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Zoepfl, Heinrich
Deutsche Staats- und Rechtsgeschichte: ein Lehrbuch in zwei Bänden (2,1): Geschichte der deutschen Rechtsquellen: compendiarisch dargest. — Stuttgart: Krabbe, 1846

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https://doi.org/10.11588/diglit.47337#0192
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Dritter Zeitraum. II. Anfänge der jurist. Literatur.

Hälfte des XV. Jahrhunderts eigentlich literarische Versuche in dem
Gebiete der Rechtswissenschaft hervor. Die Reihe eröffnet ein Werk,
welches kaum anders als wie ein politisches Pamphlet bezeichnet wer-
den kann: nämlich die um 1460 verfasste Schrift des Petrus ab

A n d 1 o , de imperio Germanico libri duo
Werk in juristischer Beziehung an sich ist,
achtenswerthes Bild von der Art und Weise,

So unbedeutend dieses
so gibt es doch ein be-
wie der Rechtszustand in

Deutschland damals von dem grössten Theile der patriotisch gesinnten,
aber meistens nur halbgebildeten Köpfe aufgefasst wurde, liefert aber
auch zugleich den Beweis der Unklarheit und historischen Kritiklosig-
keit 3), so wie der theihveise grossen Unwissenheit, wo nicht der ganzen
Parthei, deren Interessen es vertritt, doch sicher seines Verfassers, so

achtungs- und anerkennungswürdig im übrigen die patriotischen Ten-
denzen desselben und die warmen Aeusserungen seiner Vaterlandsliebe
sind. Diese Schrift verficht unbedingt die Geltung des römischen
Rechtes in Deutschland, von welchem der Verfasser selbst aber gar
wenig verstand, und eifert besonders gegen die damalige Besetzung
der Richterstühle mit ungelehrten ritterlichen Schöffen und Land-

leuten 4). In näherer Beziehung zu dem practischen Rechtsleben im
Ausgange des XV. Jahrhunderts stehen aber die F o rmu 1 ar bii ch er,
wie z. B. die sog. Rhetorica des Stadtschreibers Riederer zu

2) Zuerst herausgegebeu von Marquard Fr eh er zu .Strassburg 1612, nach
einer Heidelberger Handschrift, sodann in der Sammlung: Repraesentatio reipublicae
Germanicae s. tractatus varii de S. R. G. J. regimine, ete. Norinib. 1657. — Vergl.
darüber Pütter, Lit. I. §. 29 flg. — Hugo, in der Zeitschr. für gesell. R.-VV.
Bd. 1. S. 346. — Eichhorn, R.-G. III. §. 441 Note 4. —
3) Vergl. z. B. die Darstellung der vierzig Stücke vom Deutschen Reiche (vier
Herzoge, vier Markgrafen, vier Landgrafen etc.), worauf Karl d. G. das deutsche
Reich gegründet haben soll, in Lib. I. c. 16 (Ed. Argent. 1612 p. 74). — Ein fast
ganz gleichlautender Aufsatz findet sich auch in einem Heidelberger Codex des
Schwabenspiegels Nr. 170 aus dem XV. Jahrhundert, gleich nach der Vorrede; und
in einigen Handschriften des Bamberger Stadtrechts aus demselben Jahrhundert;
vergl. meine Ausgabe des alten Bamberger Rechts, S. 43, 44; und im Urkunden-
buch Anhang III. S. 137. —
■*) Lib. II. c. 16: „Awnc equestre indoctumque consilium, pacis raro amicum,
senatus principum regit . . . Quid dicam de legum aequissimarum iurisque scripti
observatione, quae fere nulla est, sed jure incerlo vivitur et in multitudine illitterata,
quod unicuique sui arbitrii discretione Visum est, id in judiciis vim legum obtinere
volunt. Neque ulla major äbusio mihi esse videtur, quam exleras nalioncs sacra-
lissimas leges colere, nosque, qui noslris in laribus legum conditorem fovem/us, illas
minus curare et per eos, qui rus colunt, jus in provinciis dictari, qui ob ignaviam
a juris notitia legibus excusantur.“ —
 
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