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Zschokke, Heinrich; Kunze, Johann Andreas [Oth.]
Ideen zur psychologischen Aesthetik — Berlin u. Frankfurt a.d. Od.: bey Johann Andreas Kunze, 1793 [VD18 10604529]

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https://doi.org/10.11588/diglit.69995#0247
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Ueber den ästhetischen Geschmack, siy
§. 74-
Von den Vermögen des Gemüths, die das
Künstlergeme ausmachen.
Wenn wir die Gemüthskräfte eines Mannes,
dem wir Talente, gesunden Menschenverstand, Ge-
schmack u. s. f. zuerkennen, mit den Gemüthskraften
eines andern, dem allgemein Genie zugeschrieben
wird, lsa viel wir im Stande sind) vergleichen: so
finden wir als das vorzüglichste, auszeichnende Merk-
mal des letztem eine äußerst reizbare Empfindsam-
keit, eine schöpferische blühende Einbildungskraft.
1) Einbildungskraft (Phantasie als pro-
ductives Vermögen §. 70.) ist demnach eine derer
wesentlichsten Gemüthskräfte, welche das Genie aus-
machen. Das Associationsvermögen muß einen
hohem Grad der Kraft haben, als gewöhnlich; eine
berührte Idee weckt dann zehn andre aus ihrem
Schlummer; ein Bild wird von unzahlichen andern
verdrängt. Bei diesem Reichthum der Phantasie,
oder Jdeenassociation, wird es der Seele leicht, ganz
neue Ideale, durch neue Verbindung der Ideen zu
erschaffen; sie erfindet und verliert sich in eine eigne
Schöpfung. Bei dieser Wirksamkeit der Seele auf
die Phantasie muß ihr aber
2) Der Verstand zur Seite stehn, oder viel-
mehr der Verstand selber wirkt auf die Phantasie und
verbindet und ordnet die Summe der Bilder nach
denjenigen Gesetzen, welche in der menschlichen Na-
tur
 
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