Badisches Landesmuseum Karlsruhe: Inventare

Das 1919 gegründete Badische Landesmuseum in Karlsruhe ist das große kultur-, kunst- und landeshistorische Museum im badischen Landesteil Baden-Württembergs. Einige der im Karlsruher Schloss untergebrachten Sammlungsbestände reichen indessen noch weiter zurück und stammen aus den badischen Fürstenlinien, die sich seit dem 16. Jahrhundert für „Altertümer“ und Antiken interessierten.

Friedrich Maler (1799–1875), badischer Geschäftsträger beim Heiligen Stuhl, erwarb 1838 für die Karlsruher Kunsthalle Vasen und Terrakotten aus Unteritalien und Sizilien und legte damit den Grundstein für einen bis heute prominenten Sammlungsbestand. Malers Privatsammlung antiker Bronzen wurde 1853 angekauft.

Bereits 1850 hatte der Begründer der Altertumsforschung in Südwestdeutschland, der Stadtpfarrer und Vorsitzende des Altertumsvereins Sinsheim, Karl Wilhelmi (1785–1857), das Sinsheimer Antiquarium an die Großherzoglichen Sammlungen geschenkt. Die Ernennung des großherzoglichen Hofmalers und Leiters des Badischen Altertumsvereins, August von Bayer (1803–1875), zum Konservator der Altertümer und Kunstdenkmale im Jahr 1853 markierte die Anerkennung der Denkmalpflege als staatliche Institution und den Aufbau und die Einrichtung einer vaterländischen Altertümersammlung. Von Bayer oblag die Zusammenführung der an verschiedenen Standorten lagernden Objekte und die Einrichtung einer Altertumshalle, die sich jedoch bereits kurz nach der Eröffnung 1859 als zu klein erwies.

Sein Nachfolger, Ernst Wagner (1832–1920), widmete sich zunächst der Einrichtung des neuen Sammlungsgebäudes am Friedrichsplatz: In dem heutigen Naturkundemuseum war die Sammlung bis zum Ende der Monarchie ausgestellt. Über vier Jahrzehnte (1875–1919) prägte Wagner als Leiter die Geschicke der „Vereinigten Sammlungen für Altertums- und Völkerkunde“. Das 1878 von ihm eingeführte, nach Kriterien wie Material, Gattung, Herkunftsregion und Zeitstellung untergliederte Sammlungssystem gliederte den Bestand in mehrere, durch vorangestellte Großbuchstaben unterschiedene Inventare, die z.T. bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs weitergeführt wurden. Wagner integrierte dabei auch einige bereits bestehende, ältere Inventare, wie z.B. die Sammlung türkischer Trophäen des Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden (D-Inventar) oder auch das 1835 und 1862 begonnene Inventar der Großherzoglichen Gewehrkammer (G-Inventar).Das ab 1852 geführte Kunsthalleninventar der Vasen, Terrakotten und Bronzen löste er hingegen auf und übernahm die Objekte in das B- (Antike Vasen und Terrakotten) und das F-Inventar (Antike Bronzen). Die Ethnographische Sammlung (A-Inventar) und die Sammlung „Vaterländischer Altertümer“ (C-Inventar) erfuhren in der Ära Wagner enorme Zuwächse. Das vom langjährigen Leiter gegen Ende seiner Amtszeit bereits angedachte „Badische Landesmuseum“ wurde allerdings erst nach seinem Ausscheiden 1919 realisiert.

Nach dem Niedergang der Monarchie wurde 1919 das Badische Landesmuseum gegründet und im ehemaligen Residenzschloss eingerichtet. Das neue Museum vereinigte die Bestände der „Sammlungen für Altertums- und Völkerkunde“ und des Kunstgewerbemuseums (1890–1918) und wurde 1936 um das Münzkabinett erweitert.

Das seit 1878 gepflegte System der Buchstabeninventare wurde 1953 durch von Sammlungsbereichen entkoppelte Jahreszahlinventare mit fortlaufender Nummerierung abgelöst.