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XII. Arbeiten für Kaiser Maximilian.

ckHeue Zeit glänzender stecherischer Thätigkeit
macht nun auf länger andern Arbeiten
Platz. Es handelt sich jetzt um die berühmte
Ehrenpforte Maximilians, um Dürers Anteil
an den Blättern seines Triumphzuges und um
das für ihn illustrierte Gebetbuch.
Im Jahre 1512 war der Kaiser nach
Nürnberg gekommen. Bekannt ist, wie er als
eine seiner Ausgaben ansah, sich und sein Ge-
schlecht zu verherrlichen. Rückhaltslos spricht
er sich im Weiskuuig hierüber in folgender
Weise aus: „Wer ihme in seinem Leben kein
Gedächtnus macht, der hat nach seinen: Tod
kein Gedächtnus, und desselben Menschen wird
mit dem Glockenton vergessen, und darum so
wird das Geld, so ich aus die Gedächtnus aus-
gib, uit verloren, aber das Geld, das erspart
wird in meiner Gedächtnus, das ist eine Un-
terdrückung meiner künftigen Gedächtnus"
Bei solcher Anschauung wäre es merkwürdig
gewesen, wenn er den größten Künstler seiner
Zeit nicht mit zur Verewigung seines An-
denkens herangezogen Hütte. Von den Be-
sprechungen, die damals in dieser Richtung
mit dem Meister stattsanden, legt uns nur
noch eine in jenes Jahr zu verweisende Skizze
eines Triumphwagens Zeugnis ab ch auf wel-
chem der Kaiser mit seiner Familie sich befin-
det. In wie weit etwa der Künstler damals
schon Entwürfe für die von Maximilian ge-
planten Werke lieferte, entzieht sich unserer
Kenntnis. Jedenfalls können ihn Arbeiten
für den Kaiser nur nebenbei in Anspruch
genommen haben, denn in die Jahre 1513
und 1514 fallen, wie wir gesehen haben,
außer den drei diese Daten tragenden be-
rühmten Stichen noch weitere neun Blätter,
dann aber waren andere Aufgaben zu bewäl-
tigen.

Der stolzeste Moment im Leben eines
Römers war, nach glücklicher Niederwerfung
eines Feindes in feierlichem Aufzug durch die
Stadt nach dem Kapitol ziehen zu dürfen; die
Kaiserzeit fügte die monumentale Erinnerung
an solche Auszeichnungen durch Errichtung
vonTriumphbogen hinzu. Mehrere davon bil-
den noch heute einen hervorstechenden Schmuck
des römischen Forums und seiner Umgebung,
und bei dem Wiedererwachen des klassischen
Altertums hat auf die nach Ruhm sich sehnen-
den Geschlechter jener Zeiten wohl kaum et-
was anderes einen so nachhaltigen Eindruck
gemacht als die Vorstellung von solcher höch-
sten Ehrung. Von dem Worte Triumph war
die Phantasie gefangen genommen. Das sieg-
reiche Walten Amors und des Sensenmannes,
der Tugenden und der Laster und anderer das
Leben beherrschender Mächte, wie des Reich-
tums und der Armut, veranschaulichte man
sich darum mit Vorliebe als einen Triumph-
zug. Allbekannt sind die „Mionü" Petrarcas,
die oft genug auch bildlich dargestellt worden
sind, und noch mehr direkt an das Altertum
knüpfte der großartige Triumphzng Cäsars
an, den Mantegna für einen Gonzaga in
Mantua entworfen hat. Dieses Werk hat
seinerseits das Vorbild für den Triumphzug
des Christentums von Tizian abgegeben, der
ans einer Folge von fünf schönen Holzschnitt-
blättern besteht4 In den Zeichnungen Cra-
nachs zu dem Gebetbuch Maximilians in Be-
sannon sehen wir gleichfalls die vier großen
Kirchenväter auf einem Triumphwagen sitzen,
an den die Symbole der vier Evangelisten
gespannt find. Ebenbürtig neben die groß-
artige Schöpfung Mantegnas tritt wieder et-
was später der Triumph des Reichtunis und
der Armut von Holbein d. I.
 
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