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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]; Verein für Historische Waffenkunde [Mitarb.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 4.1906-1908

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12. Heft
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Fachnotizen
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https://doi.org/10.11588/diglit.38677#0425

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396

FACHNOTIZEN

IV. BAND

Ich habe aufserdem Schönfessel nicht ange-
zogen, da ich der Meinung bin, dafs, wenn ein
Exzerpten-Manuskript und das hierfür benutzte
archivalische Material am gleichen Orte sich be-
finden, doch nur das Letztere in Benützung ge-
nommen werden kann.
Ich bedaure daher, meine Kritik der bisherigen
Benützung der Münchner Archivalien aufrecht
erhalten zu müssen. Hans Stöcklein.

Anmerkung der Schriftleitung: Da es
nicht angängig ist, die durch diese beiden Er-
klärungen anscheinend unentschiedene Kontro-
verse in dem neuen Bande der Zeitschrift fortzu-
setzen, sieht sich die Schriftleitung genötigt, zu
bekennen, dafs auch sie Stöckleins xÄufserung in
derselben Weise wie Fahrmbacher „aufgefafst“ hat
und den Irrtum Stöckleins durch die Hinweise
auf Schönfessels, Würdingers und des verdienten
gegenwärtigen Armeemuseum-Vorstandes Arbeit
für richtiggestellt ansieht. Wieweit der beiden
ersteren Forschungen heutigen wissenschaftlichen
Anforderungen Genüge tun, bleibe dahingestellt;
dafs des letzteren Tätigkeit der strengsten Kritik
standhält, mufs indessen hier, nicht zum ersten
Male, nachdrücklichst ausgesprochen werden.
Bericht über das vierte Semester 1907/08
des Dresdner Waffengeschichtlichen Seminars.
Nachdem das Seminar in seinem dritten Arbeits-
winter zwei ordentliche Mitglieder verloren hatte,
mufste es sich angelegen sein lassen, die ent-
standenen Lücken nach Kräften wieder auszufüllen.
Nach einstimmigem Beschlufs wurden darnach auf-
genommen Herr Dr. Robert Bruck, Professor an
der Technischen Hochschule zu Dresden, durch
seine Arbeiten aus dem Gebiete der älteren Kunst-
geschichte Sachsens bekannt, und Herr Lehrer
Otto Mörtzsch, Mitarbeiter der „Zeitschrift für
historische Waffenkunde“. Eine weitere Ver-
mehrung des Bestan des an ordentlichen Mitgliedern
bleibt im Interesse der früher dargelegten Auf-
gaben des Seminars erwünscht, wenn auch durch
den in dem Worte „Seminar“ ausgeprägten Grund-
satz, dafs jeder Teilnehmende zu selbständiger
Arbeit verpflichtet ist, gewisse Grenzen sich dabei
stets von selbst ziehen werden.
Das Seminar beklagt den am 27. Februar
erfolgten Tod seines aufserordentlichen Mitgliedes,
des k. u. k. Obersten Peter Sixl in Lemberg.
Der Verstorbene war einer der gründlichsten
Kenner der älteren Geschichte der Handfeuer-
waffen, wie er das durch seine bekannten, um-
fassenden Studien in der „Zeitschrift für historische

Waffenkunde“ glänzend bewiesen hat. Sein An-
denkenwird, wie bei allenFreunden unserer Wissen-
schaft, auch im Seminar in Ehren bleiben.
Wenn die früher besprochene grofse Auf-
gabe des Seminars, die Herausgabe eines Lexikons
der historischen Waffenkunde, auch in diesem
Semester ihrer Verwirklichung nicht näher gebracht
werden konnte, so lag das daran, dafs die im letzten
Bericht als hierfür bedeutsam bezeichnete Regelung
der Verhältnisse am Historischen Museum erst zu
Ende des Semesters erfolgte. Es bleibt abzuwarten,
wieweit die neue Lage der Dinge auf die Tätig-
keit und die Ziele des Seminars auch in dieser
Richtung von Einflufs sein wird.
Das Arbeitsprogramm des vergangenen Se-
mesters weist wiederum eine ziemliche Reichhaltig-
keit der Gegenstände auf. Die prinzipielle Ver-
ständigung, die durch einzelne frühere Unter-
suchungen vor allem auf terminologischem Gebiete
erzielt worden ist, schuf in diesen nach verschiedenen
Richtungen auseinandergehenden Studien dennoch
eine gewisse Einheit. Besonders eingehend ge-
stalteten sich die Vorträge und Diskussionen über
die künstlerisch reich ausgestatteten Harnische des
18. Jahrhunderts, besonders über das Verhältnis
des Plattners zum Ätzer, ferner die über eine be-
sondere Art der Stangenwaffen und über die Ent-
wicklung- des Helmes im Mittelalter. Vor allem
aber gab die eingehende Behandlung des Schwarz-
burger Zeughauses Gelegenheit, nahezu das ge-
samte Reich der Bewaffnung im 16. und 17. Jahr-
hundert an historisch bemerkenswerten Beständen
zu durchforschen, wobei mancherlei neue Ergeb-
nisse zutage gefördert wurden.
Infolge der Beteiligung mehrerer Mitglieder
an der Dresdner Kunstausstellung mufsten die
Sitzungen während der Monate April und Mai
ausfallen. Trotzdem erreichten, nachdem im No-
vember begonnen worden war, die Sitzungen die
Zahl 14. Wenn die Reihe der Vorträge nicht an
die im vorigen Semester gehaltenen heranzureichen
scheint, so ist nicht zu vergessen, dafs z. B. der
unter 2. genannte tatsächlich vier Einzelvorträge
umfafst, ebenso wie der unter 12. in zwei auf-
einander folgenden Sitzungen erledigt werden
mufste. — Mit besonderer Freude begrüfste das
Seminar zwei der korrespondierenden Mitglieder,
die zu Vorträgen von auswärts hergekommen
waren: Flerrn Major H erg seil aus Prag und
Herrn Regierungsrat Dr. Rose aus Berlin. Auch
künftighin soll durch derartige „Gastspiele“ aus-
wärtiger Mitglieder die Fühlung- mit dem weiteren
Kreis der Freunde unserer Bestrebungen gewahrt
werden. An zwei Sitzungen nahm unser verehrter
Freund, Herr Geheimer Regierungsrat von U bisch
aus Berlin, teil.
 
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