6. HEFT
GOHLKE, GEWICKELTE GESCHÜTZROHRE
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brauch sfewesen sein soll. Dieser Pfeil soll eine
mit Brandstoffen gefüllte Kabura gehabt haben,
einen eisernen, mit leicht brennbaren Stoffen um-
wickelten Schaft und mit chemischen Stoffen ge-
tränkte Federn, welche auch häufig aus Holz
hergestellt wurden. Er soll auf Entfernungen von
270 m (22—23 Shö), nachdem er in Brand gesteckt
war, mit armbrustartigen Schleudern abgeschossen
worden sein.
Als vergiftete Pfeile werden der Dokuya,
dessen Spitze mit Kusaudo, dem Saft der Knolle
des hellgrauen Eisenhütes bestrichen war, und
Totoki no ya, ein Pfeil „mit vergifteten Feder-
schaft“, erwähnt mit dem Zusatz, dafs sie von
den Barbaren (Fremden) benutzt worden sind.
Die Japaner haben niemals vergiftete Pfeile ge-
braucht.
Die Bogenschützen zu Fufs trugen nur einen
Handschuh, Ichiguyugake, auf der rechten Hand,
desgdeichen bedeckte beim Scheibenschiefsen der
Matoyugake (Abb. 45) nur die rechte Hand des
Schützen, der Reiter hingegen benutzte Moro-
yugake (Abb. 46), Handschuhe auf beiden Händen.
Es gab aufserdem noph einen Sashiyayug'ake,
einen Jagdhandschuh. Die vom Ritter getragenen
Moroyugake(Abb.46) waren aus gemustertemLeder,
der dritte und vierte Finger wurde zusammen-
genäht, das Leder an dieser Stelle mit einem
eigenen lebhaften Muster bedeckt. Oft wurde
das Familienabzeichen auf jedem Handschuh an-
gebracht. Ein an der Stulpe befestigter Leder-
riemen wurde um das Handgelenk geschlungen.
Der Handschuh für das Scheibenschiefsen (Mato-
yugake-, Abb. 45) entsprach einem Fausthandschuh
mit drei Fingern; Daumen und Zeigefinger waren
jeder einzeln, die übrigen Finger gemeinsam
untergebracht. Der Daumen hatte auf der Innen-
seite zu seiner Verstärkung ein zweites aufg-e-
nähtes Leder.
Zu der Ausrüstung des Bogenschützen im
Altertum gehörte noch ein Tomo, ein Armschutz
(Abb. 47). Es ähnelte einem Lederball, war innen
hohl, aus Bären- oder Hirschleder, auch aus Holz
verfertigt und oft mit einem Tomoe-Wappenbild
verziert. Da der vertikal gestellte Bogen lose
im Spann der linken Hand des Schützen ruhte,
machte er nach dem Abschiefsen des Pfeiles eine
Umdrehung nach aufsen und schlug mit der
Sehne auf das am linken Arm mit einem Leder-
riemen befestigte Tomo auf. Dieses Aufschlagen
soll nach alten japanischen Schriftstellern einen
„heroischen Klang“ erzeugt haben. Es dürfte
wohl auch keinem anderen Zweck gedient haben,
da das Tomo später nicht mehr benutzt worden ist.
Gewickelte Geschützrohre.
Von Plauptmann a. D. Gohlke, Berlin.
Im Zeughause zu Berlin befindet sich ein
schmiedeeisernes Rohr, das im Äufsern spiral-
förmig gewundene, schwache Rillen zeigt,
so dafs man annehmen kann, es sei aus einer
Eisenschiene gewickelt worden, wie es scheint,
über ein dünnes Seelenrohr (Abb. 1).
Die Eisenschiene, aus der der Mantel gebildet
worden wäre, ist etwa 1 cm stark und etwa 2,5 cm
breit gewesen.
Das Rohr hat ein Kaliber von 5 cm, ist
138,5 cm im ganzen lang, an der Mundfriese 9,2 cm,
in der Bodenfriese 9,8 cm stark, trägt Schild-
zapfen von 4 cm Länge und 4,1 cm Stärke und
ist 61 kg schwer.
Aufsere Form: konische Mundfriese, die an
der Mündungsfläche mit einer Hohlkehle scharf-
kantig hervortritt und sich mit dem Seelenrohr
verbindet. An Stelle des Halsbandes zwei scharf-
gekantete Ringe, konisches langes Feld, 70 cm
lang; achtkantiges ungeteiltes Zapfen- und Boden-
stück, 51 cm lang, vorn am Achtkant, mit der
Achse 46 cm vom Bodenrande entfernt, zwei
zylindrische Schildzapfen ohne Scheiben in einer
Drehgabel, an Stelle der Bodenfriese eine scharf-
kantige Verstärkung.
Traube: ein gedrückter runder Knopf mit
kurzem Hals, hinten mit Tülle zum Einsetzen
eines Holzstiels.
Zündloch: 6,5 cm von der Bodenkante, in einer
flachen kreisförmigen Vertiefung- im höchsten Me-
tall, 12,5 davor eine 1 cm tiefe zündlochförmige, aber
nicht durchgehende, runde Einsenkung (Zapfenloch
für ein Visier, zweites verkeiltes Zündloch?).
Seele: 114 cm lang, ziemlich geglättet. Das
Rohr konnte Eisenkugeln von 4,5 cm Durch-
messer und 350 g Gewicht (2 4lötige) oder Blei-
kugeln von 4,25 cm und 470 g Gewicht (ein-
pfündige) verschiefskn.
Das Rohr ist angeblich auf Sumatra im Wasser
gefunden, von Mossikommer in Zürich im Jahre
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GOHLKE, GEWICKELTE GESCHÜTZROHRE
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brauch sfewesen sein soll. Dieser Pfeil soll eine
mit Brandstoffen gefüllte Kabura gehabt haben,
einen eisernen, mit leicht brennbaren Stoffen um-
wickelten Schaft und mit chemischen Stoffen ge-
tränkte Federn, welche auch häufig aus Holz
hergestellt wurden. Er soll auf Entfernungen von
270 m (22—23 Shö), nachdem er in Brand gesteckt
war, mit armbrustartigen Schleudern abgeschossen
worden sein.
Als vergiftete Pfeile werden der Dokuya,
dessen Spitze mit Kusaudo, dem Saft der Knolle
des hellgrauen Eisenhütes bestrichen war, und
Totoki no ya, ein Pfeil „mit vergifteten Feder-
schaft“, erwähnt mit dem Zusatz, dafs sie von
den Barbaren (Fremden) benutzt worden sind.
Die Japaner haben niemals vergiftete Pfeile ge-
braucht.
Die Bogenschützen zu Fufs trugen nur einen
Handschuh, Ichiguyugake, auf der rechten Hand,
desgdeichen bedeckte beim Scheibenschiefsen der
Matoyugake (Abb. 45) nur die rechte Hand des
Schützen, der Reiter hingegen benutzte Moro-
yugake (Abb. 46), Handschuhe auf beiden Händen.
Es gab aufserdem noph einen Sashiyayug'ake,
einen Jagdhandschuh. Die vom Ritter getragenen
Moroyugake(Abb.46) waren aus gemustertemLeder,
der dritte und vierte Finger wurde zusammen-
genäht, das Leder an dieser Stelle mit einem
eigenen lebhaften Muster bedeckt. Oft wurde
das Familienabzeichen auf jedem Handschuh an-
gebracht. Ein an der Stulpe befestigter Leder-
riemen wurde um das Handgelenk geschlungen.
Der Handschuh für das Scheibenschiefsen (Mato-
yugake-, Abb. 45) entsprach einem Fausthandschuh
mit drei Fingern; Daumen und Zeigefinger waren
jeder einzeln, die übrigen Finger gemeinsam
untergebracht. Der Daumen hatte auf der Innen-
seite zu seiner Verstärkung ein zweites aufg-e-
nähtes Leder.
Zu der Ausrüstung des Bogenschützen im
Altertum gehörte noch ein Tomo, ein Armschutz
(Abb. 47). Es ähnelte einem Lederball, war innen
hohl, aus Bären- oder Hirschleder, auch aus Holz
verfertigt und oft mit einem Tomoe-Wappenbild
verziert. Da der vertikal gestellte Bogen lose
im Spann der linken Hand des Schützen ruhte,
machte er nach dem Abschiefsen des Pfeiles eine
Umdrehung nach aufsen und schlug mit der
Sehne auf das am linken Arm mit einem Leder-
riemen befestigte Tomo auf. Dieses Aufschlagen
soll nach alten japanischen Schriftstellern einen
„heroischen Klang“ erzeugt haben. Es dürfte
wohl auch keinem anderen Zweck gedient haben,
da das Tomo später nicht mehr benutzt worden ist.
Gewickelte Geschützrohre.
Von Plauptmann a. D. Gohlke, Berlin.
Im Zeughause zu Berlin befindet sich ein
schmiedeeisernes Rohr, das im Äufsern spiral-
förmig gewundene, schwache Rillen zeigt,
so dafs man annehmen kann, es sei aus einer
Eisenschiene gewickelt worden, wie es scheint,
über ein dünnes Seelenrohr (Abb. 1).
Die Eisenschiene, aus der der Mantel gebildet
worden wäre, ist etwa 1 cm stark und etwa 2,5 cm
breit gewesen.
Das Rohr hat ein Kaliber von 5 cm, ist
138,5 cm im ganzen lang, an der Mundfriese 9,2 cm,
in der Bodenfriese 9,8 cm stark, trägt Schild-
zapfen von 4 cm Länge und 4,1 cm Stärke und
ist 61 kg schwer.
Aufsere Form: konische Mundfriese, die an
der Mündungsfläche mit einer Hohlkehle scharf-
kantig hervortritt und sich mit dem Seelenrohr
verbindet. An Stelle des Halsbandes zwei scharf-
gekantete Ringe, konisches langes Feld, 70 cm
lang; achtkantiges ungeteiltes Zapfen- und Boden-
stück, 51 cm lang, vorn am Achtkant, mit der
Achse 46 cm vom Bodenrande entfernt, zwei
zylindrische Schildzapfen ohne Scheiben in einer
Drehgabel, an Stelle der Bodenfriese eine scharf-
kantige Verstärkung.
Traube: ein gedrückter runder Knopf mit
kurzem Hals, hinten mit Tülle zum Einsetzen
eines Holzstiels.
Zündloch: 6,5 cm von der Bodenkante, in einer
flachen kreisförmigen Vertiefung- im höchsten Me-
tall, 12,5 davor eine 1 cm tiefe zündlochförmige, aber
nicht durchgehende, runde Einsenkung (Zapfenloch
für ein Visier, zweites verkeiltes Zündloch?).
Seele: 114 cm lang, ziemlich geglättet. Das
Rohr konnte Eisenkugeln von 4,5 cm Durch-
messer und 350 g Gewicht (2 4lötige) oder Blei-
kugeln von 4,25 cm und 470 g Gewicht (ein-
pfündige) verschiefskn.
Das Rohr ist angeblich auf Sumatra im Wasser
gefunden, von Mossikommer in Zürich im Jahre
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