Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 4.1906-1908

DOI Heft:
5. Heft
DOI Artikel:
Literatur
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.38677#0169

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
5. HEFT

LITERATUR

155

m-—- ■
t_
LITERATUR

M. von Ehrenthal, Die Waffensammlung des
Fürsten Salm-Reifferscheidt zu Schloß Dyck.
Kommissionsverlag von Karl W. Hiersemann
in Leipzig. 222 Seiten mit 6 Lichtdrucktafeln
und 112 Figuren im Text. Lex.-Oktav. Preis
15 Mk.
Als ein erfreuliches Zeichen von dem wachsenden Ver-
ständnis des kultur- und waffengeschichtlichen Wertes auch
kleinerer im Besitz von Privaten befindlicher Waffensamm-
lungen für die Waffenkunde darf es begrüfst werden, dafs
nachgerade einzelne Eigentümer derartiger Sammlungen
daran gehen, diese durch eine in den Druck gelegte In-
ventarisierung ihrer bisher nur wenigen Personen zugäng-
lichen Schätze der Allgemeinheit zu erschliefsen. In den
letzten Jahren war dieses hinsichtlich der gräflich Schereme-
tewschen Sammlung (Ztsch. f. h. Wkd. I, 124) in umfang-
reicher und mustergiltiger Weise der Fall; auch der Katalog
der historischen Ausstellung für Jagd- und Schützenwesen
in Stockerau (Ztsch. f. h.Wkd. III, 30) gewährte Einblick in
den reichen, von den Ahnen überkommenen Waffenbesitz
des österreichischen Hochadels; das Gleiche ermöglichte
das dickleibige, aber wenig übersichtliche Werk über
Ungarns kriegsgeschichtliche Denkmäler in der Milleniums-
ausstellung in Budapest (Ztsch. f. h.Wkd. I, 10, 55) hinsicht-
lich des ungarischen Adels; wie es um den Waffenbesitz
einer Gemeinde von Mönchen bestellt ist, das zu studieren,
haben die Leser unseres Vereinsorganes gerade jetzt die
Gelegenheit. Dafs dieses von einzelnen wirklichen Kunst-
freunden gegebene Beispiel nicht allgemeinere Nachahmung
findet, läfst sich hauptsächlich auf zwei Momente zurück-
führen: auf die Schwierigkeiten, welche einem derartigen
Unternehmen in finanzieller Hinsicht begegnen, ferner
darauf, dafs so viele kleinere oft recht wertvolle Samm-
lungen der Laune ihres Schöpfers ihr Dasein verdanken,
dessen Ableben dieselben oft in alle Winde zerstieben macht.
In überaus splendider Weise kam der Sprofs eines
alten Dynastengeschlechtes dieser eingangs erwähnten
Kavalierspflicht gegen seine Ahnen und Nachkommen,
gegen die wissenschaftliche Welt im Lauf des vergangenen
Jahres nach.
Wer vor etwas mehr als vier Jahren an der Haupt-
versammlung unseres Vereines zu Düsseldorf teilnahm und
sich an die im Schlosse Dyck zugebrachten genufs- und
lehrreichen Stunden erinnert, welche unser Verein dem gast-
freundlichen Fürstenpaar Salm verdankte, dem steht wohl
noch der grofse Saal dieses Herrensitzes mit seiner reichen
und hervorragenden Gewehrsammlung lebhaft vor Augen.
Den flüchtigen Überblick, welchen damals die Freunde der
historischen Waffenkunde in den Stunden fröhlichen Bei-
sammenseins über diese Sammlung von Feuerwaffen ge-
winnen konnten, vertieft nun das vornehm angelegte und,
dank fürstlicher Freigebigkeit, auch vornehm ausgestattete
Werk M. von Ehrenthals, welcher schon einmal (Ztsch. f. h.
Wkd. III, 331) eine interessante Radschlofsbüchse aus dieser
Sammlung in unserem Vereinsorgan würdigte.
Der Verfasser dieses Buches gibt zunächst einen Ab-
rifs der Entstehungsgeschichte dieser 740 Nummern, darunter
536 Feuerwaffen, zählenden „Gewehrkammer“ im Schlosse
Dyck, als deren Gründer der Altgraf Ernst Salentin (1621
bis 1684), der Stammvater der Linie Salm-Dyck, anzusehen
ist. Systematisch geordnet schliefst sich daran die in

knappster, das wesentliche zusammenfassender Form ge-
haltene Beschreibung der einzelnen Waffen, wobei Hinweise
auf andere Werke der Fachliteratur von Fall zu Fall dem
Freunde alter Waffen vergleichende Studien wesentlich er-
leichtern. Hinsichtlich der niederdeutschen Inschrift auf
dem Rohr einer Terrasbüchse (S. 35) hatte der Dozent für
die niedersächsischen Mundarten an der Universität in
Göttingen, Herr Dr. Conrad Borchling, die grofse Güte, auf
meine Anfrage sich folgenderart zu äufsern: „Bulin van
fern tur mufs ein Eigenname sein, denn übersetzen läfst
es sich nicht. Bulin könnte von bule (Beule), aber auch
von bul (Bühel, Hügel) her kommen. Für cicce möchte ich
spige oder spigge (speie) setzen. Die Inschrift würde also
ins Neuhochdeutsche übertragen, lauten: Ich heifse Bulin
vonFerntur. Ich fresse Pulver und speie Feuer.“ Da jedoch
an den Sprachgrenzen zweier verschiedener Länder Sprach-
mischungen gang und gäbe sind, so könnte das Wort bulin
als Deminutivum sich auch aus dem Französischen herleiten.
Die türkischen Schriftzüge der auf S. 79 in Spiegelschrift
abgebildeten Marke nennen Jusuf (Josef) als den Schmied
dieses Laufes; daneben scheinen nunmehr unleserlich ge-
wordene Ziffern einer Jahreszahl zu stehen. Die in meinem
„Inventar der Rüstkammer der Stadt Emden“ auf S. 50 bei
den Nummern 1072—1081 abgebildete Marke sprach seiner-
zeit mir gegenüber Herr von Lenz als das Beschauzeichen
der Stadt Utrecht an; dagegen bildet M. von Ehrenthal,
dem Werke M. Rosenbergs, der Goldschmiede Merk-
zeichen, folgend, auf S. 89 ein ganz anderes Wappenschild als
den Beschaustempel dieser Stadt ab: Vielleicht trägt dieses
Gegenüberstellen der Ansichten zweier hervorragender
Fachleute auf dem Felde der historischen Waffenkunde
zur Klärung dieses Widerspruches bei.
Das Schwergewicht des ganzen ausgezeichneten
Werkes liegt nach meiner Meinung jedoch in dem alpha-
betisch geordneten Namensverzeichnisse der Künstler und
Handwerker, von deren Können uns die Dycker Waffen-
sammlung greifbare Zeugen vorführt: die Kenntnis der
Monogramme, Marken von nicht weniger als 166 zum Teil
bisher unbekannt gebliebenen Laufschmieden und Waffen-
fabrikanten, 17 Schäftern, 14 Eisenschneidern und Zeich-
nern, von 2 Instrumentenmachern und 17 Klingenschmieden
vermittUt uns das Buch. Dem unermüdlichen Spürsinn
von Ehrenthals gelang es, biographische Notizen über die
stattliche Zahl von 142 Laufschmiede, 5 Schäfter, 7 Eisen-
schneider, 2 Instrumentenmacher und 4 Klingenschmiede
beizubringen Nur derjenige, welcher die Gelegenheit hatte,
an sich selbst zu erfahren, wie unendlich mühsam und auch
undankbar das Nachstöbern nach verschollenen Hand-
werkernamen in vergilbten Ratsprotokollen, Innungsbüchern
u. dergl. ist; wie viele Stunden ermüdenden Suchens und
Vergleichens oft nur ein höchst dürfiiges Ergebnis zeitigen,
welches sich in einigen Druckzeilen zusammenfassen läfst,
wird die hier geleistete Kleinarbeit ihrem vollen Wert nach
zu würdigen verstehen. Grofse Sorgfalt wurde auf die
minutiöse Wiedergabe der Beschaustempel, 24 an der Zahl,
und der Meistermarken verwendet, welche nach dem von
Rosenberg in dem Werke „Der Goldschmiede Merkzeichen“
aufgestellten System geordnet erscheinen. Ihre Abdrücke
lassen, ungeachtet der Kleinheit der Bildchen, an Schärfe
nichts zu wünschen übrig, und die Lichtdrucktafeln werden
auch verwöhnten Ansprüchen gerecht. Dr. v. Potier.
Charles Buttin, La cinquedea de la collection de
Mme. Goldschmidt. Bruxelles 1906. Vromant
& Cie.
Diese Monographie bildet ein Gegenstück zu der vor
zwei Jahren erschienenen Studie „Une cinquedea aux armes
 
Annotationen