Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]; Verein für Historische Waffenkunde [Mitarb.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 4.1906-1908

DOI Heft:
12. Heft
DOI Artikel:
Gohlke, Wilhelm: Versuche zur Erleichterung der Feldgeschütze im 17. und 18. Jahrhundert
DOI Artikel:
Fachnotizen
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.38677#0424

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
FACHNOTIZEN

12. HEFT

„1754 am 25. Juli probierte man auf könig-
liche Ordre einem von dem damaligen Major
v. Dieskau proponierten, 14 D. langen Zwölfpfünder
mit konischer Kammer, bei Potsdam in Gegen-
wart des Königs, und zwar im Vergleich zu der
geschmiedeten Kanone des nunmehrigen Giefs-
leutenants Wiedemann.“
Eine Handschrift des Königlichen Zeughauses
in Berlin (Hd Nr. 127n) gibt die Zeichnung dieses
Rohres (Fig. 4) mit folgender Erläuterung: Ob
dieses Rohr jemals ins Leben getreten und wie
das Verhalten desselben ge wesen, ist unbekannt.
Das Geschützrohr (Fig. 5) befindet sich noch
heute im Königlichen Zeughause zu Berlin. Es ist
mit der Traube 1,43 m lang-, die Seelenlänge beträgt
1,30 m (jyp), das Kaliber 7,45 cm. Die Unterseite
zeigt deutlich eine Lötnaht. Zwischen den Schild-
zapfen ist eine Kartusche aus getriebenem Messing-
blech mit dem fliegenden Adler und dem Bande:
Pro gloria et patria mit Nieten befestigt.
Das Gewicht des Rohres beträgt nur 89,29 kg.
— Da dies leichte Rohr eine unverhältnismäfsig

395

schwere Lafette erfordert haben würde, unterblieb
seine Einführung.
Schliefslich sei hier noch einiger leichter Ge-
schütze gedacht, die zwar nicht der Absicht ent-
sprangen, das Material zu erleichtern, sondern der
Not der Zeit und dem Mangel an Mitteln ihr
Dasein verdanken.
Es sind dies die hölzernen Rohre, die schon
während des Bauernkrieges, aber selbst noch bei
der Verteidigung Tirols und auch noch während
der Boxerwirren in China in die Erscheinung traten,
sowie das nach Art der alten Ribolde hergestellte
Geschütz des Majors v. Schill von 1809, wo elf
Gewehrläufe auf einer Bohlenunterlage auf einem
Rädergestell befestigt waren. Die Zündlöcher
der Läufe waren durch eine blecherne Rinne so
verbunden, das dort hineingeschüttetes Zündpulver
die Ladungen aller Rohre mit einem Male ent-
zünden konnte.
Dieses Geschütz, sowie ein hölzernes Rohr
der Boxer befindet sich ebenfalls im Berliner
Zeughaus.

FACHNOTIZEN

Armeemuseum“ genügend Zeugnis getan haben
dürften. Hans Fahrmbacher.
v.- *

Hans Stöckle in macht in seinem Artikel
„Zum oberösterreichischen Bauernaufstand im
Jahre 1626“ Heft 10, S. 320 die Bemerkung, dafs
das im königl. Kriegsarchiv zu München verwahrte
Zeughaus-Aktenmaterial vor ihm, aufser summarisch
bei Heilmann, noch von keiner Seite beachtet
worden sei. Diese Behauptung entspricht nicht den
tatsächlichen Verhältnissen. Schon Anfang der
dreifsiger Jahre des vorigen Jahrhunderts hat der
damals an das Zeughaus kommandierte Artillerie-
Oberleutnant Schönfessel die Zeughausinventarien
durchforscht und das Ergebnis seiner Studien in
einer gleichfalls im Kriegsarchiv befindlichen Über-
arbeitung (Manuskriptensammlung 80) niederge-
legt. Major Würdinger, der Begründer des Bay-
rischen Armeemuseums, zog in den Jahren 1880 — 82
namentlich bei Bestimmung und Namengebung
des alten Rüstzeugs die Zeughausinventarbücher
gewissenhaft zu Rate, ebenso beruht die Neu-
aufstellung der Sammlung im neuen Gebäude
auf einer vorhergegangenen abermaligen eingehen-
den Durchsichtung des einschlägigen Akten-
materials, wovon die zahlreichen Hinweise und
Bezugnahmen im gedruckten „Führer durch das

Zu obiger Erklärung des ITerrnMajorz.D. Hans
Fahrmbacher, Vorstandes des königl. bayrischen
Armeemuseums München habe ich zu bemerken,
dafs mir Würdinger, der die Heilmannische Kriegs-
geschichte von Bayern fortgesetzt und auch
summarische Auszüge der Inventare verwertet
hat, wohl bekannt war. Ihn und andere habe
ich im Auge gehabt mit der Abkürzung „u. s. w.“,
welche, wie es scheint, falsch aufgefafst worden ist.
Schönfessel kann nicht als wissenschaftliche
Quelle angezogen werden. Schon das Datum des
Abschlusses seines Manuskripts 1829 sagt dem
Fachmann, dafs es sich hier um einen Autor handelt,
der zwar Zeughausausgaben ziffernmäfsig richtig
abschreiben konnte, im Übrigen aber über die
wildromantischen Legenden seiner Zeit auch nicht
hinaus kam. Als Beispiel führe ich unter vielem
Anderen nur seine Angaben über das Zeughaus
in Neuburg a. D. an, wo er von der Rüstung Kaiser
Ludwigs des Bayern (J- 1347) von gediegenem
Golde (!), sowie von der Rüstung Herzog Ottos
von Wittelsbach (*J- 1183) fabuliert; die darauf
befindliche Devise „Mit der Zeit“ ist aber die Devise
des Kurfürsten Ott Heinrich von der Pfalz.
 
Annotationen