176
H. PRINZ
In mannigfacher Form lebt er weiter, literarische und bild-
liche Zeugnisse lehren es. In den Kulten der Rliea, Brito-
martis und Diktynna finden sich viele Züge. So ist es denn
auch möglich gewesen, dass die griechische Rhea in relativ
allerdings erst später Zeit mit der phrygisch-kleinasiatischen
Kybele verschmelzen konnte, der sie in minoischer Zeit iden-
tisch war.
Nach Prinia wird der Kult der minoischen Göttermutter
bei der Anlage dieser Stadt übertragen und hält sich hier
bis in die historischen Zeiten; die alten Idole1, welche mit
denen von Gurnia und Knossos auf der gleichen Stufe ste-
hen, und die Kultstatue des Tempels 2, welche dem VII. Jahr-
hundert v. Chr. angehört, beweisen es. Auch in Praisos, dem
späteren Sitz der Eteokreter, wo wir es ganz besonders er-
warten müssen, lebt ihr Kult fort. Die grossen Terracotta-
löwen 3 vom ‘Altarhügel’4 und die Terracotten5, welche sie
in ihrer nackten Form mit wechselndem Gestus darstellen,
sprechen dafür. Ähnliche Terracotten gleicher archaischer
Formengebung sind auch sonst auf der Insel gefunden wor-
den, so in Axos6 und Krusonas (Mon, ant. VI 188 Fig. 25).
Weitere Beispiele werden die Ausgrabungen bringen.
Athen. Hugo Prinz.
1 Sam Wide, AM. XXVI 1901, Taf. XII und 248 Fig. 1-3; zu beachten
besonders Fig. 2 und 3: Armfragmente, um die sich eine Schlange windet.
3 Abb. nach Stefanis Reconstruction bei Pernier, Bolletino d’arte II 459
Fig. 13 und 14 = Karo, Arch. Anz. 1909, 98 Abb. 3.
3 Förster, BSA. VIII 277 Fig. 4 PI. XIII 2. XIV; Bosanquet, a.a.O. 256 f.
* So nennt ihn Bosanquet, bei Halbherr ist es Akropolis III.
5 Zumeist in der Nähe des Dorfes Vavelloi ausserhalb der eigentlichen
Stadt gefunden. Halbherr Amer. Journ. V 1901 PI. X; Dawkins, BSA. X 223.
G Jetzt im Museum zu Canea, noch unpubliciert.
H. PRINZ
In mannigfacher Form lebt er weiter, literarische und bild-
liche Zeugnisse lehren es. In den Kulten der Rliea, Brito-
martis und Diktynna finden sich viele Züge. So ist es denn
auch möglich gewesen, dass die griechische Rhea in relativ
allerdings erst später Zeit mit der phrygisch-kleinasiatischen
Kybele verschmelzen konnte, der sie in minoischer Zeit iden-
tisch war.
Nach Prinia wird der Kult der minoischen Göttermutter
bei der Anlage dieser Stadt übertragen und hält sich hier
bis in die historischen Zeiten; die alten Idole1, welche mit
denen von Gurnia und Knossos auf der gleichen Stufe ste-
hen, und die Kultstatue des Tempels 2, welche dem VII. Jahr-
hundert v. Chr. angehört, beweisen es. Auch in Praisos, dem
späteren Sitz der Eteokreter, wo wir es ganz besonders er-
warten müssen, lebt ihr Kult fort. Die grossen Terracotta-
löwen 3 vom ‘Altarhügel’4 und die Terracotten5, welche sie
in ihrer nackten Form mit wechselndem Gestus darstellen,
sprechen dafür. Ähnliche Terracotten gleicher archaischer
Formengebung sind auch sonst auf der Insel gefunden wor-
den, so in Axos6 und Krusonas (Mon, ant. VI 188 Fig. 25).
Weitere Beispiele werden die Ausgrabungen bringen.
Athen. Hugo Prinz.
1 Sam Wide, AM. XXVI 1901, Taf. XII und 248 Fig. 1-3; zu beachten
besonders Fig. 2 und 3: Armfragmente, um die sich eine Schlange windet.
3 Abb. nach Stefanis Reconstruction bei Pernier, Bolletino d’arte II 459
Fig. 13 und 14 = Karo, Arch. Anz. 1909, 98 Abb. 3.
3 Förster, BSA. VIII 277 Fig. 4 PI. XIII 2. XIV; Bosanquet, a.a.O. 256 f.
* So nennt ihn Bosanquet, bei Halbherr ist es Akropolis III.
5 Zumeist in der Nähe des Dorfes Vavelloi ausserhalb der eigentlichen
Stadt gefunden. Halbherr Amer. Journ. V 1901 PI. X; Dawkins, BSA. X 223.
G Jetzt im Museum zu Canea, noch unpubliciert.