§. VI. Bisherige Bearbeitung der deutschen Rechtsgeschichte.
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staatsrechtes angeregt, indem dieses nicht anders, als auf geschicht-
licher Grundlage begriffen werden konnte '). Zu gleichem Zwecke fing
man auch schon seit dem Anfänge des XVIII. Jahrhunderts an, in
Schriften und akademischen Vorträgen bei der Darstellung der deutschen
Reichsgeschichte auf die Entwickelung der Reichsverfassung besondere
Rücksicht zu nehmen, und erstere selbst als Einleitung in die Wissen-
schaft der Staatsverfassung des deutschen Reiches zu behandeln -). In
derselben Zeit traten allmählig einzelne historische Untersuchungen über
die deutschen Rechtsquellen und deutsche Rechtsalterlhümer hervor3):
auch wurde mitunter ein Abriss der Quellengeschichtc des deutschen
Rechtes als Anhang der römischen Rechtsgeschichte, oder als ein unter-
geordneter Theil der Geschichte des Rechtes in Deutschland überhaupt,
beigefügt 4). Gegen das Ende des XVIII. Jahrhunderts finden sich aber
bereits selbstständige Darstellungen der deutschen Rechtsgeschichte, in
welchen mitunter schon die bis dahin fast völlig vernachlässigte innere
Rechtsgeschichte mit der äusseren verbunden wurde 5). Die Eröffnung
vieler unbekannten Rechtsquellen, eine bessere Kritik, und insbesondere
J) So z. B. in J. P. Datt, de pace imperii publica. 1698. — J. Fr. Pfeffin-
ger, Vitriarius illustratus etc. Friburg. 1£91 (zuletzt: Gotha, 1739; dazu Repertor.
v. Ch. G. Riccius. Goth., 1741). — Vergl. überhaupt J. St. Pütter, Lit. d. deut.
Staats-R. Bd. I. §. 63 u. flg. — Als Vorarbeiten für die systematische Bearbeitung
der R.-G. sind auch die seit dem XVII. Jahrhundert veranstalteten Urkun-
densammlungen (§. 5.) und die Glossarien aus dieser Zeit zu er-
wähnen. —
2) So z. B. S. F. Hahn, vollst. Einleitung zur deut. Kaiser- u. Reichshistorie,
4 Thle. Halle, 1721. — J. J. Mascov, Gesch. der Deutschen. 2 Thle. (2. Aull.
1750). — J. St. Pütter, vollst. Handbuch der deut. Reichshistorie, (zuerst) 1762. —
3) Die erste Schrift hierüber ist: H. Gon ring, de origine juris Germ. 1643,
und seitdem öfter; auch in s. Opp. T. VI. — II. C. de Senkenberg, visiones
diversae de collectionibus legum germanicarum. 1765. —
4) B. G. Struv, historia juris. 1718. — J. A. Kopp, histor. jur. 1741. 1750.
—■ J. G. Heineccius, hist. jur. 1751. — J. II. C. v. Selchow, Gesch. der in
Deutschland geltenden Rechte. 1767. — K. F. Walch, Gesch. der in Deutschland
geltenden Rechte. 1780. — Reitemeier, Encyclop. und Geschichte der Rechte in
Deutschland. 1785. — (Vergl. "not. 5.) —
5) J. G. Heineccius, antiquitates Germanicae. T. I. 1772. T. II. P. 1 u. 2.
1773. (unvollendet). — F. C. J. Fischer, Entwurf einer Gesch. des deut. Rechts.
1781. — C. G. Biener, Comment. de origine et progressu legum juriumque Germ.
T. I. 1787. T. II. V. 1. 1790. V. 2. 1795. — C. G. Roessig, Gesch. des deut. Pri-
vatrechts. 1801. — Reitemeier (not. 4), das gern. R. in Deutschland vor der
Aufnahme des röm. R. 1804, (aus dessen Deutschland vor und nach dem Lüneviller
Frieden (1804) besonders abgedruckt.) —
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staatsrechtes angeregt, indem dieses nicht anders, als auf geschicht-
licher Grundlage begriffen werden konnte '). Zu gleichem Zwecke fing
man auch schon seit dem Anfänge des XVIII. Jahrhunderts an, in
Schriften und akademischen Vorträgen bei der Darstellung der deutschen
Reichsgeschichte auf die Entwickelung der Reichsverfassung besondere
Rücksicht zu nehmen, und erstere selbst als Einleitung in die Wissen-
schaft der Staatsverfassung des deutschen Reiches zu behandeln -). In
derselben Zeit traten allmählig einzelne historische Untersuchungen über
die deutschen Rechtsquellen und deutsche Rechtsalterlhümer hervor3):
auch wurde mitunter ein Abriss der Quellengeschichtc des deutschen
Rechtes als Anhang der römischen Rechtsgeschichte, oder als ein unter-
geordneter Theil der Geschichte des Rechtes in Deutschland überhaupt,
beigefügt 4). Gegen das Ende des XVIII. Jahrhunderts finden sich aber
bereits selbstständige Darstellungen der deutschen Rechtsgeschichte, in
welchen mitunter schon die bis dahin fast völlig vernachlässigte innere
Rechtsgeschichte mit der äusseren verbunden wurde 5). Die Eröffnung
vieler unbekannten Rechtsquellen, eine bessere Kritik, und insbesondere
J) So z. B. in J. P. Datt, de pace imperii publica. 1698. — J. Fr. Pfeffin-
ger, Vitriarius illustratus etc. Friburg. 1£91 (zuletzt: Gotha, 1739; dazu Repertor.
v. Ch. G. Riccius. Goth., 1741). — Vergl. überhaupt J. St. Pütter, Lit. d. deut.
Staats-R. Bd. I. §. 63 u. flg. — Als Vorarbeiten für die systematische Bearbeitung
der R.-G. sind auch die seit dem XVII. Jahrhundert veranstalteten Urkun-
densammlungen (§. 5.) und die Glossarien aus dieser Zeit zu er-
wähnen. —
2) So z. B. S. F. Hahn, vollst. Einleitung zur deut. Kaiser- u. Reichshistorie,
4 Thle. Halle, 1721. — J. J. Mascov, Gesch. der Deutschen. 2 Thle. (2. Aull.
1750). — J. St. Pütter, vollst. Handbuch der deut. Reichshistorie, (zuerst) 1762. —
3) Die erste Schrift hierüber ist: H. Gon ring, de origine juris Germ. 1643,
und seitdem öfter; auch in s. Opp. T. VI. — II. C. de Senkenberg, visiones
diversae de collectionibus legum germanicarum. 1765. —
4) B. G. Struv, historia juris. 1718. — J. A. Kopp, histor. jur. 1741. 1750.
—■ J. G. Heineccius, hist. jur. 1751. — J. II. C. v. Selchow, Gesch. der in
Deutschland geltenden Rechte. 1767. — K. F. Walch, Gesch. der in Deutschland
geltenden Rechte. 1780. — Reitemeier, Encyclop. und Geschichte der Rechte in
Deutschland. 1785. — (Vergl. "not. 5.) —
5) J. G. Heineccius, antiquitates Germanicae. T. I. 1772. T. II. P. 1 u. 2.
1773. (unvollendet). — F. C. J. Fischer, Entwurf einer Gesch. des deut. Rechts.
1781. — C. G. Biener, Comment. de origine et progressu legum juriumque Germ.
T. I. 1787. T. II. V. 1. 1790. V. 2. 1795. — C. G. Roessig, Gesch. des deut. Pri-
vatrechts. 1801. — Reitemeier (not. 4), das gern. R. in Deutschland vor der
Aufnahme des röm. R. 1804, (aus dessen Deutschland vor und nach dem Lüneviller
Frieden (1804) besonders abgedruckt.) —