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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 4.1906-1908

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11. Heft
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Diener von Schönberg, Alfons: Das Fürstliche Zeughaus zu Schwarzburg: Festschrift zur Hauptversammlung des Vereins für historische Waffenkunde in Blankenburg 24. bis 26. Juni 1908
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https://doi.org/10.11588/diglit.38677#0354

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Das Fürstliche Zeughaus zu Schwarzburg

Von Alfons Diener-Schönberg

Wer je von ragender Höhe die Schwarzburg ins waldige Tal herniedergrüfsen sah, dem ist
auch ein kleineres Gebäude nicht entgangen, das, hochgieblig und von zwei gedrungenen
und behelmten Türmen flankiert, trutzig wie ein griesgrämiger Torwart vor der eigent-
lichen Burg Wache hält. In der Tat entspricht dieser Eindruck des Gebäudes seiner
Bestimmung und seinem Charakter. Ehedem der Stapelplatz für die Bewaffnung der fürstlichen
Mannen und Landestruppen, dient es jetzt als Aufbewahrungsort der im Laufe der Jahrhunderte
angespeicherten Waffen unter dem Namen „Fürstliches Zeughaus“, und seinen Schätzen sollen heute
diese Blätter gewidmet sein.
Zu allem Anfänge soll das Gebäude Kapelle oder Schlofskirche gewesen sein, was durchaus
nicht ganz unwahrscheinlich klingt. Schon früh aber, zu einer nicht nachzuweisenden Zeit, wurde
es seiner Bestimmung, das Depot für die Waffen der Landestruppen zu sein, zugeführt. Von dem
Vorhandensein einer Harnischkammer hört man übrigens zum erstenmal im Jahre 1453 bei der
Teilung des Schlofsbesitzes zwischen Graf Heinrich XXVIII. von Schwarzburg-Arnstadt und Graf
Heinrich XXVII. zu Schwarzburg-Leutenburg: Letzterer erhält hierbei die „Harnischkammer über dem
Judenkeller“, ersterer das „Schützenhaus“. Man sieht, dafs also schon früh ein ansehnlicher Waffen-
vorrat auf der Schwarzburg gewesen sein mufs, der — in seinen Beständen natürlich mannigfachem
Wechsel unterworfen •— schliefslich in dem heutigen Zeughause sein Heim fand. — Die nächste
archivalisclie Notiz, auf die wir stofsen, stammt aus dem Jahre 1633, und zwar betrifft sie ver-
schiedenes zu Schwrarzburg befindliches Geschütz. Herzog Ernst zu Sachsen schreibt nämlich am
27. September von Erfurt aus an Ludwig, Grafen zu Schwarzburg, Herrn zu Arnstadt und Sonders-
hausen: Da ein weiteres Vordringen des Feindes zu besorgen sei, so müsse man befürchten, dafs
die den Grafen gehörigen, in den Zeughäusern zu Rudolstadt und Stadtilm stehenden „etzlichen
metallene Stücke“ in des Feindes Hände fielen. Diese möchten daher in gröfsere Sicherheit gebracht
werden, und zwar am besten anhero nach Erfurt. Wenn die Gefahr vorüber sei, würden sie sofort
wieder ausgefolgt werden. Der Graf antwortet darauf, das betreffende Geschütz befinde sich nicht
zu Rudolstadt, sondern zu Schwarzburg. Wegen „vermoderter und zerbrochener Räder“ könne es
aber jetzt nicht fortgeschafft werden. Auch brauche er es zur Verteidigung, und er hoffe vor dem
Feinde sicher zu sein. Die Räte von Rudolstadt erinnern übrigens „occasione hujus“ daran, dafs
das „uf dem Hause Schwartzburg“ befindliche und dem verstorbenen Grafen Carol Günther zu-
ständig gewesene Geschütz noch nicht geteilt sei. Diese Teilung kommt nunmehr zwischen den
Brüdern Grafen Ludwig Günther und Albrecht Günther sehr bald zustande, indem jeder die Hälfte
erhält. •— Genaue Inventare über die Bestände des Zeughauses, das uns nun auch bereits unter
diesem Namen entgegentritt, finden wir aus den Jahren 1713, 1726, 1732 und 1752. Das älteste,
von 1713, führt 22 metallene (also bronzene) „Stücke“ auf, —- Falkonette und Feldstücke — meist
mit Jahreszahlen zwischen 1501 und 1537 bezeichnet. Von diesen finden wir noch heute eine Anzahl
wieder und schon damals standen sie „in der mittelsten Arcade gegen der Entre über“. Aufser
diesem nennt das Inventar: „3 eiserne Stücke, 45 Hakenrohre und Doppelhaken, 1386 Flinten, 95 Cara-
biner, 37 Hellebarten, 214 Degen usw., 76 Harnische (darunter ein „übersilberter“ und ein „schwarzer
mit vergoldeten Zvecken“), 175 Casqueten und Sturmhauben usw., 30 verschiedene Sättel und allerlei
Werkzeuge und Geräte“. Bei den Flinten sind übrigens 505 Stück inbegriffen, die, ebenso wie
35 Paar Pistolen, im Jahre 1712 auf Befehl des Fürsten Ludwig Friedrich von Rudolstadt aus „in
das Zeugkhauss nacher Schwartzburgk geführet und 1713 in die dazu gemachten Schränke ein-
gehenckt“ wurden. Es läfst sich also schon hier für einen Teil eine gewisse museumsartige Auf-
 
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