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ZUR TOPOGRAPHIE DES AMPHI AR EIONS
BEI OROPOS.
Die erfolgreichen Grabungen von Leonardos im Amphia-
reion bei Oropos förderten i. J. 1887 (2./14. Nov.) eine Inschrift
zu Tage, die für die Topographie des Heiligtums, wie Leo-
nardos selbst in seiner ersten Mitteilung (Ilgaxtixa 1890 [aus-
geg. 1893], 31) betonte, von ganz besonderer Bedeutung ist;
sie wurde von dem Entdecker i. J. 1891 in der ’Ecp. ägx- 71
dp. 34 veröffentlicht und ist seitdem in das Corpus und die
bekannten Handbücher übergegangen: IG. VII 4255 p. 734
(Dittenberger); Dittenberger, Syll.2 II 542 p. 228; Michel,
Rec. 586 p. 474. — Der Stein wird in dem kleinen Museum
der Ausgrabungsstätte verwahrt.
Die Inschrift ist ein Submissionscontraet mit genauen
topographischen und technischen Bestimmungen über die
Anlegung einer Wasserleitung (öxstög Mfhvoq xpiutroq) im hei-
ligen Bezirk. Leonardos hat die geforderte Anlage mit be-
stechenden Gründen einer von ihm aufgedeckten gleichzu-
setzen versucht, aber übersehen, dass einige Angaben der In-
schrift sich nicht damit in Einklang bringen lassen. Sonst
hat sich nur Dittenberger in seiner Sylloge näher mit der
Inschrift befasst, ohne jedoch zu einem anderen topographi-
schen Ergebnis als Leonardos gelangt zu sein. Erst eine zu-
sammenhängende Analyse der Inschrift unter Verwertung
der neuesten Ausgrabungsergebnisse wird lehren, dass Leo-
nardos’ Ansatz unhaltbar istl. Noch gar nicht aber ist die
technische Frage aufgeworfen worden, die wieder mit der
topographischen aufs engste verknüpft ist, inwiefern denn
die geplante Leitung praktischer war, als eine schon beste-
hende, die sich als unzulänglich erwiesen hatte. Um auf diese
1 Ich selbst hatte mich noch AM. XXXIII 1908, 77 für diesen Ansatz
ausgesprochen.
ATHENISCHE MITTEILUNGEN XXXV
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ZUR TOPOGRAPHIE DES AMPHI AR EIONS
BEI OROPOS.
Die erfolgreichen Grabungen von Leonardos im Amphia-
reion bei Oropos förderten i. J. 1887 (2./14. Nov.) eine Inschrift
zu Tage, die für die Topographie des Heiligtums, wie Leo-
nardos selbst in seiner ersten Mitteilung (Ilgaxtixa 1890 [aus-
geg. 1893], 31) betonte, von ganz besonderer Bedeutung ist;
sie wurde von dem Entdecker i. J. 1891 in der ’Ecp. ägx- 71
dp. 34 veröffentlicht und ist seitdem in das Corpus und die
bekannten Handbücher übergegangen: IG. VII 4255 p. 734
(Dittenberger); Dittenberger, Syll.2 II 542 p. 228; Michel,
Rec. 586 p. 474. — Der Stein wird in dem kleinen Museum
der Ausgrabungsstätte verwahrt.
Die Inschrift ist ein Submissionscontraet mit genauen
topographischen und technischen Bestimmungen über die
Anlegung einer Wasserleitung (öxstög Mfhvoq xpiutroq) im hei-
ligen Bezirk. Leonardos hat die geforderte Anlage mit be-
stechenden Gründen einer von ihm aufgedeckten gleichzu-
setzen versucht, aber übersehen, dass einige Angaben der In-
schrift sich nicht damit in Einklang bringen lassen. Sonst
hat sich nur Dittenberger in seiner Sylloge näher mit der
Inschrift befasst, ohne jedoch zu einem anderen topographi-
schen Ergebnis als Leonardos gelangt zu sein. Erst eine zu-
sammenhängende Analyse der Inschrift unter Verwertung
der neuesten Ausgrabungsergebnisse wird lehren, dass Leo-
nardos’ Ansatz unhaltbar istl. Noch gar nicht aber ist die
technische Frage aufgeworfen worden, die wieder mit der
topographischen aufs engste verknüpft ist, inwiefern denn
die geplante Leitung praktischer war, als eine schon beste-
hende, die sich als unzulänglich erwiesen hatte. Um auf diese
1 Ich selbst hatte mich noch AM. XXXIII 1908, 77 für diesen Ansatz
ausgesprochen.
ATHENISCHE MITTEILUNGEN XXXV
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