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Verein für Historische Waffenkunde [Editor]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 4.1906-1908

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1. Heft
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https://doi.org/10.11588/diglit.38677#0042

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Zeitschrift für historische Waffenkunde.

IV. Band.


Eine Büchse aus der Rüstkammer zu
Schlofs Pfaffroda i. S. In Nr. II Bd. III dieser
Zeitschrift beschreibt Herr Dr.W. M. Schmidt eine
interessante Büchse aus dem Besitze des Grafen
Törring-Seefeld. Die Rüstkammer zu Schlofs
Pfaffroda in Sachsen, welche ebenfalls alten Fami-
lienbesitz darstellt, enthält sozusagen das Pendant
dazu, ein ganz ähnliches Stück, über das hier in
Kürze berichtet sei.
Zunächst unterscheidet sich die Pfaffrodaer
Büchse (Abb. i A u. B) von der Törringschen durch
bedeutend gröfsere Dimensionen: die Gesamtlänge
beträgt 187 cm, das Gewicht 15 kg 850 g. Der
Lauf besteht nicht aus Bronze, sondern aus Eisen

und 19 mm starken Schildzapfen (s. Abb. 1B). 14 cm
vom hinteren Rande entfernt auf der oberen Fläche
des kantigen Teils befindet sich ein 14 mm hohes
Konkav- oder Hohlvisier. Jedenfalls um die Höhe
dieses Visiers auszugleichen, ist vorn, 13 cm von der
Mündung entfernt, ein 13 mm hoher, 8 mm breiter
Eisenring um den Lauf gelegt. Dieser Ring hat
als Zielmittel kein Korn, sondern oben, dem Visier
entsprechend, ebenfalls eine Kerbe oder Kimme.
Jedenfalls ist er eine spätere Zutat, denn deutlich
läfst sich erkennen, dafs ursprünglich 12 mm hinter
der Mündung ein Korn gesessen hat, welches
der Ring, wäre er gleichzeitig vorhanden gewesen,
verdeckt haben würde. Bezeichnet ist der Lauf
an seinem hinteren Teile neunmal mit einem stili-
sierten Weinblatt — was aber auch rein orna-
mental sein kann — und dreimal mit der Lilie.
Die Adaptierung des Laufes zu dem gegen-
wärtigen Schafte ist jedenfalls erst spät, etwa in
der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, erfolgt.
Das gewöhnliche Steinschlofs (Abb. 3) — das übri-



Abb. 1 B.



undj'ist 142,2 cm lang. Er stammt aus der Zeit
um 1550 und gehörte ursprünglich einer Wall-
büchse an. Sein Gewicht beträgt 13 kg. Er ver-
läuft in seinem hinteren Teile zunächst in einer
Läng-e von 65 cm achtkantig, dann rund und ver-
jüngt sich dabei von 5,5 cm (Durchmesser des
Laufbodens) auf 3,9 cm (Durchmesser an der
Mündung). Die Stärke der Laufwandung an der
Mündung beträgt 9 mm, das Kaliber 21 mm, die
Länge der Seele, glatt und rund gebohrt, 139 cm.
Mithin verhält sich Kaliber zu Seele gleich 1 : 66,2.
Die Dicke des Laufbodens ist
3,2 cm. Auf ihm ist dreimal tief
ins Gesenk geschlagen die nagel-
förmige Marke des
Laufschmiedes(Ab-
bild. 2). 80,4 cm von
der Mündung ent-
fernt befinden sich
noch zu beiden Sei-
ten die 32 mm langen


Abb.

gens starke Gebrauchsspuren zeigt -— ist mit hoher
Wahrscheinlichkeit nach Deutschland zu weisen,
ebenso der Schaft aus Weifsbuchenholz mit Kolben
in französischer Form. Der Schaft ist übrigens
nicht besonders akkurat gearbeitet, er weicht unten
aus der Richtung des Laufes etwas nach rechts
aus, und namentlich das Schwanzstück des Laufes
ist nicht präzis eingepafst. Die Verbindung von
Lauf und Schaft ist in der üblichen Weise durch
verschraubte Querstifte und eine Kreuzschraube
hergestellt. Als etwas Monströses mufs man aber

Abb. 3.
 
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