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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Editor]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 35.1910

DOI issue:
[Heft 1-2]
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Rodenwaldt, Gerhart: Zu den Grabstelen von Pagasae
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https://doi.org/10.11588/diglit.29170#0138
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126

G. RODENWALDT

sie schräg in den Raum stellt, zu mehreren aneinander drängt
und hintereinander aufbaut. Die Bezeichnung als Relief ist
streng genommen irreführend, denn es handelt sich um ein
wirkliches Aufbauen von Architektur und Figuren; es ist
dieselbe concrete Raumauffassung, die uns auf einem gros-
sen Teile der Weihreliefs begegnet, wo sie in dem bekannten
Asklepiosrelief National-Museum 1 377 (Svoronos Tf. 48 A-B,
S. 294 Stais, Guide S. 230 f.) ihren augenfälligsten Ausdruck
gefunden hat. Da also die räumlichen Freiheiten dieser Re-
liefs der speciellen Form der Monumente entspringen, sind
sie für die Geschichte der Tafelmalerei nicht ohne weiteres
verwertbar. Völlig verschieden in dem strengen Nebenein-
ander der Figuren, der Vermeidung von Schrägstellungen,
dem Verhältnis der Figuren zur Bildfläche sind die Stelenre-
liefs und die mit ihnen zusammengehörenden Marmorlekythen
und gemalten Stelen. Sie allein können für den Eindruck
gleichzeitiger Tafelgemälde herangezogen werden. Wenn sie
auch dafür nur einen geringen Wert haben, so trägt die Ein-
förmigkeit der Sujets und das selbstverständliche Zurück-
bleiben dieser Handwerksproducte gegenüber der Entwicke-
lung der grossen Kunst die Schuld. Als Beispiel dafür sei
nur die Tatsache genannt, dass die Stelenreliefs fast nie
einen schräg gestellten Stuhl1 und daher auch nie eine schräg
sitzende Figur enthalten, während die Stühle der Naiskoi
gewöhnlich schräg stehen und in der Vasenmalerei die
Schrägstellung, d. h. die Zeichnung der Stühle mit drei oder
vier Beinen, seit Meidias gang und gäbe ist.

Dass die Qualitätsunterschiede, wie wir sie in Attika
zwischen Stelen und Naiskoi finden, in Pagasae ganz gering
sind, wurde schon oben bemerkt. Dem entspricht auch ganz
äusserlich der unwesentliche Grössenunterschied beider Gat-
tungen. Es scheint also, dass sie zu einander convergieren,
eine Erscheinung, deren Anfänge wir bereits in Attika beob-
achten können. Trotzdem sind wesentliche Unterschiede zwi-
schen beiden geblieben.

1 Ausnahmen z. B. die Stele der Eukleia im Piraeusmuseum und die
gemalte Stele Conze I 54, wo eines der hinteren Stuhlbeine angegeben ist.
 
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