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GOHLKE, GEWICKELTE GESCHÜTZROHRE
IV. BAND
1903 erworben und wird dem Anfang- des 16. Jahr-
hunderts zugeschrieben.
Es steht in Frage: war die Technik in dieser
Zeit so weit vorgeschritten, Rohre in der ange-
gebenen Weise herzustellen, insbesondere, war
sie im stände, die beim Wickeln der Schiene ent-
stehenden Fugen durch Schweifsen vollkommen
zu dichten?
NachW aitz, Anthropologie der Naturvölker V,
133 (siehe Dr. Beck, Geschichte des Eisens I,
336) ist die Eisenbereitung auf Sumatra uralt. In
Menangkabao wurden schon früh Gewehrläufe
durch spiralförmiges Zusammenrollen eines Eisen-
stabes und darauffolgendes Dichtschweifsen her-
gestellt. Es ist deshalb wahrscheinlich, dafs auch
dieses kleine, auf Sumatra gefundene Geschütz-
rohr ein Fabrikat dieser Insel ist. Auch die
äufsere Form des Rohres, besonders der hintere
für Kanonenrohre erforderlichen Stäbe in einem
Profil zu ziehen.
Ein zweites Rohr dieser Art in der Geschütz-
sammlung des Zeughauses ist ein einpfündiger
Stahlvorderlader (Falkonet), dessen äufserer Teil
aus einem 3 bis 4 cm breiten, 3 cm starken Bande
spiralförmig, dem Anscheine nach um ein Seelen-
rohr gewickelt, ausgeschmiedet und wahrschein-
lich abgedreht ist (Abb. 2 u. 3). Das Band besteht
aus damasziertem Eisen, sogenanntem Hufnagel-
damask, so dafs auf der Oberfläche schöngezeich-
nete, wellenförmige Figuren hervortreten, die sich
ohne Unterbrechung auf den Profilleisten und
Gesimsen fortsetzen.
Das Rohr hat ein Kaliber von 5,6 cm, ist
204 cm lang, im stärksten Teil des Kopfes 14,2 cm,
hinter dem Kopfe 11,4 cm, vor den Schildzapfen
13 cm, am Zündloche 14,5 cm stark, trägt Schild-
Teil, der mehr orientalischen als europäischen
Charakters ist, spricht dafür. War auch die
europäische Technik dieser Zeit im stände, der-
gleichen Rohre zu fertigen?
Sind die Angaben in Beck, M. Jähns Ge-
schichte des Kriegswesen von der Urzeit usw.,
Fave (Napoleon) Etudes sur le passe et l’avenir
de l’artillerie zutreffend, dafs bei den im 15. Jahr-
hundert aus eisernen Stäben nach Art der Fafs-
dauben zusammengefügten Rohre bei kleineren
Geschützen die Stäbe zusammengeschweifst
wurden, so liegt kein Grund vor, diese Frage zu
verneinen.
Nachdem man zur Bewegung der Blasebälg-e
und Hämmer die Wasserkraft herangezogen hatte,
waren die Hüttenwerke im stände, die zum
Schweifsen erforderliche Hitze schon im 15. Jahr-
hundert zu erzeugen. Konnte es doch geschehen,
dafs man zu viel und zu stark g-eprefsten Wind
in die Öfen blies, so dafs man statt der teigigen
Luppe flüssiges Eisen (Roheisen) erhielt.
Meister Leonardo da Vinci gab auch schon
um diese Zeit eine sinnreiche Methode an, die
zapfen von 6 cm Länge und 5,3 cm Stärke und
ist etwa 170 kg schwer.
Äufsere Form: konischer, sogenannter Schiffs-
kopf, dahinter Rundstab; konisches, langes Feld,
81,5 cm lang; konisches Zapfenstück, beiderseits
durch Profilleisten begrenzt, 39 cm lang.
Die Schildzapfenaxe ist von der Bodenkante
86 cm entfernt. Die Schildzapfen sind im oberen
und unteren Teil von einer Art Schildzapfen-
scheibe umfafst, die sich spitzblattförmig um die
Rohroberfläche legt.
Die Henkel scheinen abgebrochen zu sein; es
markieren sich wenigstens vier schwache Narben
auf dem Zapfenstück als Fufspunkte der Henkel.
Das Bodenstück ist konisch, 61 cm lang, hinten
erhebt sich ein profiliertes Bodengesimse (ein
Rundstab, ein glatter Teil, zwei gleich hohe, ein
höherer Rundstab mit dazwischenliegenden Hohl-
kehlen).
Auf dem höchsten Metall, 5,2 cm vor der
Bodenkante: ein senkrecht gebohrtes, zylindrisches
Zündloch mit einer trichterförmigen Pfanne, deren
beide Lappen durch vernietete Schrauben am
GOHLKE, GEWICKELTE GESCHÜTZROHRE
IV. BAND
1903 erworben und wird dem Anfang- des 16. Jahr-
hunderts zugeschrieben.
Es steht in Frage: war die Technik in dieser
Zeit so weit vorgeschritten, Rohre in der ange-
gebenen Weise herzustellen, insbesondere, war
sie im stände, die beim Wickeln der Schiene ent-
stehenden Fugen durch Schweifsen vollkommen
zu dichten?
NachW aitz, Anthropologie der Naturvölker V,
133 (siehe Dr. Beck, Geschichte des Eisens I,
336) ist die Eisenbereitung auf Sumatra uralt. In
Menangkabao wurden schon früh Gewehrläufe
durch spiralförmiges Zusammenrollen eines Eisen-
stabes und darauffolgendes Dichtschweifsen her-
gestellt. Es ist deshalb wahrscheinlich, dafs auch
dieses kleine, auf Sumatra gefundene Geschütz-
rohr ein Fabrikat dieser Insel ist. Auch die
äufsere Form des Rohres, besonders der hintere
für Kanonenrohre erforderlichen Stäbe in einem
Profil zu ziehen.
Ein zweites Rohr dieser Art in der Geschütz-
sammlung des Zeughauses ist ein einpfündiger
Stahlvorderlader (Falkonet), dessen äufserer Teil
aus einem 3 bis 4 cm breiten, 3 cm starken Bande
spiralförmig, dem Anscheine nach um ein Seelen-
rohr gewickelt, ausgeschmiedet und wahrschein-
lich abgedreht ist (Abb. 2 u. 3). Das Band besteht
aus damasziertem Eisen, sogenanntem Hufnagel-
damask, so dafs auf der Oberfläche schöngezeich-
nete, wellenförmige Figuren hervortreten, die sich
ohne Unterbrechung auf den Profilleisten und
Gesimsen fortsetzen.
Das Rohr hat ein Kaliber von 5,6 cm, ist
204 cm lang, im stärksten Teil des Kopfes 14,2 cm,
hinter dem Kopfe 11,4 cm, vor den Schildzapfen
13 cm, am Zündloche 14,5 cm stark, trägt Schild-
Teil, der mehr orientalischen als europäischen
Charakters ist, spricht dafür. War auch die
europäische Technik dieser Zeit im stände, der-
gleichen Rohre zu fertigen?
Sind die Angaben in Beck, M. Jähns Ge-
schichte des Kriegswesen von der Urzeit usw.,
Fave (Napoleon) Etudes sur le passe et l’avenir
de l’artillerie zutreffend, dafs bei den im 15. Jahr-
hundert aus eisernen Stäben nach Art der Fafs-
dauben zusammengefügten Rohre bei kleineren
Geschützen die Stäbe zusammengeschweifst
wurden, so liegt kein Grund vor, diese Frage zu
verneinen.
Nachdem man zur Bewegung der Blasebälg-e
und Hämmer die Wasserkraft herangezogen hatte,
waren die Hüttenwerke im stände, die zum
Schweifsen erforderliche Hitze schon im 15. Jahr-
hundert zu erzeugen. Konnte es doch geschehen,
dafs man zu viel und zu stark g-eprefsten Wind
in die Öfen blies, so dafs man statt der teigigen
Luppe flüssiges Eisen (Roheisen) erhielt.
Meister Leonardo da Vinci gab auch schon
um diese Zeit eine sinnreiche Methode an, die
zapfen von 6 cm Länge und 5,3 cm Stärke und
ist etwa 170 kg schwer.
Äufsere Form: konischer, sogenannter Schiffs-
kopf, dahinter Rundstab; konisches, langes Feld,
81,5 cm lang; konisches Zapfenstück, beiderseits
durch Profilleisten begrenzt, 39 cm lang.
Die Schildzapfenaxe ist von der Bodenkante
86 cm entfernt. Die Schildzapfen sind im oberen
und unteren Teil von einer Art Schildzapfen-
scheibe umfafst, die sich spitzblattförmig um die
Rohroberfläche legt.
Die Henkel scheinen abgebrochen zu sein; es
markieren sich wenigstens vier schwache Narben
auf dem Zapfenstück als Fufspunkte der Henkel.
Das Bodenstück ist konisch, 61 cm lang, hinten
erhebt sich ein profiliertes Bodengesimse (ein
Rundstab, ein glatter Teil, zwei gleich hohe, ein
höherer Rundstab mit dazwischenliegenden Hohl-
kehlen).
Auf dem höchsten Metall, 5,2 cm vor der
Bodenkante: ein senkrecht gebohrtes, zylindrisches
Zündloch mit einer trichterförmigen Pfanne, deren
beide Lappen durch vernietete Schrauben am