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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]; Verein für Historische Waffenkunde [Mitarb.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 4.1906-1908

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6. Heft
DOI Artikel:
Jacoby, Gustav: Die Waffen von Alt-Japan
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.38677#0190

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176

G. JACOBY, DIE WAFFEN VON ALT-JAPAN

IV. BAND

Bötsunogi war ein Tsunogi ohne Federn.
Matoya, Pfeil für das Scheibenschiefsen.
Den Bambusschaft liefs man naturfarben, oder
färbte ihn schwarz, braunrot und rot. Die Be-
festigung des aufgesetzten Hazu erfolgte mittels
Papierfadenumwicklung- (Kamihagi). Zu seiner
Beschwingung nahm man Adlerfedern (Maha) oder
auch Federn von anderen Vögeln, aber niemals
die des Flabichts, des Storchs und des Uhu. Die
ursprüngliche Befestigungsweise der Federn mit
Baumrindenumwicklung (Kabahagi) ersetzte man
später durch Papierfadenumwicklung, die man
entsprechend lackierte. Die Spitze bildete ein
Pfeilkopf, Itazuki, der durch Papierumwicklung
der Schaftspitze (Kutsumaki) hergestellt wurde;
oft schob man darüber eine dünne Metallkappe.
Sashiya, Stechpfeil, für das Wettschiefsen
auf weite Entfernungen bestimmt. Er soll beim
Wettschiefsen im Sanjusangen dö,
Mgk dem Tempel von 33 Ken (= 66 m)

oder Kiriholz (Paulownia imperalis) hergestellt.
An der Schaftspitze war eine innen ausgehöhlte
Kabura „Rübe“ angebracht; meist diente eine
leichte kleine gegabelte Eisenspitze als Ab-
schlufs.
Jindö, wörtlich übersetzt: Gotteskopf (der
Ursprung der Bezeichnung ist nicht bekannt), ist
ein Pfeil, der mit einer Kabura abschliefst. Die
vornehmlich bei der Jagd auf Hunde gebrauchten
Arten waren Kazujindö, mehrfaches Jindö (Abb. 41)
und Hitotejindö, einfaches Jindö (Abb. 42). Der
Schaft war geröstet, das Hazu aufgesetzt, eine
topfförmige, häufig zum Teil umwickelte Kabura
aus Holz oder Horn bildete den dicken Pfeil-
kopf. Sehr selten wurde noch eine kleine ge-
gabelte eiserne Pfeilspitze aufgesetzt. Die Be-
schwingung erfolgte mit Federn von drei be-
liebigen Vögeln. Die häufig g-efärbten Federn
wurden nicht gestutzt, sondern in der Naturform
(Korihagi) an den Schaft befestigt.


Länge gebraucht worden sein. Als Haupt-
erfordernis galt, dafs er leicht war. Der Bambus-
schaft wurde geröstet, die Spitze an^ Holz her-
gestellt. Im allgemeinen soll er den Übungs-
pfeilen für das Schiefsen auf Strohbündel, den
Tsunogi (und Makiwaraya) geglichen haben.
Kuriya, gleichfalls ein Pfeil mit Holzspitze
für das Wettschiefsen auf weite Entfernungen.
c) Jagd- und Sportpfeile.
Noya, auch Shishiya genannt, ein Jagdpfeil,
der dem Soya geglichen haben soll und bei der
Jagd auf Bären und Hirsche benutzt wurde.
Karimata, Jagdpfeil mit gegabelter Eisen-
spitze (Abb. 39), eine Art Kaburaya, daher mit
dicker, kugelförmiger Fadenumwicklung- (Iva-
buramaki) an der Schaftspitze und einer eisernen
Pfeilspitze in der Form des Wildgansfufses.
Kururiya, ein auf dem Wasser schwim-
mender Pfeil (Abb. 40), mit dem man auf Wasser-
vögel schofs. Er wurde aus Cedernholz (Hinoki)

Shime, auch Naruya genannt (Abb. 43), ist
ein dem Jindö ähnlicher Pfeil. Er soll bei der
Jagd auf Hirsche benutzt worden sein, um die
Tiere zu betäuben, nicht um sie zu töten.
Hikime no ya, Krötenaugenpfeil, war ein
Pfeil, der als Pfeilkopf ein Hikime (Abb. 44), eine
der Kabura ähnliche, aber weit gröfsere, unge-
fähr 22 cm lange, eiförmige Verdickung von
Bambus oder Horn mit 3 oder 5 Löchern an der
Spitze und am oberen Teile trug. Der Luft-
eintritt erzeugte bei dem abg-eschossenen Pfeil
ein quakendes Geräusch. Es gab Inuoi hikime,
welches bei der Jagd auf Hunde verwendet
wurde, Kasakake hikime zum Gebrauch für eine
Art Bogensportschiefsen und Sanya no hikime
zur Verscheuchung der bösen Geister aus dem
Entbindungshaus.
Es wird noch ein Hiya, Feuer- oder Brand-
pfeil erwähnt, der bereits im 12. Jahrhundert bei
den Kämpfen der Genji g-egen die Heike zur
Zerstörung von Burgen und Schlössern im Ge-
 
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