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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 4.1906-1908

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3. Heft
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Sixl, P.: Entwickelung und Gebrauch der Handfeuerwaffen, [25]
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https://doi.org/10.11588/diglit.38677#0102
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Zeitschrift für historische Waffenkunde.

IV. Band.

Zeugsbücher noch die übrigen Waffeninventarien
aus dieser Zeit weitere Angaben über Bau, Ein-
richtung oder Verwendung dieser vielläufigen
Feuerwaffen enthalten, so kann man nach der
gegebenen Beschreibung dieser komplizierten
Konstruktionen und mit Rücksicht auf deren
Entstehungszeit annehmen, dafs jene Abbildung
in den Zeugsbüchern nur ein Projekt darstellt,

welches entweder Maximilian selbst oder sein
Zeugmeister entworfen hatte.
Die Einrichtung und der Bau der Orgeln bieten
ferner einen Beleg für die wiederholt auftretende
Tatsache, dafs selbst die verbesserte Technik
einer viel späteren Zeit die in der Abbildung ent-
haltene Idee einer vielläufigen Feuerwaffe nicht zur
praktischen Kriegsbrauchbarkeit bringen konnte.



Nachtrag1 zur Geschichte der Gewehr-
fabrik zu Olbernhau. Im Dresdner Haupt-Staats-
Archive befinden sich noch eine Anzahl Akten1),
die Gewehrfabrik in Olbernhau betreffend, welche
geeignet sind, über die ersten Jahre des Bestehens
dieser Fabrik, namentlich über die Herkunft eines
grofsen Teils der Büchsenmacher einige Aufschlüsse
zu geben.
Es war gesagt worden, dafs das Büchsen-
macher-Gewerbe zu gröfserer Blüte erst gelangte,
als König August im Jahrei703 auswärtige Meister
nach Olbernhau zog, um den kleinen Stamm der
Einheimischen dadurch zu verstärken. Diese
Angabe wird erweitert durch ein Schreiben des
Geh. Ober-Kriegsrats Lämmel an den König vom
29. April 1704, in dem er daraufhinweist, dafs er
gemäfs dem Befehle vom 20. Dezember 1703, die
Errichtung einer Gewehrfabrik in Olbernhau
betrv gegen 50 Personen, als Büchsenmacher und
Rohrschmiede, aus „frembden Territoriis“ ver-
schaffet, welche sich insgesambt auf seine Persva-
sion in gedachtem Olbernhau niedergelassen. Er
habe ferner dem Werke bereits 4000 Taler vor-
geschossen, welches imstande sei, 200 Flinten pro

*) Loc. 1431; 5445; 6313; 7415; 11154; I4S97; *4598.
Die im Archive der Kreishauptmannschaft Zwickau noch
vorhandenen zwei Aktenstücke einzusehen erübrigt sich,
da sie die Jahre 1815—1830 und namentlich den „Krause-
schen Handel“ betreffen, ein Kapitel, das die früher be-
nutzten Akten bereits zur Ermüdung ausführlich behandeln.

Woche zu liefern. — Lämmel und der Ober-Par-
force-Jäger Ziegler erhielten nunmehr die Aufsicht
über die Fabrik. — Auch G. von Leubnitz, der
Besitzer des Rittergutes, suchte das Werk mit
besten Kräften durch Heranziehung auswärtiger
Meister zu fördern, indem er einen eigenen Ab-
gesandten, den Büchsenmacher Joh. Wolff Wagner,
nach Thüringen, und zwar nach Gotha, Ruhl,
Lang-ewiese und Ilmenau schickte. Diesem Ab-
gesandten gelang- es, zehn Mann, darunter einen
Schleifer aus Soling-en, zur Übersiedelung nach
Olbernhau zu bestimmen. — War oben ganz all-
gemein von „fremden Territoriis“ die Rede, aus
denen die Büchsenmacher nach Olbernhau zogen,
so erhalten wir aus einem späteren Aktenstücke
genauere Auskunft, welcher Ort damit gemeint
ist. Im Jahre 1723 wollten nämlich mehrere
Büchsenmacher sich von Olbernhau fort nach der
Preufsischen Gewehrfabrik in Potsdam wenden.
Sie wurden aber daran verhindert, und es fand
eine grofse Untersuchung statt, die schliefslich
damit endete, dafs der Urheber des geplanten Weg-
zuges, Lintz, eine Verwarnung erhielt. Während
dieser Untersuchung richteten nun die Olbernhauer
Büchsenmacher eine Bittschrift an den König, in
der sie ausführten, dafs nur Not sie zur Aus-
wanderung getrieben hätte, da sie infolge mangeln-
der Aufträge gezwung'en gewesen wären, nach
der polnischen und ungarischen Grenze zu ver-
kaufen. Dieses vom 19. Oktober 1723 datierte
Bittschreiben beginnt mit der bezeichnenden
Wendung: „Ew. Königl. Majestät ist bey Dero
Hohen Collegiis zweifelsohne vorgetrag-en worden,
wie wir zwar vor geraumen Jahren uns von Suhl
und anderen Orten nach Olbernhau gewendet.. .“
Hier haben wir also den klaren Beweis, dafs
ein grofser Teil der Büchsenmacher sich von Suhl
nach Olbernhau gewendet hat, dafs die Olbern-
 
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