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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 4.1906-1908

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9. Heft
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Ehrenthal, Max von: Die Waffensammlung des Fürsten Reuß j. L. zu Schloss Osterstein bei Gera
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Preradović, Duschan: Waffengeschichtliche Notizen aus einer Reisebeschreibung zu Ausgang des Mittelalters
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https://doi.org/10.11588/diglit.38677#0285

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266

einen ganzen, blanken Harnisch geschlagen hat,
bezeugt ein geschlossener Helm (Burgunder-
helm) Nr. 275, der als Teil eines ganzen Harnisches
anzusehen, nach Stil (Scheitelstück und Helmprofil),
Technik, nach der charakteristischen, messingenen
Federbuschhülse sowie den messingenen Rosetten
unzweifelhaft von der Hand Peffenhausers herrührt.
Zum Schlufs seien noch zwei Fahnen er-
wähnt, die für das Fürstliche FIaus von historischer
Bedeutung sind. Die älteste, Nr. 305, stammt
aus dem Jahre 1733 und ist eine von den sieben
Fahnen, die das schwarzburgisch-reufsische Kon-
tingent bei Ausbruch des polnischen Erbfolge-

IV. BAND

krieges erhalten hatte. Das seidene Fahnentuch
ist rot und weifs, zeigt auf der einen Seite den
Reichsadler, und auf dessen Brust das Wappen
des Landesherren, des Grafen Heinrich XVIII.,
r677—1735, auf der anderen die Devise Fide et
virtute umgeben von einem Lorbeerkranze. —
Die andere, weifsseidene Fahne, Nr. 307, mit der
Inschrift: „Fürstl. Reufsisches Infanterie-
Bataillon“ wurde dem Bataillon bald nach
seiner Neuformierung 1819 verliehen und von ihm
im Feldzuge gegen Dänemark und bei dem ruhm-
reichen Gefechte von Eckernförde, 5. April 1849,
mitgeführt.

D. v. PRERADOVIC, WAFFENGESCHICHTLICHE NOTIZEN

Waffengeschichtliche Notizen aus einer Reisebeschreibung
zu Ausgang des Mittelalters
Von k. u. k. Fregattenkapitän d. R. D. v. Preradovic

Hofrat Professor Dr. Ludwig Pastor ver-
öffentlichte im IV. Bande der „Erläuter-
ungen und Ergänzungen zu Janssens Ge-
schichte des deutschen Volkes“ 1904 so-
wohl den italienischen Urtext als auch einen Auszug
in deutscher Sprache einer von ihm 1893 auf der
Nationalbibliothek zu Neapel aufg'efundenen Hand-
schrift einer „Reise des Kardinals Luigi d’Aragona
durch Deutschland, die Niederlande, Frankreich
und Oberitalien 1517—1518“, beschrieben durch den
Sekretär des Kardinals, Antonio de Beatis.
Wie Professor Pastor im Vorworte erwähnt,
„erkannte er sehr bald, dafs es sich hier nicht um
einen jener gewöhnlichen Reiseberichte handelte,
welche die italienischen Bibliotheken zu Dutzenden
enthalten. Die Aufzeichnungen des Antonio de
Beatis erwiesen sich vielmehr als eine sehr
wichtige Quelle zur Landes- und Volkskunde,
überhaupt zur Kulturgeschichte der von dem
reiselustigen Kardinal durchzogenen Länder“.
Und weiter „Von nicht geringer Bedeutung sind
auch die zahlreichen Notizen zur Kunstgeschichte,
hatte doch Luigi d’Aragona das Glück, in Mühlau
bei Innsbruck einen Teil der eben vollendeten
Statuen zum Grabmale Kaiser Maximilians . . . .
zu erblicken . . .
In der Einleitung, in der sich Professor Pastor
in fesselnder Weise über die Bedeutung des Tage-
buches des Antonio de Beatis vernehmen läfst,
erfahren wir, dafs auch „vereinzelte Notizen über
Waffen.“ darin Vorkommen. Dies gab mir
Veranlassung, diese Stellen in beregtem Buche

aufzusuchen, und so „vereinzelt“ sie auch tatsächlich
bei der Fülle des sonst in anderer Beziehung
Gebotenen sind, auszüglich im Vereinsorgane zu
bringen. Einige dieser Notizen sind gewifs wert,
der Vergessenheit entrissen zu werden, der sie
sicher verfallen würden, blieben sie auf den
90 Seiten umfassenden, eng gedruckten italieni-
schen Text gebannt, während sie dergestalt dem
Freunde waffengeschichtliche Forschung leichter
erreichbar sind. Neben diesem Umstande glaubte
ich dazu um so mehr verpflichtet zu sein, als
die Angaben des Antonio de Beatis sich fast
durchweg als unbedingt verläfslich und verbürgt
erweisen und man der Versicherung des Tage-
buchschreibers Glauben schenken darf, nur solche
Dinge aufgezeichnet zu haben, die er selbst ge-
sehen oder von zuverlässigen Personen ver-
nommen hat „.(il lectore) non troverä altro
che veritä de le cose, over da me ocultamente
viste, o relate da persone di auctoritä grande
et degne di ogni credito et fede.J).
Zur Orientierung möge dienen, dafs Kardinal
d’Aragona seine Reise am 9. Mai 1517 von Ferrara

i) Um den Grad der Glaubwürdigkeit des de Beatis
beispielsweise zu erhärten, braucht nur hervorgehoben zu
werden, dafs durch seine genauen, jeden Zweifel aus-
schliefsenden Angaben über den Bestattungsort Karls des
Grofsen im Aachener Dom die vielumstrittene Frage über
diesen Gegenstand endgültig abgetan erscheint. Ein Hin-
weis auf die Ergebnisse der Bemühungen des Professors
Buchkremer in Aachen in beregter Richtung dürfte ge-
nügen.
 
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