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IV. Die Apokalhpse.

(^)ern möchten wir wissen, wie der angehende
Meister in seiner Vaterstadt neben den
älteren Genossen einen seiner Begabung ent-
sprechenden Wirkungskreis gewann. Wir er-
warten wohl von größeren Ausgaben zu hören,
die ihm zufielen, etwa daß ein bedeutendes Al-
tarwerk oder dergleichen ihm übertragen wurde,
woran er seine Kraft erproben konnte. Doch
davon ist nicht die Rede. Die damaligen Kunst-
zustände waren nicht dazu angethan. Der junge
Meister mußte seine Ausgaben der Hauptsache
nach sich selber stellen. Er ließ einige Holz-
schnitte von ungewöhnlich großem Formate er-
scheinen, die heilige wie weltliche Stosse be-
handelten. Das vielleicht ansprechendste Blatt
dieser Reihe ist die sogenannte heilige Familie
mit den drei Hasen. Auch zwei mythologische
Darstellungen befinden sich unter jenen Schnit-
ten. Daneben übte er sich von Anfang an zu-
gleich im Bearbeiten der Knpserplatte, denn
dem ältesten datierten Stich, der die Jahres-
zahl 1497 aufweist, sind schon andere Blätter
voraufgegangen. Sicher haben ihn aber bald
vorzugsweise Vorarbeiten für seine Apokalypse
beschäftigt, die schon im Jahre 1498 erschien.
Von Werken auf dem Gebiete der Malerei ge-
hört den ersten Jahren nach seiner Rückkehr
ein in Wasserfarben gemalter Altar, der so-
genannte Dresdner Altar an, den vielleicht
Kurfürst Friedrich der Weise vou Sachsen bei
ihm für seine Wittenberger Schloßkirche be-
stelltest wozu ein noch in der gleichen Technik
gemaltes Porträt dieses Fürsten kommt Z auch
ein zweites Porträt von Dürers Vater stammt
aus dem Jahre 1497. Auf mehreres Weitere
werden wir in anderem Zusammenhänge zu-
rückkommen.
Ilm jene Zeit nahm Dürer zum Schutz
seiner Werke statt der uebeueiuauder gesetzten

Anfangsbuchstaben A. D. das bekannte Mono-
gramm an, ein Beweis, daß er sich seiner Be-
deutung als Künstler bewußt war, rind daß er
Ursache hatte, den Gewinn seiner Arbeit sich
zu sichern. Denn das Monogramm ist, weil
es die Urheberschaft bekundet, zugleich eine ge-
werbliche Schutzmarke. Zuerst erscheint es in
der allgemein bekannten Form auf dem er-
wähnten Kupferstich vom Jahre 1497, den so-
genannten vier Hexen
Schon mehrere Arbeiten der vorhergehen-
den Zeit ergeben, wie wir sahen, daß Dürer
der Renaissancebewegung nicht fremd geblie-
ben war, überhaupt wurzelt in gewissen be-
stimmenden Zügen seine Knnstauffassnng in
eben jenem Boden, obwohl sie formell wenig
mit der Antike sich berührt; die Annahme sei-
nes Monogramms aber benutzte er dazu, dem
wiedererwachten Altertum eine kleine direkte
Huldigung darzubringen. An die Stelle der
früher gebrauchten, nebeneinander gesetzten und
der gotischen Schrift sich nähernden Buchsta-
ben traten bei dem eigentlichen Monogramm
solche von antiker Form, und zwar wurde das
anfangs dem eingeschriebene kleine ck seit
1497 durch ein O ersetzt. Es ist das ein uns
jetzt wenig auffallender und doch recht bezeich-
nender Zug der Zeit.
Weitaus das Hauptwerk dieser ersten Jahre,
das zugleich seinen Künstlerruhm dauernd be-
gründete, bilden die fünfzehn großen Holz-
schnitte zu der Apokalypse. Im Jahre 1498
erschien das Buch zugleich in einer deutschen
und einer lateinischen Ausgabe. Der Text war
auf der Rückseite der Schnitte beigegeben. Die
uns merkwürdig vorkommende Wahl gerade
dieses Stoffes hatte für jene Zeit, weder was
das biblische Buch, noch was die Kunstgattung
anlangt, etwas Auffallendes. Schon längst
 
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