Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 35.1910

DOI Heft:
[Heft 1-2]
DOI Artikel:
Prinz, Hugo: Bemerkungen zur altkretischen Religion, 1
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29170#0184
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
172

H. PRINZ

derselben Gottheit handelt. Dass wir in dem einen Fall eine
Localgottheit, in dem anderen die weibliche Hauptgottheit
des Pantheons vor uns haben, beweist nichts gegen die Iden-
tität. Die durchgehende Gleichartigkeit der chetitisch-kleina-
siatisch-syrischen Kulte können wir trotz der Überwucherung
und des Synkretismus einer späteren Zeit immer erkennen.
Der Charakter einer Staatsreligion bringt es mit sich, dass
ein Gott über alle seine Localformen erhoben werden muss,
ohne jedoch seine Identität mit ihnen zu verlieren.

So nennt der Bündnisvertrag zwischen Chattuschil, dem
König des Chetiterreiches von Boghasköi, und Ramses II.
neben dem cSutech (d. i. Teschub), dem Herrn des Himmels3
und dem "Sutech von Chatti ’ eine ganze Reihe weiterer
Sutechs, die mit einem Stadtnamen verbunden, also blos Local-
formen des Himmelsherrn sind. Vgl. dazu Ed. Meyer 635.

Die Nutzanwendung der aus den chetitisch-syrischen
Monumenten gewonnenen Resultate für die minoischen er-
gibt, dass dort durchweg die gleiche Symbolik herrscht.

Typus I stellt die minoische Magna Mater in ihrer nack-
ten Form mit den Händen unter den Brüsten dar (verein-
zelt auch bekleidet, so Nr. 2 die Bronzestatuetten und Nr. 3,
aber der Gestus ist derselbe), während uns in Typus II die-
selbe Göttin in Verbindung mit der Taube entgegentritt.
Dass auch die Schlangengöttin Typus III nur eine andere
Wesensform dieser Göttin ist, beweisen die chetitisch-syri-
schen Analogien, wobei auch noch besonders zu beachten ist,
dass sowohl in Gurnia wie in Palaikastro Tauben mit ihr zu-
sammen gefunden sind. Sie alle aber sind wiederum identisch
mit der opeia prjtriQ, der Göttin mit den Löwen des Typus IV.

Auch Typus V lässt sich nicht als weibliche Sonder-
gottheit auffassen, sondern ist ebenfalls nur eine Form der
Magna Mater. Symbol der Göttin sind in diesem Falle die
Mohnstengel, welche sie in den Händen hält. Mohn und Gra-
natäpfel galten und gelten heute noch bei Völkern als Sym-
bol der Fruchtbarkeit (Hepding, Attis 106). Unter den Sym-
bolen der chetitisch-syrischen Göttin erscheint der Mohn nicht,
dagegen finden wir ihn als Symbol der babylonischen Ischtar.
Oben, S. 29, sind eine Reihe Siegelcylinder angeführt, welche
 
Annotationen