.
Antiquitätenpreise. Aus der Versteigerung der
Kunstschätze des Geschlechtes Gatterburg-Morosini in
Venedig werden Kunstfreunden einige Angaben von Inter-
esse sein: Ein in Eisen getriebener Prunkhelm, in Goid-
tausia verziert, vermuthlich Mailänder Arbeit und aus dem
XVI. Jahrhundert datirend, brachte 23.000 Fr., ein kleiner
in Eisen getriebener und bemalter Helm venetianischer
I Provenienz 4200 Fr. ein. P.


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