Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 4.1906-1908

DOI Heft:
9. Heft
DOI Artikel:
Literatur
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.38677#0309

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
LITERATUR

288

ein Deutscher Ingenieure gehalten hat. Es handelte
sich augenscheinlich lediglich darum, einem dem
Geschützwesen fernstehenden Kreise einige in
konstruktiver Beziehung interessante Angaben
über den Aufbau und die Herstellung der älteren
schmiedeeisernen Geschütze zu machen, unter Eler-
vorhebung der auseinander zu nehmenden Rohre
und der Hinterlader. Der Verfasser benutzte die
bekannten Quellen der Literatur mit Hinweis auf
die typischen Beispiele in der Sammlung des
Königl. Zeughauses in Berlin. Die Darstellung
ist, dem Zwecke des Vortrages entsprechend, un-
kritisch und sieht von näherer Begründung' der
einzelnen Konstruktionsarbeiten ab. Das Alter

IV. BAND

verschiedener Geschütze dürfte etwas zu hoch ge-
griffen sein. Dem Abdruck sind 71 meist gute
Abbildungen beigegeben, und zwar zum gröfsten
Teil nach Originalaufnahmen aus dem Königl.
Zeughaus. Wegen gelegentlicher Benutzung der
Klischees für andere Arbeiten sei auf den Auf-
satz hiermit aufmerksam gemacht. Die Zeitschrift
ist bei Jul. Springer in Berlin N verlegt. P. R.
Anfrage. Ist ein Nachweis darüber bekannt,
dafs bei den Turnieren des 16. Jahrhunderts zu-
weilen um Wehr und Waffe, insbesondere um den
Turnierharnisch, gekämpft worden ist, so dafs
letzterer dem Sieger zufiel? Dr. jur. Kuhr.

-—- «
V
LITERATUR

Max Geisberg, Die Prachtharnische des Gold-
schmiedes Heinrich Cnoep aus Münster i. W.
Eine Studie. Strafsburg 1907.
Die Frage nach der Rolle, welche Heinrich Cnoep
bei der Entstehung der Prunkharnische Johann Georgs I.
und Christians II. gespielt haben mochte, hat die Wissen-
schaft vielfach beschäftigt, seitdem Hermann Hettner und
Albert Erbstein die urkundlichen Nachweise erbracht
hatten, dafs diese beiden Prachtstücke des Königl. histori-
schen Museums in Dresden von Heinrich Cnoep aus Nürn-
berg erkauft seien. Die einen sahen in Cnoep ausschliefs-
lich den Zwischenhändler, eine Ansicht, die noch durch
das Fehlen einer Plattnermarke bestärkt wurde, die anderen
den Verfertiger der beiden Harnische, denen sich im
weiteren Verlaufe noch ein drittes Stück, der Prunk-
harnisch Karls IX. in Stockholm, zugesellte, bis der Streit
auf die Autorität Boeheims hin endgültig in letzterem Sinne
entschieden wurde.
Der Verfasser unterwirft die.Frage nun nochmals auf
breiterer Basis einer gründlichen Revision, um sie auf
Grund eingehender archivalischer Studien und einer sorg-
fältigen Prüfung des vorhandenen Materials einer end-
gültigen Lösung zuzuführen.
In seinem ersten Kapitel gibt er zunächst eine kritische
Übersicht der über diesen Gegenstand vorhandenen Literatur
und sucht sodann nachzuweisen, dafs es sich bei Pracht-
stücken, wie den beiden genannten Harnischen, nicht um
Erzeugnisse zünftiger Plattner handeln könne, die nicht
imstande gewesen seien, künstlerisch so hochstehende
Arbeiten zu liefern, sondern um solche von Goldschmieden,
denen sie in Ausnahmsfällen, wie es eben die Herstellung
derartiger Prunkharnische gewesen seien, mit Hintansetzung
der Zunftregeln übertragen wurden.
Im zweiten Kapitel befafst sich Geisberg mit der Her-
kunft und der Lebensgeschichte der Familie Cnoep, ins-
besondere des Vaters David, der im Jahre 1520 oder 1521 in
Münster geboren, daselbst als Goldschmied ansässig war,
und später vorübergehend das Amt eines Münzmeisters
bekleidete. Sein jüngster Sohn Heinrich dürfte in der

ersten Hälfte der sechziger Jahre in Münster geboren sein,
machte sich 1599 in Nürnberg als Meister ansässig, ist im
Jahre 1601 als Medailleur für den Bischof von Bamberg
tätig, verläfst 1607, zum zweiten Male wegen Ehebruchs
verurteilt, Nürnberg, ist um 1610 in Bamberg nachweisbar,
heiratet in Frankfurt am 20. September 1614 die Patrizier-
tochter Elisabeth Mengershausen und wird am 5. Septem-
ber 1630 daselbst beerdigt. Das sind die wichtigsten
Daten, die ich hier nur in Kürze aus Geisbergs ausführ-
licher und gewissenhafter Schilderung der Lebensverhält-
nisse der Familie anführe.
Im dritten Kapitel kommt Geisberg auf die Harnische
selbst zu sprechen. Als gesicherte Werke Cnoeps be-
zeichnet er nur die beiden mehrfach erwähnten Harnische
Johann Georgs I., Christians II. und den Harnisch Karls IX.
von Schweden. Die Harnische Rudolfs II. und die Weimarer
Prunkrüstung erklärt der Verfasser für Arbeiten von Ge-
sellen aus der Werkstatt Cnoeps nach Entwürfen des
Meisters. Geisberg kommt nun auf das Fehlen der Plattner-
marken zu sprechen und gelangt zu dem bereits erwähnten
Resultat, dafs der Grund darin zu suchen sei, dafs die
Harnische als von Goldschmieden hergestellt, weder eine
Plattner- noch eine Goldschmiedemarke, geschweige denn
ein Beschauzeichen tragen konnten. Aufserdem sei die
Markierung des Harnisches wohl auch auf Wunsch der
fürstlichen Besteller unterblieben. Der Verfertiger der
Prunkharnische mufste also ein anderes Mittel suchen, um
sich als Meister kenntlich zu machen, und dies bestand
nach Geisbergs Ansicht darin, dafs er das Wappenbild
der Familie Cnoep in den ornamentalen Schmuck seiner
Werke verwob. Dieses Wappen, das der Verfasser nach
einem vergröfserten Siegelabdruck des Mtinsterschen Rats-
archivs reproduziert, zeigt im geteilten Schild und als Helm-
kleinod die Halbfigur eines Mannes, der in gewinkelten
Armen zwei Schleifen hält, und versinnbildlicht auf diese
Weise den Namen der Familie Cnoep (im Niederdeutschen
identisch mit Knopf, Schleife). Eine solche Figur konnte
Cnoep nach desVerfassersAnsicht„unzähligeMale“ imOrna-
mentenschmuck seiner Harnische anbringen, ohne dafs sie
vom Besteller oder von irgend jemandem andern als Meister-
marke erkannt wurde. Er findet sie bei allen von l noep
herrührenden Stücken als sehr häufig wiederkehrendes
Motiv und glaubt in ihr mit Bestimmtheit dessen Meister-
zeichen zu erkennen. Bezüglich des Harnisches Christians II.
 
Annotationen