Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 4.1906-1908

DOI Heft:
3. Heft
DOI Artikel:
Fachnotizen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.38677#0103

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
3. Heft.

Zeitschrift für historische Waftenkunde.

89

hauer Gewehrfabrik also einer Auswanderung
Suhler Büchsenmacher ihr Entstehen verdankt,
ein Umstand, den schon Anschütz in seinem Buche2)
anführt, ohne ihn näher zu belegen.
Für die Kenntnis der späteren Zeit bieten die
Akten des H. St. Archivs kein neues Material.
Nachzutragen sind nur noch folgende Namen
Olbernhauer Meister aus dem Jahre 1706:
Hans Jung, Tobias Jung, Volckmar Jung3),
Hans Wolff Porsch3), Joh. Andreas Niefind,
Thomas Weifsbarth, Joh. Caspar Rüdiger, Joh.
PaulDafsler, Joh.ChristophSchuberth, Christoph
Schubert, Joh. Meyer, Joh. Ciriacus Junge, Joh.
Jak. Salomon Heinze, Joh. Friedr. Jung, Susanna
Jungin, Severinus Föffler, Christoph Burckert,
George Knabe, Christoph Pflugbeil, Joh. Isaac
Müller, Christoph Richter.
A. Diener-Schönberg.
Ein Beitrag zur Markenkunde. Jedem
dürften die Messer bekannt sein, welche die seit
einigen Jahren auch Mitteleuropa durchwandernden
dalmatinischen Hausierer in ihren breiten Leder-
gürteln in gröfserer Anzahl bergen. Der zweilappige
Griff aus gebleichtem Bein ist an derartigen Messern
stets mit Ringelchen und feinen Stiften aus Messing
in gefälligen Mustern hübsch verziert. Zieht man
das Messer aus der mit dünnem Messingblech be-
legten hölzernen Scheide heraus, so gewahrt man
auf der Daumenseite der Klinge einen Stempel,
welcher in seiner Form an ein Krummschwert
erinnert.
Auf meine Anregung hatte das Mitglied unseres
Vereins, Plerr v. H., die grofse Liebenswürdigkeit

2) Die Gewehrfabrik in Suhl, Dresden 1811.
3) Es sei darauf hingewiesen, dafs, nach Ausweis von
Akten des Dresdner H. St. Archivs, der Name „Jung“ und
„Porsch“ im ersten Viertel des 17. Jahrhunderts sich wieder-
holt bei Suhler Büchsenmachern findet.

in der Heimat dieser Messer, nämlich in Bosnien,
Erkundigungen über die Herkunft dieser Marke
einzuziehen.
Lin Händler mit Messerschmiedwaren in der
Carsija,dem Geschäftsviertel von Sarajewo, welcher
seine Ware aus Foca bezieht, sagte: Die Krumm-
schwertmarke sei ein altes Zeichen einiger Focaner
Klingenschmiedfamilien, welche sich in diesen
Geschlechtern durch Jahrhunderte fortgeerbt habe,
deren Ursprung jedoch in Vergessenheit ge-
raten sei.
Mit diesem Bescheid nicht zufrieden, wufste
Herr v. PI. den Bezirkswachtmeister Stefan Jelovac
des Gendarmeriepostens in Foca für diese
Frage zu interessieren. Der erwähnte Herr
Wachtmeister, welchem ich an dieser Stelle
für seine Mühewaltung danke, durch welche
er bewies, dafs auch in Sachen wissenschaft-
licher Aufklärung der Wifsbegierige auf die werk-
tätige Unterstützung der Gendarmerie jederzeit
zählen könne, erhob folgendes:
Gegenwärtig führen diese Marke die in Foca
ansäfsigen Klingenschmiede Smajlaga Candar und
Suljo Kalajdrija. Die eigentliche Heimat dieses
Schmiedestempels ist jedoch in Jagodina in Ser-
bien zu suchen. Die dortigen berühmten Waffen-
schmiede pflegten mit dieser Marke ihre durch
Güte sich auszeichnenden Klingen zu stempeln.
Die spekulativen Focaner fingen nun schon vor
etwa 150 Jahren an diese gesuchte Marke auf ihren
Waren anzubringen, und zwar soll als erster diesen
Geschäftskniff ein gewisser Neso Nesovic prakti-
ziert haben. Bald erfreuten sich aber auch die
Focaner Messerer neben den Lederarbeitern eines
bedeutenden und durch die tadellose Ausführung
ihrer Erzeugnisse wohl begründeten guten Rufes
auf der ganzen Balkanhalbinsel, so dafs heute
bei dem Anblick der Krummsäbelmarke dort nie-
mand mehr an Jagodina, sondern nur an Foca
denkt. Dr. Potier.



12
 
Annotationen