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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 35.1910

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Rodenwaldt, Gerhart: Zu den Grabstelen von Pagasae
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https://doi.org/10.11588/diglit.29170#0134
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G. RODENWALDT

sie auch die engsten zeitlichen Beziehungen verbinden; stam-
men jene doch aus den letzten Dezennien des vierten, wenn
nicht teilweise aus dem Anfänge des dritten Jahrhunderts.
Die Form ist dementsprechend die der Stele mit Bild; die
von den Weihreliefs stammende Naiskosform der helleni-
stisch-römischen Totenmahle —breites Format, Dach mit He-
gemones — kommt in Pagasae nicht vor.

Wenn in Pagasae fast sämtliche Stelen nur Malerei tra-
gen, so können wir darin nicht mehr als eine zufällige locale
Tradition oder Mode sehen* 1. In Attika spielt das Relief eine
ungleich grössere Rolle, wenn auch das zahlenmässige Ver-
hältnis hier wie anderorts noch der Untersuchung bedarf.
Doch kann die Wirkung der bemalten Reliefs keine wesent-
lich verschiedene gewesen sein, und eine Reihe erhaltener
attischer gemalter Stelen zeigt uns, dass Form und Bild die
gleichen waren wie bei den skulpierten Monumenten 2. Daher
können wir unbedenklich die pagasaeischen Gemälde als di-
recte Fortsetzung der attischen Stelenreliefs ansehen. Eine
andere Frage ist das Verhältnis zu den Reliefs mit Naiskos-
umrahmung, auf das ich unten zurückkomme.

Wie in Attika enthält die Mehrzahl der Bilder eine
sitzende Figur, meist ist es eine weibliche, von einer oder
mehreren stehenden umgeben. Nur einmal (126) ist allein
ein sitzender Mann ohne weitere Nebenfiguren dargestellt;
auf zwei Bildern finden wir das reizende Motiv der Mutter,
die den Kopf neigt und ihr Kind anblickt, das sich zwischen
ihre Kniee schmiegt, besonders schön auf Stele 50, die trotz

ment und Form 83 ; Furtwängler, Sammlung Sabouroff I 28 ff. ; Pfuhl,
Arch. Jahrb. XX 1905, 138 ff.

1 Über die vermutliche Bedeutung der Malerei in Thessalien schon in
archaischer Zeit s. Brunn, AM. VIII 1 883, 88 ; Heberdey, AM. XV 1 890, 213.

2 Auffallend ist die Übereinstimmung speciell mit den Marmorlekythen
in der Annahme einer beliebigen Horizontalen als Basis der Figuren (vgl.
Milchhoefer, AM. V 1 880, 185), ohne dass eine Bildfläche gemalt oder aus-
gespart ist, z. B. die Stele der Demokrateia (Ross a. a. O. ; Conze 52), des
Tokkes (Milchhoefer a. a. O. ; Conze 619 Tf. 120), der Mynno (Conze 178
Tf. 54), des Pamphilos (Conze 439 Tf. 100) u. a. m. In Pagasae kommt diese
Art nicht vor.
 
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