Gewehrkammer. Das Residenzschlofs zu Arolsen.
Die Waffensammlung
im Fürstlichen Residenzschlosse zu Arolsen.
Von Prof. Dr. Franz Weinitz, Berlin.
A rolsen, die Hauptstadt des FürstentumsWal-
/% deck, ist in etwa 2 Stunden von Cassel
^aus mit der Bahn zu erreichen. Die kleine,
ruhige Stadt umgeben Felder, Wiesen und
herrliche Waldungen, die zu langen Spazierg'ängen
einladen; den Hintergrund, besonders nach Hessen
zu, schliefsen leicht geschwungene Höhenzüge
malerisch ab. Die gröfste Sehenswürdigkeit in
der Stadt ist das Residenzschlofs, ein mächtiger,
schöner Bau in französischem Stile aus dem ersten
Viertel des 18. Jahrhunderts. Die Prunkräume
zeigen das Barock der Erbauungszeit ohne stö-
rende Übertreibungen; kostbare Möbel, wertvolle
Kunstgegenstände füllen die Gemächer.
Der westliche Nebenflügel des Schlosses, der
sog. Bibliothekflügel, birgt die fürstlichen Samm-
lungen. Die Bibliothek, die Münz- und Antiken-
sammlunggenossen schon in früheren Zeiten bei den
Fachmännern einen guten Ruf. In neuerer Zeit hat
sich diesen Abteilungen ein Waldeckisches Landes-
museum zugesellt, das sich reger Förderung und
Beachtung von seiten der Bevölkerung der beiden
Landesteile (Waldeck und Pyrmont) erfreut1).
All den obengenannten Sammlungen reiht
sich nun nach Inhalt und Umfang die sog. „Ge-
wehrkammer“ würdig an. Sie befindet sich im
b S. Geschichtsblätter für Waldeck und Pyrmont I.
(1901) S. 115 ff.
ersten Stocke des genannten Flügels über der
Bücherei und dem Museum und ist dort in zwei
Räumen aufgestellt. Aufser den Gewehren
(rund 300), die ihr den Namen gegeben haben,
finden wir hier die verschiedensten Arten von
Waffen, Uniformstücke, geschichtlich merkwür-
dige Fahnen und anderes mehr. Rüstungen und
Rüstungsteile sind nur schwach vertreten. Vier
Geschütze gröfseren Umfangs aus dem Jahre
1775, mit dem Waldeckschen Wappen geziert,
stehen auf dem Schlofshofe über dem Graben.
Durch einige Gegenstände, die eher in eine
„Kunstkammer“, im alten Sinne des Wortes, ge-
hören würden, sowie durch die Beutestücke glück-
licher Jäger an den Wänden des Hauptraumes,
wird das Gesamtbild kaum gestört.
Den gröfsten Eindruck auf den Laien werden
immer die prunkenden orientalischen Waffen
machen. Hier verknüpft sich mit ihnen ein gut
Stück Waldeckischer Dynastengeschichte. Zahl-
reiche Mitglieder des Waldeckischen Hauses haben
ruhmreich gegen den Erbfeind gefochten, ja ihr
Leben auf der Wahlstatt gelassen! So fiel Graf
Josias 1669 auf Candia, Graf Heinrich Wolrad
1688 bei den Kämpfen um Euböa; Prinz Ludwig
starb 1739 in Belgrad an den bei Grotzka erhal-
tenen Wunden. Dafs es auserlesene Beutestücke
sind, die hier an der Wand hängen, bedarf wohl
keiner weiteren Versicherung.
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