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Zimmermann, Ernst Heinrich [Editor]
Vorkarolingische Miniaturen (Text) — Berlin, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.3536#0066
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cß Schule von Luxeuil.

Von dem bedeutendsten Schmuck der Handschrift war bisher noch
nicht die Rede, von den beiden Arkaden Fol. 0 b und i a. Die erstere,
die fast vollständig verrieben ist, zeigte im Felde aus einer Vase empor-
wachsend drei Palmettenbäume, deren Formen uns aus den Initialen
bekannt sind. Das Fig. 19 abgebildete Relief aus St. Peter in Metz zeigt
sowohl in der Komposition wie in den Details weitgehende Ähnlichkeit mit
den Luxeuiler Formen, die mithin nicht auf die Buchmalerei beschränkt
blieben. Das Ornament, das das Feld der zweiten Arkade (Taf. 56 b)
füllt, vermag ich nicht sicher zu deuten. Nach Analogien in früheren
Handschriften würden wir ein Kreuz vermuten; möglicherweise soll es
einen Stern darstellen, worauf man eventuell auch die späteren Über-
schriften »civitas iherusalem« und »civitas betlehem« beziehen könnte.
Die Ornamentation erinnert ganz an die der Kreuze in der Handschrift
von St. Petersburg und Valencienries, während die Arkadenform mit der
im Lektionar übereinstimmt; ihre Musterung verwendet ebenfalls nur
bekannte Motive.

Eine noch spätere Entwicklungsstufe repräsentiert der Ragyndrudis-
Kodex in der Landesbibliothek zu Fulda (Nr. 2 der Codices Bonifatiani,
zum Fuldaer Domschatz gehörend) (Taf. 68, 69). Scherer hat der
Handschrift eine eingehende philologische Erörterung gewidmet und dabei
auch besonders der Hinweise auf Burgund gedacht, die die Handschrift
enthält.

Ließ die Wolfenbüttler Handschrift bereits vieles von der Feinheit
der älteren Kodizes vermissen, so grenzt der Schmuck der Fuldaer Hand-
schrift dicht an das Rohe. Die Farben sind grell, bunt, die Zeichnung
nachlässig. Die ornamentalen Details werden geflissentlich unterdrückt
und in farbige Partikel von rudimentärer Form umgewandelt. Das
System in der Disposition des Schmuckes bleibt dabei unverändert.
Die Vogelformen fehlen fast ganz, dagegen begegnet der typische Luxeuil -
fisch, der in breite, farbige Streifen ohne feinere Innenzeichnung zerlegt
wird. Die Luxeuiler Sternscheiben finden wir über dem Schriftrahmen
Fol. 98 b (Taf. 68), ebenso darunter die typischen, vom Kreise umschlosse-
nen Kreuze. Auffallend dagegen ist die andere Dekoration an der Außen-
seite des Rahmens: oben und unten längliche Herzformen mit einge-
schobenen Zungen; an den Seiten herabhängende Rankengebilde, die in
die gleichen Formen auslaufen. Als Einzelerscheinung mag diese Dekora-
tion uns überraschen, und Scherer dachte, hier Gräserformen zu erkennen.
Davon kann natürlich nicht die Rede sein. Wir bemerkten, wie sich diese
Art der Ornamentik in der St. Petersburger Handschrift auszubilden
begann, und was wir hier sehen, ist die konsequente Weiterentwicklung.
Der Miniator bringt die alten Formen, indem er sie aller Feinheiten und
 
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