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Zülch, Walther Karl
Frankfurter Künstler 1223 - 1700 — Frankfurt a. M.: Diesterweg, 1935

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https://doi.org/10.11588/diglit.51235#0009
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III

VORWORT
Heinrich Sebastian Hüsgen faßte 1790 seine gesammelten Beiträge zur
Frankfurter Kunst als Artistisches Magazin zusammen. 1862 und 1867 er-
gänzte diese erste Frankfurter Künstlergeschichte Ph. Friedrich Gwinner,
unterstützt durch den Stadtarchivar Kriegk, zu seinen „Kunst und Künstler
in Frankfurt a. M. vom 13. Jahrhundert bis zur Eröffnung des Städelschen
Kunstinstitutes“.
Seit dem Erscheinen von Gwinners Buch ist die Kunstgeschichte eine
ordentliche Fakultät der Universitäten geworden, diese trat mit vielfachen,
auch strengeren Forderungen an die Durcharbeitung des Quellenmaterials und
die Art der Darstellung einer Künstlergeschichte heran. Die Fülle der seit 1870
erschienenen Einzelforschungen wies auf die Unzulänglichkeit der beidenFrank-
furter Künstlergeschichten von Hüsgen und Gwinner hin. Auch die Erkenntnis,
daß die in seltener Lückenlosigkeit erhaltenen Archivalien der Mainmetropole
und Messestadt Frankfurt für die Kunst des Reiches, wie überhaupt für die
gesamte Kunstgeschichte wertvollste Nachrichten bergen, forderte gebieterisch
eine Durcharbeitung des ganzen Quellenmaterials. Wenn ich heute darauf hin-
weise, daß aus meiner zwanzigjährigen Beschäftigung mit den Frankfurter
Archivalien die historische Persönlichkeit des großen Mathias Grünewald nach
vielhundertjähriger Verdunkelung wieder ein greifbarer Besitz des Deutschen
geworden ist, so mag der Vorwurf der objektiven Unzulänglichkeit gegen
Gwinner vom Standpunkt der heutigen Kunstwissenschaft begründet er-
scheinen. Der in Frankfurt geborene Maler Joachim von Sandrart begann in
seiner Teutschen Akademie 1675 die Verdunkelung, indem er den Namen
Grünewald erfand. Gwinner machte dann diesen Grünewald gar zu einem
Frankfurter und supponierte einen beliebigen Sachsenhäuser Weißgerber zu
dessen Vater. Das sind bedenkliche Wege, die jedenfalls nicht zur historischen
Erkenntnis geführt haben.
Als ich 1909 begann, mich mit Frankfurts internationaler Bedeutung als
Goldschmiedestadt um 1600 zu beschäftigen, versagte hier Gwinner vollstän-
dig, während die Quellen im Stadtarchiv überreichlich flössen. Damals erwuchs
mein Plan, eine Neuausgabe Gwinners vorzubereiten. Ich erfuhr die freudigste
Zustimmung und denkbar günstigste Förderung durch Frankfurts großen
 
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