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XIII. Die letzten Jahre vor der niederländischen Reise.

Triumphpforte trägt das Datum 1515,
und tm gleichen Jahre wurde der An-
teil an dem Gebetbuch Maximilians vollendet.
Auch ferner war Dürer noch für den Kaiser
thätig. Der Holzschnitt mit den trefflichen Ge-
stalten der sogenannten österreichischen Heili-
gen gehört hierher. Die Beteiligung an den
Entwürfen für den Triumphzug wurde schon
besprochen; ebenso die Skizze zu einem neuen
Wagen von 1518, aus der der allbekannte
Triumphivagen Maximilians hervorging. In
jenem Jahre sah Dürer den Kaiser noch einmal
in Augsburg, wohin Maximilian zu dem da-
mals dort stattfindenden Reichstag gekommen
war. Eine Erinnerung an diese Tage ist die
ebenfalls schon erwähnte vorzügliche Porträt-
zeichnung in der Albertina zu Wien (Abb. 48),
auf welche Dürer schrieb:
„Das ist Kaiser Maximilian, den hab ich,
Albrecht Dürer, zu Awgspurg hoch oben aufs der
Pfalz in seinem kleinen Stichle kunterfett, do man
zalt 1518 am Mantag nach Johannes Tauffer."
Die zwei danach als Holzschnitte heraus-
gegebenen Porträts wie ein ebenfalls danach
gemaltes Brustbild legen durch die beigegebe-
nen Inschriften ein rührendes Zeugnis für die
Verehrung ab, die der Künstler feinem Kaiser
gegenüber empfand. Ansprechend ist es, ge-
rade auf jenen Aufenthalt in Augsburg eine
Anekdote zu beziehen, die durch Melauchthou
überliefert ist. Bei eiuem Versuch zu zeich-
nen, brach dem Kaiser die Kohle mehrmals ab,
worauf Dürer das Blatt mit raschen Strichen
vollendete. Als Maximilian verwundert au
ihn die Frage richtete, warum denn ihm die
Kohle nicht abbreche, gab der Künstler lächelnd
eine Antwort des Sinnes, das sei eben sein
Reich, der Kaiser habe schwerere Aufgaben.
Daß es in jenen Tagen an heiterer Laune nicht

fehlte, beweist ein sehr scherzhafter Brief, den
die Nonne Charitas Pirkheimer damals an
Dürer, Nützel und Spengler nach Augsburg
richtete. Es war eine Antwort auf einen Brief
der drei Freunde an Charitas, der ihr, wie
sie schreibt, por Lachen die Augen mehr als ein-
mal hatte übergehen lassenll Seiner weiteren
Verpflichtung gegen den Künstler entledigte
sich Maximilian diesmal durch die Anweisung
auf 200 Gulden Nürnberger Stadtsteuer, die
im Jahre darauf fällig waren; da der Kaiser
vor jenem Termine starb, hat Dürer aber da-
von nie etwas erhalten.
Jener Aufenthalt in Augsburg gab auch
den Anlaß zu einem Porträt des Kardinals
Albrecht von Mainz, dem ersten Porträtstich,
den Dürer ausführte.
Hier und da griff Dürer in jenen Jahren
auch wieder zum Pinsel. Von schlagenderWir-
kung sind dieziveidurchihreschönenBärteans-
gezeichneten Apostelköpfe in Florenz pon 1516.
Sie find in Wasserfarben auf ganz feine Lein-
wand gemalt (Abb. 49). Dürer nennt solche
Gemälde „Tüchlein". Er hat in dieser eine
rasche Arbeit ermöglichenden Technik manches
Stück genialt. Die Bestimmtheit und Schärfe
der Zeichnung wirkt bei der Anspruchslosig-
keit der anfgewandten Mittel uud dein dünnen
Farbenauftrag um so überraschender. Jene
beiden Brustbilder sind ganz frei und doch zu-
gleich höchst individuell entworfene Charakter-
köpfe. Weniger günstig wirkt das später fal-
lende Tafelgemälde der Lueretia in München.
Dürer hatte die Figur schon ein Jahrzehnt
früher entworfen, aber erst jetzt machte er sich
an die Ausführung. Es mochte ihn drängen,
eine Gestalt wie die Eva von 1507 in neuer
Durcharbeitung zu geben. Angesichts der kal-
ten und metallischen Wirkung des Bildes kann
 
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