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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 4.1906-1908

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3. Heft
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Litteratur
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Vereins-Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.38677#0105

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3. Heit.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

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im engsten Zusammenhänge steht. Die dadurch bedingte
Scheidung von Hieb- und Stofswaffe, ihre einzelnen Typen
und deren gesonderten Entwickelungen werden eben so
klar und anschaulich wiedergegeben, wie die Entwickelung
der verschiedenen Systeme des Faustschutzes.
Weiter gibt uns Forrer ein Bild, wie sich die bildende
Kunst allmählich dieses Gebietes bemächtigt und wie die
gröfsten Meister der deutschen Renaissance darin wetteifern,
den Schwert- und den Degengriff, insbesondere den Knauf
künstlerisch auszugestalten. Seine Einleitung schliefst Forrer
mit der Betrachtung, dafs der Säbel allmählich das Schwert
verdrängt, welches im 17. und 18. Jahrhundert nur noch in
einzelnen Spätlingen, wie den Schiavonen, weiterlebt. Im
Zusammenhang hiermit behandelt er die Umbildung des
Griffs, welcher sich nach seinen Ausführungen im 16. und
17. Jahrhundert erheblich verkürzt, so dafs die Hand darin
nicht mehr Platz findet und der Zeigefinger über die Parier-
stange zur besseren Führung der Klinge hinübergreift.
Dies trifft dort vollständig zu, wo sich bereits ein voll-
ständiger Korb entwickelt hat, denn dort hat die gerade
Parierstange ihren eigentlichen Zweck verloren und dient
nur noch dazu, der Hand einen sicheren und festen Halt
zu geben und durch Übergreifen des Zeigefingers über
dieselbe die Führung der Klinge zu erleichtern. Mit den
bei einzelnen Ritterschwertern des 14. und 15. Jahrhunderts
unter der Parierstange angebrachten Ringen, wie sie Wilczek
in seinen „Erinnerungen eines Waffensammlers“ oder Hefner
Alteneck in seinen Trachten des Mittelalters (Band II) an-
führt, hat dies gar nichts zu tun. Abgesehen davon, dafs
es sich hier um zweischneidige Schwerter handelt, hätte
dieser angeblich zur Aufnahme des Zeigefingers bestimmte
Ring die übergreifende Hand gerade dort am wenigsten
vor Verletzung geschützt, wo sie derselben am meisten
ausgesetzt sein mufste, nämlich zwischen der Parierstange
und dem an der Schneide befestigten Ring. Wenn also
der Ring zum Schutze dienen sollte, so war er gerade dort
am überflüssigsten, wo er sich befand. Viel vernünftiger
erklärt Wilczek den Zweck dieses Ringes, indem er die
Vermutung ausspricht, dafs er zur Aufnahme jenes Kettchens
bestimmt war, welches am Dupsing oder Lentner befestigt
wurde.
In der auf dieseEinleitungfolgendenEinzelbesprechung
der Schwerzenbachschen Sammlung von Schwertknäufen
gibt Forrer eine ungemein systematische und stramme
Gruppierung der verschiedenen Typen und Exemplare so-
wohl im Text als auch in dem vortrefflichen Abbildungs-
material, geht aber, wie bereits am Eingang dieser Be-
sprechung erwähnt wurde, in dieser Systematik häufig zu
weit, indem er Formen sich auseinander entwickeln läfst,
die ganz gut nebeneinander, ja vollständig unabhängig
voneinander entstanden sein können.
Dr. F. v. Schubert-Soldern.



Bericht über die 6. Haupt-
versammlung des Vereins für
historische Waffenkunde
in Nürnberg
2. bis 5. Juli 1906.
Am Abend des 2. Juli versammelten sich die
von auswärts erschienenen Mitglieder in der Stadt-
park-Restauration und wurden daselbst von den
Nürnberger Mitgliedern unter Führung des Herrn
Direktors v. Bezold und von Mitgliedern des Ver-
eins für Geschichte der Stadt Nürnberg begrüfst.
1. Vorstandssitzung am 3. Juli.
Anwesend: Generalleutnant v. Usedom, Dr.
Kekule v. Stradonitz, Oberst a. D. Thierbach,
Direktor v. Bezold, Major a. D. Müller, Dr. Camillo
Lifst, Charles Buttin, Regierungsrat Dr. Rose,
Schlofshauptmann v. Cranach,R. Coltman-Clephan,
Graf Rambaldi, Professor Weinitz, A. Diener-
Schönberg als Protokollführer.
Die satzungsgemäfs ausscheidenden Vorstands-
mitglieder: v. Bezold, Diener-Schönberg', v. Ehren-
thal, v. Lenz, Lofsnitzer, Müller, v. Potier, Thier-
bach, Graf Zichy sollen sämtlich der Hauptver-
sammlung zur Wiederwahl vorgeschlagen werden,
als neue Vorstandsmitglieder Direktor Angst-
Zürich und Michelly-Berlin. Mit lebhaftem Be-
dauern wird davon Kenntnis genommen, dafs der
2. Schriftführer, v. Ehrenthal, sowie der Schatz-
meister, Büttner, erklärt haben, ihre Ämter nieder-
legen zu wollen; diese Ämter sind demnach neu
zu besetzen.
Als Ort der Plauptversammlung für 1908 soll,
anstelle des ursprünglich in Aussicht genommenen
Coburg, Schwarzburg mit Blankenburg vorge-
schlagen werden. Für Coburg liegt dann bereits
eine offizielle Einladung für 1910 vor. Oberst
Thierbach lenkt die Aufmerksamkeit auf Darm-
stadt mit Bruchsal und Erbach, deren prachtvolle
Sammlungen noch viel zu wenig bekannt seien.
Die Anregung wird dankbar begrüfst und Darm-
stadt eventuell für 1912 in Aussicht genommen.
Professor Weinitz bringt noch Cassel in Verbindung
mit Arolsen in Vorschlag.
Herr Buttin beantragt den Druck eines neuen
Mitgliederverzeichnisses, da das jetzige durch die
 
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