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YOGA UND LINEARES KULTBILD
<YANTRA UND MANDALA)
ALLGEMEINES
Das lineare Gebilde in Magie und Kult
In den bisher bekanntgewordenen Tantratexten ist vom figuralen Kult-
bild (pratimä) sehr viel seltener die Rede als vom linear-geometrisierenden
yantra (Tafel 33-36). Diese zweidimensionalen regelmäßigen Gebilde erfreuen
sich zum Teil wohl darum größerer Verbreitung, weil sie besonders einfach
anzufertigen sind, zum Teil, weil sie - vielfach zu magischen Zwecken ver-
wandt und überhaupt esoterischem Brauche dienend - dem Blick des Unein-
geweihten weniger verraten als figurale Gebilde. Ein wesentlicher Grund
ihrer großen Verbreitung liegt aber gewiß auch darin, daß sie in ihren ein-
fachen Symbolen einen umfassenderen Sinn zum Ausdruck bringen können
als das figurale Kultbild mit seinen Mitteln.
Uber ihren hohen Wert herrscht in den verschiedenen Quellen nur eine
Meinung. Sie stehen funktionell ebenbürtig, wenn nicht überlegen neben ihren
figuralen Geschwistern. Im Kulärnava-Tantra heißt es von ihnen1):
„Vom yantra wird gelehrt, daß es aus mantras (bedeutungsvollen heiligen
Silben und Worten) besteht. Denn die Gestalt der Gottheit sind mantras
(devatä mantrarüpini). Wird die Gottheit im yantra verehrt, ist sie alsbald
voller Gnaden.
Das yantra wird yantra genannt, weil es Bezwingung (ni-yantrana) aller
Übel bewirkt, die aus Lust, Zorn und anderen Fehlern erwachsen. Ein Gott,
den man im yantra verehrt, ist voller Huld.
Was der Leib für den Lebensfunken (jiva) ist, was das Öl für das Licht der
Lampe, das stellt das yantra für alle Götter vor.
Darum soll man ein glückbringendes yantra samt Umrahmung aufzeichnen
oder vor dem inneren Auge entwickeln (dhyä), nachdem man alles, was dazu
J) Tantrik Texts Vol. V. Kulärnava-Tantra ed. by Täranätha Vidyäratna, London
1917, VI. 85-90.
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