Iwein – digital

Der Iwein, früher auch bekannt als Der Ritter mit dem Löwen, ist der zweite Artusroman Hartmanns von Aue. Entstanden ist er um das Jahr 1200, und nach Ansicht der Forschung handelt es sich um sein letztes Werk. Auf jeden Fall ist es der am breitesten überlieferte Text Hartmanns und damit wohl auch jener, der am meisten und vor allem am längsten gelesen wurde. Die Überlieferungszeugnisse reichen bis ins 16. Jahrhundert.

Auf dieser Website finden Sie eine elektronische Textdatenbank zum Iwein, die sich noch im Aufbau befindet. Sie besteht aus einer virtuellen Handschriftenbibliothek, den Transkriptionen aller Überlieferungszeugnisse, der Edition ausgewählter Textzeugen und einer Reihe beigefügter Materialien. Damit wird einer der bedeutendsten Texte des deutschen Mittelalters in seiner komplexen und vielschichtigen Überlieferung zum ersten Mal gründlich und vollständig erschlossen. Viele Handschriften waren der Öffentlichkeit bislang nur eingeschränkt zugänglich, und abgesehen von den häufig untersuchten und mehrfach edierten Handschriften A und B haben die einzelnen Textzeugen wenig Aufmerksamkeit gefunden. Es ist davon auszugehen, dass diese umfassende Präsentation des Materials die Iwein-Forschung auf eine völlig neue Grundlage stellt. Es steht zu erwarten, dass sie zu ganz neuen Perspektiven auf Hartmanns Roman und dessen Textgeschichte führen wird. Darüber hinaus wird Iwein – digital aufgrund des Reichtums an Textzeugen überlieferungskritische Studien ermöglichen, die auf basale Fragen der Textkritik und der Überlieferungsgeschichte höfischer Literatur hinführen oder reagieren.

Fertiggestellt wurde zunächst die virtuelle Handschriftenbibliothek mit digitalen Abbildungen aller Handschriften und Fragmente. Hier finden Sie auch die Transkriptionen, die parallel zur Handschrift gesehen werden können (zunächst noch eine begrenzte Anzahl). Sobald die ersten Editionen abgeschlossen sind (Sommer 2023), sollen auch zwei Ansichtsmodi für sie zur Verfügung stehen, einer für Einzeltexte und einer für die synoptische Parallelstellung mehrerer Textzeugen.

In der Sektion Einführung finden Sie, neben einer Einleitung in diese digitale Ausgabe, eine (noch unvollständige) Darlegung der Prinzipien der Textgestaltung, sowie ein beschreibendes Verzeichnis der Handschriften.

Unter Materialien sammeln wir zusätzliche Arbeitsinstrumente, wie eine vollständige Verskonkordanz zum Iwein, eine Liste der Sonderzeichen in den Handschriften der Werke Hartmanns von Aue (es ist dieselbe für alle Editionsprojekte zu diesem Autor), eine Literaturliste mit zahlreichen eigens digitalisierten oder online verfügbaren Texten, sowie eine Sammlung neuzeitlicher handschriftlicher Dokumente, wie Emil Henricis Kollationen, die er für seine Edition von 1891 vorgenommen hat.

In der Abteilung Informationen finden Sie Details zum Projekt, zum Team, zur Funktionalität und zu den Nutzungsbedingungen.

Technisch erfolgen die Transkriptions- und Editionsarbeit im XML-Format nach den Richtlinien der Text Encoding Initiative (TEI). Für die konkrete Ausgestaltung der Kodierung folgen wir den Vorgaben von HeiEditions. Alle Bild- und Textdaten werden frei von Einschränkungen unter ‚open access‘-Lizenz online zugänglich gemacht. Zudem versteht sich Iwein – digital auch als ‚open science‘ im Sinne einer prinzipiellen Erweitbarkeit der Daten und Materialien.

Iwein – digital wird gemeinsam betrieben von Victor Millet, Emilio González Miranda und Lorena Pérez Ben (Universität Santiago de Compostela) in Zusammenarbeit mit der UB Heidelberg.