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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 35.1910

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[Heft 1-2]
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Rodenwaldt, Gerhart: Zu den Grabstelen von Pagasae
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https://doi.org/10.11588/diglit.29170#0139
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ZU DEN GRABSTELEN VON PAGASAE

127

Die Stelenbilder stellen sich nicht nur gegenständlich,
sondern auch formal als Fortsetzung der attischen Stelenre-
liefs dar; kleine Abweichungen von der normalen äusseren
Form, wie das Fehlen der Antenandeutungen und das häu-
fige Ausdehnen des Bildes auf die gesamte Breite der Ste-
len, darf man wohl nur als örtliche Besonderheit auffassen.
Das Verhältnis der Figuren zur Bildfäche ist ungefähr das
gleiche, nur scheint es, als ob im Allgemeinen die schmale
Fläche über den Köpfen der Figuren ein wenig höher wäre.
Nicht ein einziges Mal ist von dem strengen, reliefmässigen
Nebeneinander der Figuren abgewichen, die räumliche Tiefe
beschränkt sich auf den schmalen, von den Figuren einge-
nommenen Raum und ist durch den meist braun gemalten
Streifen des Bodens genau bezeichnet. Dagegen ist es bei der
Mehrzahl der Bilder üblich, die sitzenden Figuren in Schräg-
ansicht zu zeichnen und dementsprechend drei oder vier
Beine des Stuhles wiederzugeben. Von einer richtigen Linear-
perspective ist natürlich noch keine Rede. Immerhin dür-
fen wir wohl in diesem Fortschritt ein Eindringen von
Neuerungen erkennen, die die grosse Malerei schon über ein
Jahrhundert früher gemacht hatte. Für die Composition und
Coloristik von gleich grosser Bedeutung ist das, was uns die
Stelen über die gegenständliche und farbige Behandlung
des Grundes lehren. Bei den meisten ist der Grund eine ein-
fache farbige Fläche, rot oder violett. Für die sculpierten
Stelen werden wir danach ebenfalls eine regelmässige Far-
bigkeit der Bildfläche annehmen müssen. Dagegen enthalten
die attischen Stelenreliefs nie eine plastische Andeutung
irgendwelcher Localität durch den Hintergrund, und es
scheint, als ob wir auch hier einen zeitlichen Fortschritt auf
den bemalten Grabstelen vor uns haben. Allerdings muss
uns der violette Grund der sicher eine Scene im Freien dar-
stellenden Stele des Menophilos (26, ’Ecp. apx- 1908,55 Abb. 6,
2) davor warnen, jeden farbigen Grund als Andeutung einer
Wand aufzufassen. Rein künstlerische, coloristische Motive
haben offenbar zuerst die Farbigkeit des Grundes geschaffen,
die später die Darstellung einer farbigen Wand erleichterte.
Auf Weihreliefs finden wir Andeutungen des Innenraumes
 
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