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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 35.1910

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[Heft 1-2]
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Prinz, Hugo: Bemerkungen zur altkretischen Religion, 1
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https://doi.org/10.11588/diglit.29170#0182
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H. PRINZ

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eine, wenn auch mit anderen symbolischen Mitteln ausge-
drückte Analogie zu der Procession von Jasili-Kaja 1.

3. Die Göttin steht nackt, Lotusblüten in der einen,
Schlange oder Schlangen in der anderen haltend, auf schrei-
tendem Löwen. Dies ist die typische Darstellungsform der
Göttin der chetitischen Stadt Kadesch am Orontes. Bekannt
ist sie uns nur durch ägyptische Monumente, die von der
XIX. Dynastie bis in die Saitenzeit hinabgehen. So erklärt
es sich, dass in einigen Fällen Elemente der ägyptischen
Hathor, der sie gleich gesetzt wird, auf sie übergehen. Der
Kopfschmuck, die Gewandung, welche sie in einigen Fällen
trägt, sind dazu zu rechnen, nicht aber die Schlange2, die
Nacktheit und der Löwe. Eine Reihe Monumente sind bei
W. M. Müller, Asien und Europa S. 314 abgebildet3.

Diese Göttin ist eine Localform, aber keine Sonderform4
der kleinasiatisch - syrischen Magna Mater. Mit der Göttin

1 Die Göttin in Verbindung mit männlicher Gottheit zeigen von den
oben citierten Darstellungen ferner die Cylinder Ward, 27 Fig. 3.5. 26 Fig. 33.

,,! Die Darstellung der weiblichen Gottheiten des ägyptischen Pantheons
als Schlangen kann hier nicht als Erklärung herangezogen werden, sie ist
aus einer anderen Vorstellungsreihe erwachsen.—Die Schlange in Verbin-
dung mit der Göttermutter in späterer Zeit ist selten. Erinnern möchte ich
an die Münze aus Isinda in Pisidien (Imhoof - Blumer, Kleinasiatische
Münzen II 374, 7 Taf. XIII 12) und an Hipta, die nach der Überlieferung
bei Proklos (Commentar zum Timaios S. 124 C) den kleinen Dionysos in
einem Liknon, um das sich eine Schlange windet, auf dem Kopfe trägt.
Vgl. hierzu O. Kern, Genethliakon (C. Robert zum 8. März 1910) 93.

3 Zwei weitere besitzt das Nationalmuseum in Athen aus der Samm-
lung Dimitriu. Es sind Anhängsel, das eine aus Bronze, das andere aus
Fayence. Für die Typik ergeben sie nichts Neues. Sie stellen die Göttin
nackt, in dem einen Falle mit Gürtel dar, Lotusblüten und Schlange in
den Händen haltend, auf ruhig dahinschreitendem Löwen. — Vgl. für diese
Göttin auch W. Müller, Nacktheit und Entblössung 48.

4 Eine mir bekannte, vielleicht als Sonderform zu deutende, in ihrem
Wesen aber doch wohl auch der Magna Mater identische Göttin möchte
ich anführen. Die vorderasiatische Abteilung der Königlichen Museen in
Berlin hat vor zwei Jahren etwa einen Siegelcjdinder erworben, welcher
die Göttin auf liegendem Steinbock stehend zeigt, also die chetitich-syri-
sche Form der uns aus Monumenten römischer Zeit bekannten Kö.QebQog
des Juppiter Dolichenus.
 
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