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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 4.1906-1908

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7. Heft
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Schubert-Soldern, Fortunat von: Die frühmittelalterlichen Spangenhelme: Vortrag, gehalten im Dresdener Waffengeschichtlichen Seminar bei der Sitzung im Königlichen Zeughaus zu Berlin am 9. März 1907
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Die frühmittelalterlichen Spangenhelme.
Vortrag, gehalten im Dresdner Waffen geschichtlichen Seminar bei der Sitzung im Königlichen Zeughaus zu Berlin
am 9. März 1907.
Von Dr. Fortunat v. Schubert-Soldern.

Kaum sieben Jahre sind es her, dafs Eduard
Lenz die Frage der frühmittelalterlichen
Spangenhelme einer sachlichen Prüfung
unterwarf, indem er als erster nachwies,
dafs der in der Eremitage zu Petersburg befind-
liche fälschlich als Helm Heinrichs des Löwen be-
zeichneteSpangenhelm unmöglich aus dem 12. Jahr-
hundert stammen könne, dafs vielmehr der ganze
Charakter des Helms, seine Form, die in den Orna-
menten noch immer kräftig pulsierende klassische
Tradition, vermischt mit heidnisch-germanischen
und keltischen Elementen, die Entstehungszeit des
Helms in eine Epoche rückte, in welcher klassische
Kultur und germanische Eigenart begannen, sich
gegenseitig zu durchsetzen und allmählich mit-
einander zu verschmelzen.
Durch die seit dieser Zeit in Deutschland,
Frankreich und Italien aufgefundenen, dem Peters-
burger Helm nahe verwandten Stücke, wurden
die von Lenz in seinem vortrefflichen Artikel aus-
gesprochenen Ansichten im wesentlichen bestätigt
und eine gröfsere Zahl wissenschaftlicher Arbeiten
dieser Frage gewidmet, da jeder neue Fund die
Aufmerksamkeit der Fachleute erregte und zu
neuen Theorien über die Herkunft und das Alter
dieser fremdartigen Helme führte.
Der Arbeit Lenz’ folgte nach kurzer Zeit
Hampels eingehende kritische Besprechung des
Pannonischen Helms im Nationalmuseum zu Buda-
pest, die mit der Frage der Spangenhelme wohl
nicht in unmittelbarer Beziehung stand, aber in
stilistischer Hinsicht doch höchst wichtige Auf-
schlüsse über die ornamentale Behandlung der-
artiger Waffen in den halb romanisierten Ländern
der spätklassischen Zeit gab. Die Erwerbung des
Helms von Giulianova für das Königl. Zeug-haus
Berlin veranlafste v. Ubisch und Wulff, die Frage
nochmals vom Standpunkte dieses neuen Fundes
aufzurollen3), während die höchst bemerkens-
werten Helmfunde von St. Vid bei Metkovic
in Dalmatien Camillo List im Jahrbuch der
Zentralkommission zur Erhaltung der Kunst-

x) Jahrbuch der Königl. Preufs. Kunstsammlungen 1903.

denkmäler für Österreich (Jahrg. 1903, S. 251 ff.)
Gelegenheit gaben, seine Ansicht über das Problem
der Spangenhelme auszusprechen und dabei zu
einigen wichtigen neuen Gesichtspunkten zu ge-
langen. Die überaus reichen Grabfunde von
Gammertingen, die im Plauptgrade neben einem
Spangenhelm mit reich punzierten Helmblättern
auch eine wohlerhaltene Ringbrünne zutage
förderten, veranlafsten endlich den Direktor des
Herzogi. Museums zu Sigmaringen, J.W. Gröbbels,
das gesamte bis jetzt bekannte Material in
einer vortrefflichen, reich mit Tafeln ausge-
statteten Publikation einer kritischen Prüfung zu
unterziehen. Gröbbels’ Arbeit mit ihrem um-
fassenden Tafelmaterial, das die einzelnen Fund-
objekte mit einer Klarheit und Schärfe zur An-
schauung bringt, die das Studium derselben auch
ohne direkte Beaugenscheinigung möglich macht,
könnte in ihrer Art als mustergültig bezeichnet
werden, wenn nicht ihr höchst unhandliches
Format den Gebrauch des Buches erschweren
würde. In den vortrefflichen Textbeilagen,
die Gröbbels mit einem eingehenden Fundbericht
und einer historischen Würdigung der aufge-
deckten Grabfelder einleitet, bespricht der Ver-
fasser, vom Gammertinger Helm ausgehend, zu-
nächst die bis jetzt gefundenen Helme, um dann
die Resultate dieser Einzeluntersuchungen in
einer kritischen Übersicht über das g-esamte
Material und die damit zusammenhängenden
historischen Fragen zusammenzufassen. Es folgt
eine kurze Besprechung der mit dem Helm zu-
sammen im Hauptgrabe gefundenen Ringbrünne,
die sich im wesentlichen auf die Mitteilungen
unseres auf diesem Gebiete so berühmten Fach-
mannes Dr. Rose stützt.
Wesentlich auf dem Boden der bisherigen
Publikationen steht ein Artikel, den Naue in der
Beilage zur Allgemeinen Zeitung, Jahrgang 1905,
veröffentlichte. Der gesamte Komplex der
die Herkunft und das Alter der Spangen-
helme betreffenden Fragen wurde endlich auf
breitester Basis unter Heranziehung eines um-
fassenden Monumentenmaterials in einer jüngst bei

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