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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 4.1906-1908

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3. Heft
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Feldhaus, Franz Maria: Was wissen wir von Berthold Schwarz?, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.38677#0079

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Was wissen wir von Berthold Schwarz?

Von F. M. Feldhaus, Ingenieur, Friedenau.


an hat sich daran ge-
wöhnt, Berthold
Schwarz unter die
erfundenen Erfin-
der zu stecken.
Auch ich nahm
ihn bis vor kurzem
für eine sagenhafte
Person. Weil man
ihn aber jahrhun-
dertelang als gröfs-
ten deutschen Erfinder geehrt, hielt ich eine kurze
Berichtigung für die Nachtragsbände zur Allge-
meinen Deutschen Biographie am Platze. In den
Hauptbänden dieses Werkes war Schwarz zur Zeit
ausgefallen, weil der Technologe Karmarsch ihn
eben nicht für historisch echt hielt.
Wer und was Berthold Schwarz war, wo und
wann er lebte, diese Fragen kann ich hier — das
sei vorausgeschickt — auch noch nicht summarisch
beantworten. Der Mann des Namens hat aber
nun mal ein Standbild zu Freiburg im Breisgau
und Hansjakob widmete ihm 1891 eine Sonder-
schrift. Das war mir genug, um diesem Sein oder
Nichtsein für die Allgemeine Deutsche Biographie
durch ein paar Streifzüge nahezukommen.
Auf der Suche nach Material wuchs dies
so merkwürdig an, dafs ich hier zunächst den
Waffenhistorikern das Ergebnis unter Angabe der
Quellen mitteilen will, um etwa noch mehr aus
den Kreisen zu hören, deren Interesse jener Mönch
einst so sehr diente.
Wer das Freiburger Denkmal zur Zeit ver-
anlafste, weifs ich nicht. Die Akten des Bau-
departements in Freiburg i. Br. habe ich noch nicht'
eingesehen. Für heute kann dieser Punkt uns
noch gleichgültig sein.
Anders steht’s um die Schrift: „Der schwarze
Berthold“ von D. Heinrich ITansjakob (Frei-
burg i. Br. 1891). Hansjakob, der in katholischen
Kreisen bekannte Volksschriftsteller, ist Ober-
pfarrer in Freiburg. Die Wände des Klosters,
in dem Bertholdus Niger gewirkt haben soll,
waren als Plätze für Freskogemälde über die

(Nachdruck verboten.)
Pulver- und Geschützerfindung ausersehen (Hans-
jakob S. 91). Um diesen historischen Gemälden
ein wissenschaftliches Bürgerrecht zu verschaffen,
ist wohl jene Schrift aus Hansjakobs Feder ge-
flossen.
Es ist eine recht fleifsige Arbeit, aber das
ist auch alles, was man von der Schrift Gutes
sagen kann. Ist nicht viel an ihr zu loben, dann
ist um so mehr an ihr zu tadeln. Heute fällt ihr
ganzer Inhalt in sich zusammen, weil ich zeigen
werde, dafs Flansjakob nur die so ziemlich all er-
jüngste Quelle für die Beglaubigung des Schwarz
beibrachte.
Nach Plansjakob erschien noch über unser
Thema: „Geschichte der Explosivstoffe“ von
v. Romocki (2 Bde. 1895). Im ersten Bande dieses
höchst beachtenswerten Werkes äufsert sich der
Verfasser, den ich leider selbst durch seinen Ver-
leger nicht brieflich zu erreichen vermochte, zwar
besser über Berthold Schwarz, wie Hansjakob,
immerhin bleibt sein sonst so eingehendes Werk
gerade hier weit von den Quellen weg.
Doch nun zur Sache!
In China ist am Ende des 12. Jahrhunderts
das salpeterhaltige Schiefspulver und seine Fadung
in eiserne Plüllen, Bomben, bekannt. Ein Erfinder
liefs sich für diese Errung-enschaft nicht ermitteln,
ebensowenig ein bestimmter Zeitpunkt. Da
jedoch 1232 dieser Explosivstoff angewandt wird,
so mufs man auf seine Erfindung um mindestens
1175 schliefsen (v. Romocki I, 54). Die erste Ver-
wendung in dem genannten Jahr geschah, wie
das chinesische militärgeschichtliche Hauptwerk
Wupei-tschi erzählt, bei der Mong olenbelagerung
von Pien-King, dem heutigen Kaiföng. Die Stelle
hat v. Romocki in Faksimile und Übersetzung
nach der Druckausgabe von 1621 wiedergegeben
(I, 47—48). Dieses Schiefspulver luden die Chinesen
nun bald in eine Schufswaffe aus Bambusrohr,
die sie „Lanze des ungestümen Feuers“ nannten.
Wie die chinesischen Annalen erzählen, fällt diese
Erfindung in unser Jahr 1259. Fine PVuerwaffe
in unserem Sinne war dies Schiefszeug nicht, denn
ihm fehlte jede Durchschlagskraft. Sein Zweck

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