76
Albrecht Dürer.
wart des Königs und seines Gefol-
ges werden die Märtyrer geköpft,
erschlagen, gesteinigt, gekreuzigt und
von Felsen in dorniges Gestrüpp
hinabgestoßen. Neben der geschäfts-
mäßigen Gefühllosigkeit der Henker
tvar stille Ergebung der dem Tode
geweihten Opfer alles, was an see-
lischer Stimmung ausgedrückt wer-
den konnte. Bei dem überall vor
sich gehenden Hinschlachten findet
das Auge uoch eiue Art Ruhepuukt
an einem Zuge Gefangener, die
einen Hohlweg zu schroff abfallen-
den Felsen erst hinaufgeführt wer-
den, um das Los vorausgegaugeuer
Leidensgefährten zu teilen, die wir
bereits hinabstürzeu sehen. Eini-
germaßen erträglich macht den Ge-
genstand nur der kleine Maßstab,
der zugleich eine gewisse Massen-
wirkung durch die geschickte, das
ganze Terrain füllende Verteilung
der Gruppen erreichen ließ. Wir
bedauern Dürer, daß er nach sei-
ner Rückkehr aus Italien mit einem
solchen Thema behelligt wurde, das
ihn so wenig die Flügel regen ließ
und eine so zeitraubende Kleinarbeit
forderte. Wir wüsten uns den Mei-
ster vorstellen, wie er monatelang
immer wieder vor der mäßig gro-
ßen Tafel sitzt, um die Landschaft
aufs sorgfältigste iu allen Einzel-
heiten dnrchzuführen und die über-
aus große Anzahl kleiner nnd klein-
ster Figuren eine nach der andern
in immer neuen Stellungen, Ver-
kürznngen nnd Wendungen zu ent-
werfen und zn vollenden. An seine
Ausdauer und seine Erfindungs-
kraft waren da keine geringen An-
sprüche gestellt. Die Freude an dem
Gliederbau der menschlichen Gestalt
und au der Feinmalerei, die Dürer
im Blute steckte, läßt es allein ver-
stehen, daß er nicht ermüdete. Als
das Werk vollendet war, schreibt er
an Jacob Heller in Frankfurt: „Ich
wollte, daß Ihr die Tafel sähet, ich
bin der Meinung, sie würde Euch
Wohlgefallen". Durch die Zeit ist
der Farbenschmelz schwer beeinträch-
Abb. 31». Adam.
Ölgemälde von 1507 im Pradomuscum zu Madrid.
Albrecht Dürer.
wart des Königs und seines Gefol-
ges werden die Märtyrer geköpft,
erschlagen, gesteinigt, gekreuzigt und
von Felsen in dorniges Gestrüpp
hinabgestoßen. Neben der geschäfts-
mäßigen Gefühllosigkeit der Henker
tvar stille Ergebung der dem Tode
geweihten Opfer alles, was an see-
lischer Stimmung ausgedrückt wer-
den konnte. Bei dem überall vor
sich gehenden Hinschlachten findet
das Auge uoch eiue Art Ruhepuukt
an einem Zuge Gefangener, die
einen Hohlweg zu schroff abfallen-
den Felsen erst hinaufgeführt wer-
den, um das Los vorausgegaugeuer
Leidensgefährten zu teilen, die wir
bereits hinabstürzeu sehen. Eini-
germaßen erträglich macht den Ge-
genstand nur der kleine Maßstab,
der zugleich eine gewisse Massen-
wirkung durch die geschickte, das
ganze Terrain füllende Verteilung
der Gruppen erreichen ließ. Wir
bedauern Dürer, daß er nach sei-
ner Rückkehr aus Italien mit einem
solchen Thema behelligt wurde, das
ihn so wenig die Flügel regen ließ
und eine so zeitraubende Kleinarbeit
forderte. Wir wüsten uns den Mei-
ster vorstellen, wie er monatelang
immer wieder vor der mäßig gro-
ßen Tafel sitzt, um die Landschaft
aufs sorgfältigste iu allen Einzel-
heiten dnrchzuführen und die über-
aus große Anzahl kleiner nnd klein-
ster Figuren eine nach der andern
in immer neuen Stellungen, Ver-
kürznngen nnd Wendungen zu ent-
werfen und zn vollenden. An seine
Ausdauer und seine Erfindungs-
kraft waren da keine geringen An-
sprüche gestellt. Die Freude an dem
Gliederbau der menschlichen Gestalt
und au der Feinmalerei, die Dürer
im Blute steckte, läßt es allein ver-
stehen, daß er nicht ermüdete. Als
das Werk vollendet war, schreibt er
an Jacob Heller in Frankfurt: „Ich
wollte, daß Ihr die Tafel sähet, ich
bin der Meinung, sie würde Euch
Wohlgefallen". Durch die Zeit ist
der Farbenschmelz schwer beeinträch-
Abb. 31». Adam.
Ölgemälde von 1507 im Pradomuscum zu Madrid.