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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 35.1910

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[Heft 1-2]
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Sauer, Bruno: Ein altes Parthenonproblem
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https://doi.org/10.11588/diglit.29170#0090
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B. SAUER

motive in einer Weise betont, die dem Künstler den Vor-
wurf der Langweile wohl nicht ersparen würde. Dass der
Kopf dann nicht so gerade aufrecht zu denken ist, wie der
des fast teilnahmlos gelassen dasitzenden Jünglings D im
Ostgiebel, dass er nach vorn und nach A hin vorgestreckt
war und durch diese Haltung erkennen Hess, dass er aus
der Wendung' nach der Mitte hin in die entgegengesetzte
übergegangen war, das bleibt wohl ebenfalls innerhalb der
Grenzen erlaubter Vermutung. Und wie auch im übrigen
die Bewegung gewesen sei, die Einfügung des neuen Torso
gibt uns endlich die Möglichkeit, über die Composition der
Flügelgruppen abschliessend zu urteilen. Sieben Figuren (A,
A*, B-F) des linken Flügels stehen sechs (Q, S-W) und zwei
halben (B, R) des rechten gegenüber, drei Männer, drei Frauen
und ein halbwüchsiger Knabe dort, zwei Männer1, vier Frauen
und zwei Kinder hier. Rechnet man die beiden Kinder, die
wenig Raum einnehmen, als eine Figur, so beginnt die
rechte Flügelgruppe mit zwei zweifigurigen Gruppen, wäh-
rend links auf eine dreifigurige eine zweifigurige folgt. Den
Schluss machen in den Giebelecken links zwei, rechts drei
Figuren, von denen aber wiederum die letzten beiden enger
zusammengefasst sind. Nun wäre es ja nicht unmöglich, dass
rechts U, links A sowohl wie A* als Einzelfiguren wirken
sollen, aber nach dem, was wir über das Motiv von A* so-
eben ermittelt haben, ist eine solche Absicht des Künstlers
sehr unwahrscheinlich, die natürliche Auffassung vielmehr
die, dass links die zwei, rechts die drei letzten Figuren, trotz
dem sog. Carrey, zu engerer Gruppe zusammengefasst wa-
ren. Der Rhythmus der Flügelgruppen war dann: 2 + 2 + 3 —
2 + 2 + 3; d. h. es war innerhalb der Gesamtsymmetrie die-
selbe Freiheit erstrebt und erreicht wie in den Flügelgrup-
pen des Ostgiebels, wo die Formel lauten würde: (1+4)
+ (1 + 2) + 1 +1 —1 +1 + (1 + 2) + (1 +4).

Seit Michaelis in seinen Bemerkungen über die Compo-
sition der Giebelgruppen am Parthenon (Tübingen 1870)

1 Dass S männlich ist, wird hoffentlich nach meinem erneuten Beweis,
Weber-Laborde’scher Kopf 100 f., nicht mehr bezweifelt.
 
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