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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 35.1910

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[Heft 3-4]
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Dörpfeld, Wilhelm: Die Arbeiten zu Pergamon 1908-1909, 1, Die Bauwerke
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https://doi.org/10.11588/diglit.29170#0373
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DIE ARBEITEN ZU PERGAMON 1908-1909 361

weissem Marmor, der später bei den Bauten Eumenes’ II.
und Attalos’ II. allmählicli üblich wurde. Die Verwendung
des schöneren und kostspieligeren Materials ist vermutlich
in Pergamon eingeführt worden, nachdem Eumenes II. seine
Stoa in Athen aus pentelischem Marmor erbaut und so die
Schönheit dieses Materials kennen gelernt hatte (s. AM. XVII
1892, 45). Man wird daher höchstens noch an den Anfang
der Regierung Eumenes’ II. denken dürfen. Für eine frühe
Erbauungszeit spricht ferner die Tatsache, dass das Propylon
und auch die Stoen noch einheimische äolische Formen zei-
gen, nämlich basenlose, nach dorischer Art canellierte Säulen
mit Blättercapitellen, während bei den späteren Marmorbau-
ten Pergamons, ebenso wie bei den athenischen Hallen des
Eumenes und Attalos, ähnliche äolische Säulen, aber schon
mit ionischen Basen, nur noch im Inneren verwendet worden
sind. Dass der noch aus dem III. Jahrhundert stammende
Tempel der Demeter, wie es scheint, in rein-ionischem Stile
erbaut ist, können wir dadurch erklären, dass vielleicht erst
Apollonis den äolischen Stil aus ihrer nördlichen Heimat
(Kyzikos) nach Pergamon mitgebracht hat.

Bevor wir durch das Propylon in den heiligen Bezirk
selbst eintreten, verdient die merkwürdige Höhenlage des
Torgebäudes unsere Beachtung. Von dem Brunnen im Vor-
hofe sind wir zum Propylon hinaufgestiegen und müssen nun
innerhalb des Tores wieder zehn Stufen zum Inneren des
Bezirks hinuntergehen. Wozu diese verlorene Steigung? Die
Anordnung ist in der Tat sehr unpraktisch und daher zu-
nächst unbegreiflich. Dies gilt aber nur für den, der aus der
Unterstadt zum Bezirk der Demeter hinaufsteigt. Zur Zeit
der Erbauung des Tempels und Altars, nämlich unter Phile-
tairos, kamen dagegen alle Besucher aus der Oberstadt zum
Heiligtum hinab. Die Stadt beschränkte sich damals auf den
oberen Teil des Berges, und das Demeter-Heiligtum lag noch
ausserhalb der Stadt. Ob letzteres trotz der inzwischen er-
folgten Erweiterung der Stadt auch noch bei der Errichtung
des Propylons, also zur Zeit der Apollonis, der Fall war, wis-
sen wir nicht, weil nicht bekannt ist, ob damals nur der
‘attalische’’ oder bereits der ceumenische’ Mauerring bestand.

ATHENISCHE MITTEILUNGEN XXXV

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