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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 4.1906-1908

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8. Heft
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https://doi.org/10.11588/diglit.38677#0276

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LITERATUR

8. HEFT

hält sie sich in Deutschland durch fast das ganze
16. Jahrhundert, und das von Hefner abgebildete
Grabmal Johanns von Erschbach von 1496 be-
zeichnet somit nicht etwa eine späte Stufe dieser
Entwicklung. Dafs die Schwebescheiben nur
ausnahmsweise an Spangröls getragen wurden,
in der Regel aber an den Vorderflügen der
Achseln angebunden waren, erklärt sich aus der
leichteren Bildung jener, die dem Gewicht der
Scheibe kaum standgehalten haben würde. Seiner

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dahingehenden Bemerkung widerspricht aller-
dings Boeheim, Handbuch S. 69, vier Seiten vor-
her selbst, wo er die häufige Verbindung von
Schwebescheiben mit Spangröls hervorhebt. Auch
hier wird, wie bei so manchen Sonderbildungen
am Harnisch, der individuelle Wunsch des Trägers
in der Regel den Ausschlag gegeben haben und
somit wäre eine Verallgemeinerung des Urteils
über die Häufigkeit der Erscheinung ohne be-
sonderen Wert. Haenel.

LITERATUR
i
1_—-■

Karl Lacher, Führer durch das Steiermärkische
Landeszeughaus in Graz. 2. Auflage. Graz.
Im Verlage des Kulturhistorischen und Kunst-
gewerbe-Museums. 1907.
Die Schönheit und Eigenart dieser wundervollen
städtischen Waffensammlung hat W. Boeheim bei der Be-
sprechung der 1. Auflage des vorliegenden Büchleins mit
warmen Worten gekennzeichnet. Inzwischen hat die Waffen-
kunde mannigfach Gelegenheit gehabt, das hier dargebotene
und durch die sorgfältige Tafelpublikation des Grafen von
Meran noch eingehender behandelte Material besonders
für die Geschichte der Plattnerkunst in Nürnberg und
Augsburg zu verwenden. Freilich ist der mehrfach, vor
allem als Schöpfer des geätzten „Harnischs mit denWechsel-
stücken“ des Caspar von Vels-Schenkenberg und des von
diesem merkwürdig verschiedenen Reiterharnisches mit dem
getriebenen Rankendekor, bekannte Meister W auch heute
noch nicht mit Namen bekannt. Der Ätzdekor des pracht-
vollen Rofsharnischs mit dem Wappen der Stübenberg-
Wurmberg geht mit keinem der bekannteren Denkmäler
zusammen und so mul's auch hier von einer bestimmten
Zuschreibung noch immer Abstand genommen werden.
Der Hauptwert der Sammlung liegt ja aber auch nicht in
diesen einzelnen Prachtstücken, sondern in dem unge-
wöhnlich reichen Bestand an guterhaltenen und für die
Typenentwicklung bedeutsamen knechtischen Waffen, so-
wohl Schutz- als Trutzwaffen. Durch diese Massen den
Weg zu zeigen, die richtigen Gruppen zusammenzufassen
und gewisse technische Neubildungen mit kurzen Worten
zu charakterisieren, ist die mit grofsem Geschick gelöste
Aufgabe des Führers. Einzelnen Einwendungen, besonders
was die Terminologie betrifft, mag in folgendem Ausdruck
gegeben werden: S. 11. „Schufsfreie Kürasse“, d. h. Har-

nische ä l’dpreuve, kugelfest oder kugelsicher. „Blaue
Rüstung“, gewöhnlich als „gebläut“ bezeichnet. S. 12. „Stofs-
kugeln“ = Afterkugeln. Der Ausdruck „Stofskugeln“ steht
mit dem praktischen Zweck dieser Knäufe in Widerspruch.
S. 13. Statt „Reiterrüstung“ möge „Reiterharnisch“ oder
besser „Reitharnisch“, „Trabharnisch“ gesetzt werden. —
Was sind „Trämen“? S. 19. Die Beschreibung der Visier-
helme der Harnische 6 — 9 zeigt, dafs es sich hier um Helme
handelt, „die im Kragen umgehen“, also Burgunderhelme
Der Ausdruck „dunkle“ Harnische ist nicht ganz klar;
man vermutet solche, die in alten Inventaren „eisenfarbene“
genannt werden, im Gegensatz zu den lichten oder blanken,
d. h. polierten. Das Wort „dunkel“ könnte zu einer Ver-
wechselung mit geschwärzten Harnischen führen. S. 20.
Über die Farbe des Feldharnisches No. 15 fehlen nähere
Angaben. Ist der schwarzgraue Anstrich, der zwischen
den getriebenen Ranken den Grund bedeckt, nun entfernt
worden? S. 23. Hier und auch sonst findet sich statt
„Kanz“ (Pferdehals) das Wort „Kunz“. Es wäre wertvoll
zu erfahren, ob etwa der Ausdruck einer alten Quelle ent-
nommen ist. Die Rofsstirn blieb noch bis weit ins 17. Jahr-
hundert hinein in Gebrauch, und wie der Harnisch Johann
Georgs I. von dem Augsburger Hieronymus Ringler im
Historischen Museum zu Dresden z. B. beweist, waren
noch 1622 ausgebildete Rofsharnische beliebt. S. 28. Das
Lob der Helmbarte als „der sinnreichsten der Stangen-
waffen“ dürfte angesichts der Unhandlichkeit vieler ihrer
älteren Typen und der Schnelligkeit, mit der sie sich zu
einer Trabanten-, also Luxuswaffe entwickelte, wohl nicht
von jedermann unterschrieben werden. S. 28. Sahazum
bedeutet Sahagun, die berühmten Toledaner Klingen-
schmiede, Piginno = Picinnino, den Mailänder Meister,
Johann Dejaorta = Juan Delaorta — alles mifsverstandene
Namen fremder Meister, wie sie auf deutschen Klingen
öfters Vorkommen. S. 29. Die Inschrift des Zweihänders
an der Wand bei Fenster XIII ist an sich ganz unver-
ständlich, die Deutung zum mindesten überraschend kühn.
Das Wort „Altingh“ dürfte vielleicht eher als Eigenname
anzusprechen sein. Haenel.
 
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