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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 35.1910

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[Heft 3-4]
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Dörpfeld, Wilhelm: Die Arbeiten zu Pergamon 1908-1909, 1, Die Bauwerke
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https://doi.org/10.11588/diglit.29170#0382
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370 W. DÖRPFELD. ' I. DIE BAUWERKE

immerhin auffallend und muss durch die Annahme gedeutet
werden, dass das Gebälk aus Holz bestand. Die weitere Auf-
deckung der Halle wird uns darüber Gewissheit bringen.

Die Nordstoa reichte nicht ganz bis an die östliche
Grenzmauer des Bezirks. In einem Abstande von 2,16 m vor
der Wand hörte sie auf und Hess so Platz zur xAnlage einer
breiten Treppe als Zugang zur Halle. Vier Stufen dieser
Treppe sind noch erhalten. Die letzte Stütze der Halle an
ihrem östlichen Ende muss westlich von der Treppe gelegen
haben, weil an der Ostmauer des Bezirks keine Spur einer
Ante zu sehen ist, und weil ausserdem der Abstand der letz-
ten Säulenspur von der Mauer für die Anordnung einer wei-
teren Säule etwas zu gross ist.

Von besonderem Interesse ist der vor der Halle liegende
Zuschauerraum. Obwohl wir von ihm wie auch von der Stoa
nur das östliche Ende aufgedeckt haben, dürfen wir ihn für
die ganze Länge der Nordseite des Bezirks annehmen. Er
bestand aus 9 Sitzreihen, die, wie der Durchschnitt in Abb. 6
zeigt, die gewöhnliche Form der antiken Theatersitze haben.
Ob die oberste Stufe noch eine wirkliche Sitzstufe war oder
schon zu den Trittstufen der Stoa gehörte, ist in dem auf-
gedeckten Teile der Stoa nicht zu entscheiden, weil dort
nichts von ihr erhalten ist. Hoffentlich bringt die weitere
Aufdeckung der Halle Klarheit über diesen Punkt.

Bei Entdeckung der Sitzstufen dachten wir natürlich so-
fort an den grossen Sitzraum im Telesterion von Eleusis
und erinnerten uns auch des deaigov xaxa töv ßoopöv in Oro-
pos. Auf den Sitzstufen unseres Theaters werden die Mysten
gesessen haben, wenn sie den Culthandlungen und religiösen
Vorstellungen zusahen, die in dem Bezirk und namentlich
an dem in seiner Mitte liegenden Hauptaltare stattfanden.
Auch ein Vergleich mit der Stufenanlage auf der Agora von
Priene liegt nahe, obwohl die Stufen dort wegen ihrer Ab-
messungen für Sitzreihen nicht gut geeignet sind; aber
auch dort liegt über den Stufen, allerdings etwas weiter zu-
rück, eine Säulenhalle.

Zur Veranschaulichung des jetzigen Zustandes der Rui-
nen in der NO-Ecke des Bezirks dient die Photographie auf
 
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