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Zoepfl, Heinrich
Deutsche Staats- und Rechtsgeschichte: ein Lehrbuch in zwei Bänden (2,1): Geschichte der deutschen Rechtsquellen: compendiarisch dargest. — Stuttgart: Krabbe, 1846

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https://doi.org/10.11588/diglit.47337#0083
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§. 20. Canones. Decretales. Beichtbücher.

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dem sechsten Jahrhunderte an. Hieran reihet sich zunächst eine gegen
das Ende des sechsten Jahrhunderts in Spanien entstandene Sammlung
an, welche dortselbst schon am Anfänge des siebenten Jahrhunderts
auf der zweiten Synode von Sevilla (a. 618) und auf dem vierten Con-
cilium zu Toledo (a. 633) mit officieller Autorität bekleidet und später
dem Bischöfe Isidor von Sevilla (f 636) zugeschrieben wurde5). Mit
dieser sog. Isi dorisch en Sammlung wurde in der zweiten Hälfte des
neunten Jahrhunderts (860—869)6) in Gallien eine, wie Viele annehmen,
in Rom ') schon in der Mitte des achten Jahrhunderts8) verfasste und
seitdem allmählig in Gallien verbreitete Sammlung unächter, den römi-
schen Päpsten aus den ersten vier Jahrhunderten fälschlich beigelegter
Decretalen in Verbindung gebracht. Seit der zweiten Hälfte des neunten
Jahrhunderts kamen diese verfälschten Isidorischen Decretalen, der jetzt
sog. Pseudo-Isidor, in allgemeinen Gebrauch9), obschon damals
thecajur. canon. veteris. T. I, p. 97, — Vergl. Eichhorn, Kirchen-R. I. S. 110 flg.
— Hadrian I. überreichte 774 Karl d. Gr. einen solchen, jedoch schon mit
Nachträgen bis auf seine Zeit vermehrten Codex (sog. Dionys-Hadrianische Samm-
lung).— Rudolph, nova Comment. de Codice Canonum, quem Hadrianus I. Carolo
M. dono dedit. Erlangen, 1777, — Spittler 1. c. S. 153. —
5) Diese Sammlung (der sog. ächte Isidorus) ist gedruckt in Collectio Cano-
num ecclesiae Ilispanae ex probatissimis et pervetustis codicibus nunc primum in
lucem edita etc. Madrid, 1808; und Epistolae decretales ac rescripta Rom. Pontif.
Madrid, 1821. — Vergl. hierüber Regenbrecht, de can. Apost. et Cod. Hisp.
VratisL, 1827. — Eichhorn, die spanische Sammlung der Quellen des Kirchen-
rechts, in der Zeitschr. für gesell. R.-W. Bd. XI. Hft. 2 S. 119. — Richter,
Lehrb. des Kirchen-R. §. 68. —
6) Eichhorn, R.-G. I. §.154. —
7) Eichhorn, R.-G. I. §. 152; besonders §. 153 Note k. — Viele suchen
den Verdacht der Fälschung von Rom ganz abzuwenden und einem fränkischen Geist-
lichen aufzubürden. —
8) Eichhorn, R.-G. I. §♦ 152, setzt die Abfassung der falschen Decretalen
zwischen Gregor III. und Hadrian I. (zweites und drittes Viertel des VIII. Jahr-
hunderts). — Die spätere Entstehung der falschen Decretalen vertheidigt neuer-
dings Richter, 1. c. §.70 Note 9. —
9) Vergl. über den Pseudo-Isidor: Eichhorn, R.-G. §.152 Og. — Dessen
Kirchenrecht, S. 149 flg. — Ant. Theiner, de Pseudo-Isidoriana canonum collec-
tione Vratislav. 1827; rec. von Bien er, in der krit. Zeitschr. für R.-W. Bd. III.
H. 1. — Knust, de fontibus et consilio Pseudo-Isidorianae collectionis. Göttingen,
1832. — Richter, Lehrb. des Kirchenrechts, §. 69. Die bis jetzt einzige
(sehr unkritische) Ausgabe ist in Merlini Coll, concil., Paris, 1524, T. I. (nach-
gedruckt Cöln 1530; Paris 1535). — Die Vorrede lautet: „Incipit praefatio S. Isi-
dori episcopi. Isidorus Mercator (al. mercatus) Servus Christi lectori (al. Ilectori)
conservo suo et parenti in Domino fidei salutem.“ Eichhorn, R.-G. I. §. 154
 
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