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Zucker, Markus; Dürer, Albrecht [Editor]
Albrecht Dürer — Halle a. S.: Max Niemeyer, 1900

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https://doi.org/10.11588/diglit.53816#0108
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XI. Die Epoche weiterer großer Gemälde und der drei Hauptstiche.

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Abb. Md Eva.
LlgcmäUe von 1507 im Pradomusenm zu Madrid.

tigt worden, den Einzelheiten geht
inan aber unlengbar noch mit Inter-
esse nach. Begreiflicher wird uns
Dürers Befriedigung an solcher Ar-
beit beim Blick auf zwei Papier-
zeichnungen, die neben seinen wei-
teren großen Tafeln in den näch-
sten Jahren entstanden. Sie stellen
über fe einem dekorativen friesar-
tigen Streifen die Auferstehung
Christi (Albertina in Wien) und das
alttestamentliche typologische Vor-
bild dazu, den Sieg Simsons über
die Philister i (Kupferstichkabinett
in Berlin) vor. Ursprünglich ge-
hörten sie natürlich als Gegenstücke
zusammen. Den mit Feder und Pin-
sel grau in grau ausgeführten und
weißgehöhten Zeichnungen eignet
durch reiche uud kräftige Abstufung
von Licht und Schatten fo zu sagen
ein warmer Farbenton, ja inan
kann mit vollem Recht selbst von
„blendender Lichtwirknng" spre-
chen, und staunenswert ist die Be-
stimmtheit, mit der auch die fein-
sten Einzelheiten dem Auge sich dar-
stellen. Dürer fühlte sich eben bei
solchen Arbeiten in seinem Element.
Die zeichnerische Technik übte er zu
Zeiten mit ganz besonderer Vor-
liebe, und Meister in der Hand-
habung des Grabstichels arbeitet er
in diesem Fall wie auf der Kupfer-
platte, uur daß der Federstrich ge-
schmeidiger ist uud darum noch freier
wirkt als die in Metall gegrabene
Linie. Man kann nichts Entzücken-
deres sehen als diese alles in der
schärfsten Durchbildung aufs leben-
digste vorführende Klein- und Fein-
malerei. In dem dekorativen Neben-
werk macht sich eine humorvolle
Auffassung geltend, namentlich wird
einem kostbar gezeichneten Teufel-
chen gar übel mitgespielt. Aller-
dings geht eine solche, ans einem
überreichen Füllhorn ausschüttende
Kunstweise aufAnschanungenzurück,
aus denen Dürer sich herauszuarbei-
ten strebte, aber sie vergegenwär-
tigt jene Neigung von der Seite
ihres höchsten Reizes, und ander-
 
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