Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 4.1906-1908

DOI Heft:
7. Heft
DOI Artikel:
Rambaldi, Karl von: Paradewaffen der Wittelsbacher
DOI Artikel:
Kretschmar, Hans Alfred: Zur Benennung der Stangenwaffen: Vortrag, gehalten im Dresdner Waffengeschichtlichen Seminar in der Sitzung vom 23. Februar 1907
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.38677#0226

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
7 HEFT

pfälzischen Löwen. Links von diesem Schilde
befindet sich ein dreigeteiltes Wappen und ent-
hält Schild i den schwarzen Löwen in Gold von
Jülich, der Mittelschild 2 enthält das goldene
Clevenrad auf silbernem Schildchen in Rot. Feld 3
führt den blaugekrönten Löwen in Silber in rotem
Schild von Berg, und das Feld 4 zeigt uns das
Wappen von Mark: einen rotsilbernen Schach-
balken in Gold. Das Feld 5 enthält als Schild
von Ravensberg' 3 rote Sparren in Silber, wäh-
rend im Felde 6 ein schwarzer Balken in Silber
uns den Schild von Mörs zeigt.
Als Helmzier (Zimier) sehen wir von rechts
nach links sehend: einen geschlossenen Helm mit
einem mit goldenen Lindenblättern bestreuten,
geschlossenen Adlerflug mit sitzendem, rot-
gekröntem Löwen; der zweite Helm enthält einen

209

gfoldenen nach links sehenden wachsenden Adler
mit schwarzen Flügeln (Jülich). Am mittleren
Helm sitzt zwischen blausilbern gerauteten Stier-
hörnern, auch Büffelhörner3) genannt, ein sitzender
goldener, rotgekrönter Löwe. Der vierte Helm
enthält als Helmzier von Cleve einen roten Ochsen-
kopf mit goldener, rotsilber geschachter Krone,
auf dem fünften Helm befindet sich ein Pfauen-
schweif als Zimier des Wappens von Berg.
Die künstlerische Ausführung dieser Prunk-
partisane gibt uns nicht allein Kunde von der
Kunstepoche des damaligen Zeitalters, sondern
auch von dem Kunstsinn unseres Hauses Wittels-
bach aus dieser Zeit.

3) „Stierhörner“ ist der eigentliche richtigere Aus-
druck.

v. KRETSCHMAR, ZUR BENENNUNG DER STANGENWAFFEN

Zur Benennung der Stangenwaffen.
Vortrag, gehalten im Dresdner Waffengeschichtlichen Seminar in der Sitzung vom 23. Februar 1907.
Von Oberst v. Kretschmar.

Die übergrofse Zahl von besonderen Namen
und Bezeichnungen für die verschiedenen
Formen der Stangenwalfen macht deren
Zusammenfassung in eine beschränkte
Anzahl von Gruppen erwünscht, von denen eine
jede die Waffen von gleicher Grundform umfafst,
entsprechend einem gleichartigen Gebrauchs-
zweck.
Stangenwaffen bildeten im Mittelalter und
bis zum 17. Jahrhundert die Llauptbewaffnung der
Söldner, des gesamten Fufsvolkes der Heere und
später noch die der fürstlichen Leibwachen und
Trabanten; sie sind deshalb im Verlaufe mehrerer
Jahrhunderte in grofsen Mengen hergestellt und
dabei so gestaltet worden, wie es nächst dem
Gebrauchszwecke dem nach Ort und Zeit ver-
schiedenen Geschmacke entsprach. Dadurch er-
klärt es sich, dafs hier eine bunte Vielgestaltig-
keit der Formen eintreten mufste — von der
einfachsten, ursprünglichen, lediglich dem Ge-
brauchszweck entsprechenden Waffe an bis zu
den phantastischesten Gestaltungen und den
reichverzierten, kunstvollen Prunkstücken an
prachtliebenden Höfen. Dabei finden sich neben
den Llauptformen auch überallÜberg'änge zwischen
den einzelnen Arten und Vermischungen der
Formen, die es oft schwer machen, die richtige
Benennung für eine Waffe zu finden.
Endlich finden sich auch Stangenwaffen in
grofser Zahl, deren Form und Gestalt deutlich

die nur zufällige Verbindung eines zur Waffe
geeigneten und als solche benutzten Gebrauchs-
gegenstandes, wie z. B. einer Sense, einer Sichel
u. dgl. m., mit einem Schafte erkennen läfst. Diese
Art von Waffen bildeten die Bewaffnung einer
aufständischen Bevölkerung, wie z. B. der Bauern
im Bauernkrieg'e, sie waren nicht für das Kriegs-
volk bestimmt und stehen aufserhalb des Rahmens
der hier in Betracht kommenden Entwicklung'
des Waffenwesens. Wir können sie deshalb im
folgenden unberücksichtigt lassen.
Nach dem verschiedenen Gebrauchszweck
können wir die Stangenwaffen zunächst einteilen
in solche zum Stechen und solche zum Schlagen.
Unter den ersteren unterscheiden wir weiter solche
mit nur einer Spitze und solche mit mehreren
Spitzen, unter letzteren solche mit einem beil-
förmigen und solche mit einem einschneidigen,
messerförmigen Eisen. Es mufs jedoch vorweg
erwähnt werden, dafs die Stangenwaffen zum
Schlagen zumeist auch zum Stechen eing'erichtet
wurden, indem man ihren beil- oder messerförmigen
Eisen auch eine Spitze gab.
Nach dem Vorstehenden erhalten wir folgende
Vierteilung':
1. Stangenwaffen zum Stechen mit einer Spitze,
die Spiefse,
2. Stangenwaffen zum Stechen mit mehreren
Spitzen, d. h. einer Mittelspitze und zwei Neben-
spitzen (Ohren), die Partisanen,

27
 
Annotationen