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Zoepfl, Heinrich
Deutsche Staats- und Rechtsgeschichte: ein Lehrbuch in zwei Bänden (2,1): Geschichte der deutschen Rechtsquellen: compendiarisch dargest. — Stuttgart: Krabbe, 1846

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https://doi.org/10.11588/diglit.47337#0191
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§. 54. Rhetoriken. Klagspiegel. Laienspiegel. 179
Beziehung stehen, vornehmlich in der Lehre vom Civil prozesse,
weil in dieser Lehre das canonische Recht der deutschen Gerichts-
praxis unverkennbar viel näher stand, als das römische Recht. Die
Grundlagen der wissenschaftlichen juristischen Bildung waren bis gegen
die Mitte des XVI. Jahrhunderts noch immer das Studium der Glosse
und der Schriften der italiänischen Juristen des XIV. Jahrhunderts, ins-
besondere der Schriften des Joannes Andr eae 6), des Bartolus ‘)
und B al d u s 8).
§. 54.
Die Anfänge der juristischen Literatur in Deutschland: insbesondere
der Klagspiegel und der Laienspiegel.
Einige kleine politische aus der Feder von Geistlichen geflossene
Streitschriften abgerechnet, welche bereits im XIV. Jahrhunderte durch
den Streit des Kaisers Ludwig des Bayern mit dem römischen Stuhle
über die Unabhängigkeit der römisch-deutschen Kaiserkrone hervorge-
rufen worden waren *), treten in Deutschland erst seit der zweiten
G) Jo. Andreae (-j- 1348) lehrte zu Pisa, Pavia und Bologna. — Vergl. v. Sa-
vigny, Gesell, d. röm. R. im M.-A. VI. p. 87 flg. — Seine Summa über Lib. II.
Decretal. (de processu Judicii) war frühzeitig in Deutschland in deutschen Ueber-
setzungen verbreitet worden, deren eine bei Senkenberg, Corp. Jur. Germ.
T. I. P. II. p. 145 flg., unter der Bezeichnung: Liber Judiciarius, oder öster-
reichisches Gerichtsbüchlein aus dem XV. Jahrhundert, ohne Ahnung seines Ur-
textes herausgegeben worden ist. Die Entdeckung der Uebereinstimmung des deut-
schen Textes mit dem Processus Judicii des Jo. Andreae wurde von Hubert Horn
gemacht, und von diesem ein neuer Abdruck dieses Werkchens (München, 1837)
veranstaltet, welchem bald noch eine andere Ausgabe von Wunderlich (Basel,
1840) gefolgt ist, Vergl. darüber meine Anzeige in den Heidelberger Jahrb. 1839
Nr. 51; 1841 Nr. 44; und besonders Rudorff, in der Zeitschr. für gesell. R.-W.
1842 XI. S. 100. —
7) Ueber Bartolus (j- 1357) vergl. v. Savigny, Gesell, des röm. R. im
M.-A. VI. S. 122 flg. —
s) Ueber Baldus (j- 1400) s. ebendas. S. 187 flg. —
*) Ilieher gehören die Streitschriften des Marsilius de Menandrino s. de
Padua (*j- 1328), des Wilhelm von Occam (y 1347) und des Domherrn, nach-
her Bischofs von Bamberg, Lupoid von Bebenburg (f 1362). Sie finden sich
gesammelt in Schard, syntagma tractatuum de imperiali jurisdictione etc., Basel,
1566, und in Goldast, monarchia S. R. J., Frankf., 1614, T. I. u. II.; die Schrift
des L. von Bebenburg de juribus regni et imperii Romanor. auch besonders: ed.
Jac. Wimpfeling, 1508, und M. Bernegger, Aigentor., 1624. — Vergl. darüber
Pütter, Lit. des deut. Staatsrechts I. §. 25; und Eichhorn, R.-G, HI. 393
Anmerk. 1 u. 2. —

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